Kolumne «Katzenjammer»
Freigang ja oder nein? Von verirrten Stubentigern und Fitness für kranke Katzen

Freigang ist für Katzen wichtig. Aber was tun, wenn die Stubentiger nicht raus wollen oder können? Im ersten Text der neuen Kolumne «Katzenjammer» geht es um Versuche, seine Haustiere zur Bewegung zu animieren.

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Eine kranke Katze muss ins Fitness

Ich bestreite es nicht: Freigang für Katzen ist unglaublich wichtig. Wann immer möglich, sollte man den Tieren diese Freiheit zugestehen. Allerdings gibt es leider auch Grenzen des Machbaren. Meine Hauskatze Mar etwa leidet unter Katzen-Aids. Wegen ihres geschwächten Immunsystems wäre es gefährlich für sie, wenn sie draussen herumtollen würde – zumal sie auch andere Katzen und Kater anstecken könnte.

Geniesst die Aussicht: Mar.

Geniesst die Aussicht: Mar.

Bild: sma

Es bereitet mir keine Freude, Mar stets drinnen zu behalten. Immerhin auf dem Balkon kann sie frische Luft schnappen. Dort sonnt sie sich an schönen Tagen gerne. Hin und wieder öffne ich auch die Haustüre, damit sie das Treppenhaus erkunden kann. Diese Ausflüge fallen jeweils aber nur kurz aus. Überhaupt ist Mar – wie ich selbst – ein ausgesprochener Stubentiger. Sie ist überglücklich, wenn sie mit jemandem kuscheln kann; am liebsten mit meiner Freundin. Mich nimmt sie wohl vor allem als ihren persönlichen Dosenöffner wahr.

Tatsächlich führt Mar ein allzu gemütliches Leben. Sie ist übergewichtig, weshalb ich regelmässig mit ihr «trainiere». Glücklicherweise ist sie ganz verrückt nach Schnürsenkeln und kann es nicht lassen, ihnen nachzujagen. Ich bemühe mich jedenfalls darum, dass sie nicht auf dem Sofa vergammelt. Das hat den praktischen Nebeneffekt, dass auch ich nicht immer auf dem Sofa liege oder in den Computer glotze. Trotzdem: Von echter Fitness sind Mar und ich wohl noch ein ganzes Stück entfernt. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden …

Simon Mathis


Ein Stubenhocker verirrt sich

Mein Kater wäre eigentlich Freigänger. Nur leider ist Sims der grösste Stubenhocker, den es gibt. Durch die eigens für ihn installierte Katzenklappe (und teuerste Investition meines Lebens) geht er nur zögerlich raus. Viel lieber sitzt er gemütlich davor, bis man ihm von hinten einen sanften Schubs gibt. Draussen sitzt er dann zunächst zwanzig Minuten auf dem Sims und wird seinem Namen mehr als gerecht. Mehrmals täglich sage ich ihm, was meine Mutter früher immer gesagt hat: «Wenn blöd wettsch tue, gang doch use go spiele.»

Zwei Stunden miauen – bis fast die Feuerwehr kommt.

Zwei Stunden miauen – bis fast die Feuerwehr kommt.

Bild: zfo

Komischerweise gibt es ein anderes Fenster, das den Kater viel mehr interessiert: mein Schlafzimmerfenster. Dort kann er auf einem schmalen Sims raus und am Haus entlang spazieren, wohlgemerkt im ersten Stock, ein Fall wäre nicht so angenehm – für uns beide. Dort hat er sich vor kurzem auf einem kleinen Vordach «verirrt» und miaute so lange, bis ich kurz davor war, die Feuerwehr für eine Rettungsaktion anzurufen. Glücklicherweise reichte dann auch ein Klappstuhl, der als Leiter auf den Sims funktionierte. Manchmal überlege ich mir, ob mein Leben nicht viel einfacher wäre, wenn ich ihm sein Leben als Stubenhocker einfach gönnen würde.

Zéline Odermatt