Startseite
Zentralschweiz
Stadt Region Luzern
Luzern soll bis 2040 klimaneutral werden. Doch welche der beiden Varianten, über die am 25. September entschieden wird, ist besser? Darüber diskutierten drei Grossstadträte an einem Podium.
Netto-Null oder CO2-neutral bis 2040 – so lautet die Absicht der Klima -und Energiestrategie der Stadt Luzern. Um das ambitionierte Ziel umzusetzen, gibt es allerdings (noch) zwei Varianten, eine forschere und eine softere, wenn man so will. Am 25. September entscheidet die Stadtluzerner Stimmbevölkerung darüber, welche zum Zug kommen soll. Bei einem überparteilichen Podium diskutierten je ein Befürworter der jeweiligen Variante und ein Gegner beider Vorlagen am Mittwochabend miteinander. Organisiert wurde es von der City Vereinigung Luzern, Neue Energie Luzern und dem Wirtschaftsverband Stadt Luzern, die allesamt den softeren Gegenvorschlag des bürgerlichen Komitees unterstützen.
Ein Hauptunterschied zwischen den beiden Varianten ist das CO2-Zwischenziel: Die Variante des Referendumskomitees will dieses bis 2030 auf 2,4 Tonnen pro Person und Jahr runterbringen – die von links-grüner Seite verschärfte Variante des Grossen Stadtrats hingegen sogar auf 1,2 Tonnen. Entsprechend braucht es eine Grossoffensive bei der Umstellung von Öl- und Gasheizungen auf alternative Heizsysteme und massiv mehr Fotovoltaikanlagen. Diskussionsleiter Christian Meier, stellvertretender Chefredaktor der «Luzerner Zeitung», fragte deshalb in die Runde, ob wir dafür genügend KMU, Personal und sichergestellte Warenströme haben.
«Ich sehe das Problem weniger bei der Ware, sondern eher beim Personal, auch wenn es zum Beispiel einen neuen Lehrgang für Solarinstallateure gibt», sagte Grüne-Grossstadtrat Lukas Bäurle, der die forschere Variante des Grossen Stadtrats vertrat. Gewiss bestehe ein Fachkräftemangel, doch das werde sich entspannen, denn die Nachfrage sei riesig, und diese bestimme letztlich das Angebot. Das sah FDP-Grossstadtrat Rieska Dommann vom Komitee für den Gegenvorschlag anders:
«Ihr streut den Leuten Sand in die Augen.»
Der Fachkräftemangel sei enorm – «wo sollen denn die Leute herkommen, die all die Fassaden dämmen oder etwa die Heizsysteme innert so kurzer Zeit ersetzen sollen?» Da bleibe am Ende nur, die Fachkräfte im Ausland zu rekrutieren. Was SVP-Grossstadtrat Patrick Zibung – seine Partei lehnt beide Varianten ab – wiederum bezweifelte. Er sagte:
«Im nahen Ausland laufen die gleichen Bestrebungen bezüglich Klimaschutz, also sind diese Fachkräfte auch dort gefragt.»
Diskutiert wurde selbstverständlich auch über Autos und Parkplätze. Denn hier unterscheiden sich die Varianten ebenfalls. Bei der schärferen soll der motorisierte Individualverkehr bis 2040 um 15 Prozent gegenüber 2010 sinken – bei der softeren soll der Verkehr einfach nicht weiter zunehmen. Für Dommann war klar: «Der Abbau von 3600 Parkplätzen ist unnötig, vielmehr sollten wir wie bisher für einen attraktiven ÖV und sichere Velorouten sorgen, dann steigen die Leute freiwillig um.» Zibung fand: «Den Autoverkehr muss man nicht justieren, zumal bis 2040 alle Fahrzeuge CO2-neutral unterwegs sein werden.» Da warf Bäurle ein:
«Es wird nie ganz CO2-freien Strom geben, ganz zu schweigen von der umweltbelastenden Batterieproduktion.»
Ohne Verhaltensänderungen bei der Mobilität liessen sich die Klimaziele nicht erreichen.
Für welche Variante sollen sich die Luzernerinnen und Luzerner also entscheiden? Geht es nach Zibung, dann für gar keine: «Denn die meisten Punkte sind nicht umsetzbar, etwa das Verbot für Verbrennungsmotoren.» Bäurle empfahl derweil beide Varianten zur Annahme und sagte: «Wir haben viele Gemeinsamkeiten, auch wenn unsere trotzdem besser ist.» Dommann plädierte für ein Ja zum Gegenvorschlag und ein Nein zur Variante des Grossen Stadtrats.
Darüber wunderte sich ein Zuhörer und fragte: «Warum empfehlen Sie nicht auch zweimal Ja? Es gibt schliesslich die Stichfrage.» Mit dieser Taktik provoziere das Komitee, dass am Ende beide Vorlagen abgelehnt würden. Dommann sagte: «Als Komitee des Gegenvorschlags ergreifen wir nicht Partei für die andere Variante.» Es sei Aufgabe der Parteien, diese Bedenken aufzunehmen und Wahlempfehlungen abzugeben.