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Seit Juni dürfen Gastronomiebetriebe in der Stadt Luzern ihre Gäste am Wochenende bis 1 Uhr nachts draussen bewirten. Für Konflikte sorgte das bisher kaum. Es machen aber auch nicht alle mit.
Jeweils am Freitag- und Samstagabend dürfen Gastronomiebetriebe ihre Gäste bis um 1 Uhr draussen bedienen – dank des Pilotprojekts «Mediterrane Nächte», das seit Juni in der Stadt Luzern läuft. 46 Betriebe haben eine Bewilligung dafür eingeholt. Einer davon ist das Bistro Krienbrüggli an der Pfistergasse. Markus Kanthack vom Bistro sagt:
«Die Nachfrage dafür ist da. Der Vibe, der an lauschigen Sommerabenden entsteht, ist megaschön. Finanziell lohnt sich das für uns auf jeden Fall.»
Das Krienbrüggli profitiere von seiner Lage auf dem Weg zwischen dem Bahnhof und Ausgehlokalen an der Baselstrasse. Die Terrasse ist aber nicht automatisch jeden Freitag- und Samstagabend bis 1 Uhr geöffnet. «Wenn die Situation angeheizt ist und es absehbar ist, dass es laut wird, brechen wir früher ab». Dies sei etwa schon der Fall gewesen, als Polterabendgruppen bei ihnen Halt machen wollten. Mit Personalmangel hat er nicht zu kämpfen: «Auf unserer Liste für Aushilfen stehen etwa 30 Namen und wir erhalten Spontanbewerbungen.» In der gesamten Stadt Luzern gäbe es rund 100 Betriebe, die Boulevardflächen nutzen und sich für das Pilotprojekt hätten anmelden können.
Ein Restaurant, das sich dagegen entschieden hat, ist das «Mill'Feuille» am Mühleplatz. «Wir haben uns das lange überlegt und mussten uns fragen, was eine Verlängerung für uns konkret bedeutet», sagt Betriebsleiterin Alexandra Wüst. Um den Betrieb abends zu verlängern, hätte das «Mill’Feuille» entweder eine zusätzliche Schicht einführen oder die Arbeitszeiten ihrer Mitarbeitenden verlängern müssen. Beides sei keine Option gewesen, zumal nach der Sperrstunde noch aufgeräumt werden muss und das Restaurant um 8 Uhr wieder öffnet.
«Das Wohlbefinden unserer Mitarbeitenden steht an erster Stelle. Die Tage sind auch so schon sehr lange, umso wichtiger ist es, Ruhezeiten zu ermöglichen. Und mit der aktuellen Situation auf dem Stellenmarkt ist es zudem nicht so einfach, zusätzliche Mitarbeitende zu finden», begründet Wüst den Entscheid. Darüber hinaus sei es dem Restaurant wichtig, mit den Nachbarn ein gutes Verhältnis zu pflegen und auf deren Nachtruhe Rücksicht zu nehmen.
«Die Verlängerung um eine Stunde hat bisher nicht zu spürbaren zusätzlichen negativen Auswirkungen geführt», so Mario Lütolf, Leiter Stadtraum und Veranstaltung der Stadt Luzern. Markus Schulthess, Co-Präsident des Quartiervereins Hirschmatt-Neustadt, sagt:
«Bis jetzt haben wir weder positive noch negative Rückmeldungen zu den verlängerten Öffnungszeiten erhalten.»
Ähnlich sieht es beim Quartierverein Altstadt aus. «Im Verlauf des bisherigen Pilotteils haben wir keine Feedbacks erhalten», sagt dessen Präsident Marco Castellaneta. Dennoch sei Lärm ein grundsätzlich diskutiertes Thema in der Altstadt, wie die Generalversammlung des Vereins gezeigt habe. Die Luzerner Polizei ziehe ein positives Zwischenfazit, schreibt Mediensprecher Urs Wigger auf Anfrage.
Die Betriebe konnten sich für das Pilotprojekt bis Ende Mai bei der Stadt Luzern anmelden. Nachmeldungen sind nicht möglich. «Wir wollen nicht, dass sich die Ausgangslage während der Pilotphase laufend ändert», so Lütolf. Gemäss kantonalem Gastgewerbegesetz ist um 0.30 Uhr Sperrstunde für die Innenräume der Gastronomie, pro Jahr können Betriebe 52 Einzelverlängerungen beantragen. Jene, die nicht bereits über eine dauerhafte Verlängerung für den Innenbereich verfügen, melden die «mediterranen Nächte» laufend der Gewerbepolizei. Das Pilotprojekt dauert noch bis Ende September.