Luzern
Café am Bundesplatz nimmt die nächste Hürde, doch die Situation bleibt kompliziert

Der Luzerner Stadtrat spricht sich für ein Café am Bundesplatz aus. Allerdings droht nach wie vor ein Abriss des Gebäudes, denn der Kanton will die Verkehrssituation am Kreisel eventuell neu regeln.

Matthias Stadler
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Seit Jahren geistert um den Bundesplatz in Luzern die Idee herum, direkt beim Kreisel eine kleine Gaststätte zu errichten. 2011 reichte eine einfache Gesellschaft um den Luzerner Architekten Iwan Bühler ein Gesuch für die Um- und Neunutzung des 1932 erbauten Dienstgebäudes ein. Das Ziel war damals wie heute dasselbe: Das heutige WC-Häuschen, in dem auch eine Trafostation von Energie Wasser Luzern (EWL) untergebracht ist, soll zum Café Fédéral umgebaut werden.

Eine Illustration der Initianten zeigt das angedachte Café.

Eine Illustration der Initianten zeigt das angedachte Café.

Illustration: PD

Viel Verkehr fuhr seither um den Kreisel herum, doch getan hat sich wenig. Vor knapp einem Jahr schliesslich reichte ein Initiativkomitee um den früheren Grossstadtrat Adrian Schmid ein Volksbegehren mit 1200 gültigen Unterschriften ein, das den «Erhalt des Servicegebäudes und der Lindenbäume am Bundesplatz» verlangt.

Kanton will am Bundesplatz bauen

Der Luzerner Stadtrat unterstützt das Anliegen nun, wie es in einem Bericht und Antrag an den Grossen Stadtrat heisst. Adrian Borgula, Umwelt- und Mobilitätsdirektor der Stadt Luzern, erklärt auf Anfrage:

«Das Gebäude hat einen hohen architektonischen und städtebaulichen Wert. Wir erachten dieses wie auch die Baumgruppe als unbedingt erhaltenswert.»

Zudem sehe man die Chance, mit dem Café den Bereich um den Bundesplatz zusätzlich beleben zu können und mit der «prächtigen Baumgruppe» die Aufenthaltsqualität an diesem «verkehrsgeprägten» Platz zu steigern.

Die Stadtluzerner Exekutive weist in ihrem Bericht aber auch darauf hin, dass die Umsetzung der Initiative verschiedene zu lösende Probleme bereite. Denn rund um den Bundesplatz, der eine Kantonsstrasse ist, ist ein Strassenprojekt vorgesehen. Was genau der Kanton Luzern allerdings plant, ist noch unklar, entsprechend ist auch der zeitliche Ablauf nicht geregelt.

Finanzielles Risiko für die Stadt

Der Stadtrat geht von 1,25 Millionen Franken aus, welche die privaten Investoren für den Umbau des Gebäudes hinblättern müssen. Es besteht laut dem Stadtrat aber die Möglichkeit, dass der Kanton das Gebäude in wenigen Jahren, frühestens ab 2026, abreissen lassen möchte. Dazu müsste die Stadt als Eigentümerin des Gebäudes vom Kanton enteignet und finanziell entschädigt werden. Das wiederum würde das Aus für das dann voraussichtlich bereits in Betrieb genommene Café bedeuten. Und folgerichtig würde das auch bedeuten, dass dieses von der einfachen Gesellschaft investierte Kapital für den Umbau des Gebäudes zu grossen Teilen bachab gehen würde.

Dieses Risiko will die Stadt nun abfedern und übernehmen: Sollte das Gebäude tatsächlich dereinst abgerissen werden, würde die Stadt den bis dahin nicht amortisierten Teil des Café-Projekts – im schlimmsten Fall etwa eine Million Franken abzüglich des Kantonsbetrags für die Enteignung – finanzieren, wie der Stadtrat im Bericht und Antrag erklärt. Wenn der Kanton das Gebäude aber nicht abreissen will, könnte das Café wie geplant weiterbestehen.

Inbetriebnahme frühestens 2024

Das Initiativkomitee zeigt sich derweil «hocherfreut» über das Ja der Stadtregierung, wie Adrian Schmid auf Anfrage sagt. Es sei eine erste wichtige Hürde, die man nun genommen habe. Doch auch er verweist auf die noch nicht geklärten Strassenbaufragen, die bei einer Annahme der Initiative allenfalls ungeklärt wären: «Es ist unsicher, wie sich der Kanton verhalten wird. Sollte er das Objekt abbrechen wollen, wird es sehr kompliziert, weil es gemäss kantonalem Bauinventar schützenswert ist und die Trafostation von EWL verlegt werden müsste.»

Das Geschäft geht nun in den Grossen Stadtrat mit dem Antrag, den Stimmberechtigten die Initiative zur Annahme zu empfehlen. Danach ist das Stimmvolk an der Reihe, voraussichtlich im Frühling oder Sommer 2023. Das Café Fédéral mit seinen rund 60 Plätzen im kleinen Gebäude und unter den Lindenbäumen könnte laut dem Stadtrat frühestens 2024 in Betrieb genommen werden.

VIdeo: Tele1