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Stadt Region Luzern
Die Neuüberbauung des EWL-Areals wird viel teurer als geplant. Jetzt soll das Projekt überarbeitet werden. Doch für das neue Feuerwehrdepot drängt die Zeit.
Wohnungen, Büros der Stadtverwaltung und ein neues Feuerwehrdepot: Das alles sollte bei der geplanten Neuüberbauung des EWL-Areals im Stadtluzerner Tribschenquartier untergebracht werden. Doch jetzt kommt es zu einer überraschenden Wendung: Wahrscheinlich wird die Planung des Grossprojekts «Rotpol» gestoppt. Die Geschäftsprüfungskommission (GPK) des Grossen Stadtrates empfiehlt dem Parlament, den Bericht und Antrag zum «Rotpol» zur Überarbeitung zurückzuweisen. Grund: Das Projekt droht zu teuer zu werden.
Das zuständige Generalunternehmen, die Halter AG, habe Anfang März über einen «unerwarteten Preisanstieg» informiert, heisst es in einer Mitteilung der Bauherrin, der EWL Areal AG. Statt der ursprünglich budgetierten 196,5 Millionen sollte das Projekt nun 228 Millionen Franken kosten – ein Anstieg von 16 Prozent. «Die massive Kostensteigerung liegt im klaren Widerspruch zu früheren Bestätigungen des Totalunternehmers», so die EWL Areal AG. Dies sei «inakzeptabel».
Die Halter AG habe das ursprüngliche Kostendach zweimal bestätigt, sagt Anja Kloth, Geschäftsführerin der EWL Areal AG: einmal im September 2022 und einmal im Januar 2023. «Allen Beteiligten war damals bewusst, dass die Zahlen in den politischen Prozess gehen würden», führt Kloth aus.
«Wir hätten erwartet, dass uns die Halter AG spätestens im Januar einen Fingerzeig gegeben hätte, dass mit deutlich höheren Kosten zu rechnen ist.»
Preisschwankungen seien zwar normal, aber eine Erhöhung von 16 Prozent sei «wahnsinnig viel», sagt Kloth. Für die Kostensteigerung werden mehrere Gründe angegeben – unter anderem geht es ums Bauen im Untergrund. Doch diese Rahmenbedingungen seien schon lange bekannt gewesen. «Wie nachvollziehbar die Erhöhung ist, wird unsere interne Analyse zeigen», so Kloth.
Anja Kloth betont, dass die EWL Areal AG noch keinen Totalunternehmervertrag mit der Halter AG unterzeichnet habe. «Bisher liegen eine Offerte und eine unterzeichnete Vereinbarung für die Planung vor.» 2019 gewann die Halter AG den Wettbewerb für die Neuüberbauung des EWL-Areals, seit 2021 arbeitete die EWL Areal AG eng mit der Firma zusammen. Vom Projekt «Rotpol» selbst sei man nach wie vor «absolut überzeugt», sagt Kloth. Man setze alles daran, das Vorhaben zeitnah zu realisieren. Nach wie vor überzeugt vom Projekt zeigen sich auch die Aktionäre der EWL Areal AG – es sind dies die Stadt Luzern, EWL und die Baugenossenschaft ABL. Die Situation zwinge allerdings zu einer «umfassenden Lagebeurteilung», heisst es.
Auf die Frage, welche möglichen Schritte nun im Raum stehen, gibt sich Kloth bedeckt. «Es ist zu früh, um über mögliche Massnahmen zu diskutieren. Zunächst werden wir nun – parallel zum politischen Prozess – die Erhöhung des Kostendaches eingehend analysieren.» Erste Ideen sind übrigens schon auf dem Tisch. So stellen die Grünen in einer aktuellen Interpellation zur Diskussion, auf den geplanten Abbruch des EWL-Hauptgebäudes an der Industriestrasse zu verzichten.
Der Stadtrat sei «natürlich alles andere als erfreut über diese Entwicklung», sagt Finanzdirektorin Franziska Bitzi (Mitte). Die Exekutive unterstütze den Antrag der GPK auf Rückweisung. Darüber entscheiden wird das Parlament am 4. Mai. Der Stadtrat gehe davon aus, dass die EWL Areal AG ihre Analyse bis dahin vorlegen wird. Das werde es der Exekutive ermöglichen, den Bericht und den Antrag entsprechend zu aktualisieren.
Franziska Bitzi betont, dass die Stadt Luzern beim EWL-Areal nicht als Bauherrin auftritt. Sie ist allerdings Mitaktionärin und künftige Mieterin. Neben Büroräumen soll für die Stadt im Areal auch ein neues Feuerwehrgebäude entstehen. Und dort drängt die Zeit. Denn das heutige Feuerwehrdepot neben dem Neubad ist völlig veraltet und müsste spätestens 2030 erdbebensicher gemacht werden. Wenn der Neubau auf dem EWL-Areal bis dahin nicht zur Verfügung steht, müsste also ins alte Gebäude investiert werden, was gemäss Bitzi nicht nachhaltig wäre.
Das Projekt «Rotpol» steht schon seit längerem unter einem schlechten Stern. 2020 zogen sich Polizei und Ambulanz aus dem Projekt eines gemeinsamen Sicherheitszentrums zurück. Im Sommer 2022 kündigte die Halter AG dann überraschend eine Verlängerung der geplanten Bauzeit um ein Jahr an. Und vor kurzem wurde bekannt, dass die Stadt Luzern der EWL Areal AG ein Darlehen von 50 Millionen Franken sprechen soll, weil das Projekt zu wenig rentabel sei.
Sepp Moser trifft den Nagel auf den Kopf: 50 Mio Defizitgarantie, 32 Mio angekündigte Mehrkosten = 82 Mio oder rd. 50% neben dem Planungsziel bereits in der Budgetierungsphase: erstaunlich, wohl kaum. Hier sind es 230 Mio., beim Theater 130 Mio. (oder einige Dutzend Mio mehr) und ein neuer Tunnel zum Kantonsspital für unsere Touristen, ist sicher auch nicht gratis zu haben: was man sich mit fremdem Geld nicht alles wünschen kann! Ob man es sich leisten kann, müssen die Entscheidungsträger ja nicht verantworten. Die Stadt Luzern kann ja nicht "übernommen" werden, sollte sie sich "übernehmen."
Planung abbrechen, neuen GU suchen und mit klaren Vorgaben neu anfangen! Es reicht schon, dass die Stadt eine Defizitgarantie geben muss, weil das Projekt insgesamt nicht rentabel sein wird - da muss nicht noch gleich eine Investitionsruine daraus werden.