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Stadt Region Luzern
In Luzern ist mit «Dorfstadt» eine neue Genossenschaft gegründet worden. Im Vorstand sind einige bekannte Gesichter zu finden.
Rund 25 gemeinnützige Wohnbaugenossenschaften gibt es in der Stadt Luzern. Nun ist mit «Dorfstadt» eine weitere gegründet worden. «Bestehende Genossenschaften sind oft mit den eigenen Liegenschaften ausgelastet, die Kapazitäten für zusätzliche Projekte sind beschränkt», sagt Korintha Bärtsch. Die Grünen-Kantonsrätin bildet gemeinsam mit Architektin Dominique Neyerlin das Co-Präsidium von «Dorfstadt». Daher könne Luzern eine weitere Genossenschaft vertragen, zumal die Stadt bekannterweise einen Ausbau gemeinnütziger Wohnungen anstrebt.
Bärtsch reizt an der Genossenschaft die Möglichkeit, nicht nur politische Forderungen zu stellen, sondern Ideen auch selbst umsetzen zu können. Neyerlin wiederum die Chance, statt als Architektin als Bauherrin ein Bauprojekt begleiten zu können.
Ein solches liegt derzeit noch nicht vor. «Wir suchen für den Anfang ein bestehendes Mehrfamilienhaus, das wir übernehmen können», sagt Neyerlin. Später wolle man bei Ausschreibungen von Grundstücken im Baurecht für Neubauten teilnehmen. «Dafür brauchen wir eine erste Liegenschaft, um zu zeigen, dass wir etwas auf die Beine stellen können», sagt Bärtsch. Das städtische Areal Neubad/Feuerwehr in Luzern oder das Bell-Areal der Logis Suisse in Kriens seien sehr interessante Projekte. «Hier wären Kooperationen mit anderen Genossenschaften sinnvoll, die Grundstücke sind für uns allein zu gross.»
Den Dorfstadt-Vorstand haben die beiden aus dem persönlichen Umfeld rekrutiert. Darin finden sich weitere Grüne wie Rahel Estermann oder Andreas Kappeler. «Es ist aber kein Projekt der Grünen», betont Bärtsch. Andere Mitglieder, auch Dominique Neyerlin, hätten mit Politik nichts am Hut.
Wie der Name Dorfstadt sagt, wolle man Vorzüge der Stadt wie gute Erreichbarkeit und eine gewisse Anonymität mit jenen des Dorfs wie familiären Charakter kombinieren. So sollen sich die Leute gegenseitig aushelfen: Ältere könnten etwa Kinderbetreuung anbieten, Jüngere sonstige Unterstützung im Alltag. Baulich ist Folgendes angedacht, so Neyerlin:
«Wir wollen neben privaten Rückzugsräumen möglichst viele Gemeinschaftsräume und Treffpunkte realisieren.»
Durch ein flexibles Raumkonzept soll der Flächenverbrauch pro Kopf unterdurchschnittlich sein. «Eine Idee ist etwa ein Co-Working-Space für das Homeoffice. So könnte man dem Trend entgegenwirken, dass die Leute in grössere Wohnungen ziehen, um zu Hause einen Büroplatz zu haben», sagt Bärtsch. Zudem sollen Mieterinnen und Mieter Werkzeuge, Fahrzeuge, Spielsachen, Staubsauger etc. miteinander teilen, statt alles selbst zu besitzen. Ein weiteres Ziel ist, dass die Genossenschaftsmitglieder viel mitreden können, etwa bei der Entwicklung eines Bauprojekts.
Ein ähnliches Konzept, das auf viel Gemeinschaft setzt, gibt es in der Krienser Teiggi der Genossenschaft Wohnwerk. «Das ist vergleichbar, wir wollen den Fokus aber noch stärker auf die Vermischung mehrerer Generationen setzen», sagt Bärtsch.
Grösseres Kapital hat Dorfstadt noch nicht angehäuft. «Das ist ein Dilemma wie beim Huhn und dem Ei», erläutert Bärtsch:
«Ohne Kapital zu einem Projekt zu kommen, ist schwierig. Gleichzeitig ist es schwierig, ohne Projekt zu Kapital zu kommen.»
Doch man stehe erst am Anfang, sei motiviert und wolle vorerst möglichst viele Mitglieder gewinnen. Der Mindestanteil liegt bei tiefen 200 Franken. «Wir wollen einen möglichst einfachen Zugang ermöglichen», sagt Neyerlin. Das Ziel ist, diesen auch beizubehalten, wenn Wohnungen vermietet werden – der Pflichtanteil für eine Miete soll ebenfalls möglichst tief sein. Aber dafür müsste bis dann Kapital von anderer Seite vorhanden sein.
Korintha Bärtsch hat das Ziel, 2024 für den Luzerner Stadtrat zu kandidieren. Den Co-Präsidentinnen ist bewusst, dass bei einer Wahl eine Nachfolge für die Genossenschaft geregelt werden muss.