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Am Dienstagmittag hat Energie Wasser Luzern (EWL) das neue Rechenzentrum im Tribschenquartier offiziell eingeweiht. Der Umbau der ehemaligen Zivilschutzanlage kostete rund 30 Millionen Franken.
Den Warteggstollen im Stadtluzerner Tribschenquartier betraten die Medienschaffenden am Dienstagvormittag noch so gerne: Das Tunnelsystem bot eine willkommene Abwechslung zur Hitze, die noch immer in der Stadt Luzern herrscht. Anlass für die Begehung: Nach mehreren Jahren Planung und Umbau wurde am Dienstag das «Rechenzentrum Stollen» von Energie Wasser Luzern (EWL) offiziell eröffnet.
Das Tunnelsystem hat zwei Eingänge: einen für Personen, ein zweiter fürs Material – in erster Linie Server –, das Kundinnen und Kunden in den Stollen bringen. An beiden Eingängen bilden jeweils zwei Türen eine Schleuse, Sicherheit wird grossgeschrieben.
Wer im Rechenzentrum sogenannte «Racks» (Servergestelle) mietet, hat rund um die Uhr Zugang zum entsprechenden Gehäuse. Grundsätzlich kann jeder ein oder mehrere Racks mieten: ob Privatpersonen, KMU oder Grossunternehmen. Eintritt erlangen die Personen durch biometrische Gesichtserkennung. «Es befinden sich nicht immer Mitarbeitende im Stollen», erläuterte Marco Reinhard, Geschäftsführer der EWL Rechenzentrum AG. Überwacht werde das Zentrum von der Netzleitstelle, die auch den Strom und das Gas von EWL im Blick hat.
Der Warteggstollen wurde in den 1960er-Jahren als Zivilschutzanlage für 1000 Personen gebaut. Er hätte Unterschlupf für Regierungsrat sowie Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Luzern geboten, wurde aber nie genutzt. Laut EWL war der Aufwand für den Umbau massiv. Der Fels sei so hart gewesen, dass man teilweise nur mit gezielten Sprengungen vorwärtskam, erläutert Reinhard. Dafür biete die unterirdische Lage «höchsten physischen Schutz für sensible Daten». Insgesamt kostete das Projekt 30 Millionen Franken.
Eine Besonderheit des Rechenzentrums sei der Umgang mit der Energie, sagt Patrik Rust, Vorsitzender der EWL-Geschäftsleitung. «Wir verwenden für die Kühlung das Wasser des Vierwaldstättersees, das wir nicht extra abkühlen müssen», erläutert er. Zudem werde die Abwärme zurück ins Seewärmenetz geführt, das Haushalte in der Umgebung versorgt. Rust:
«In den meisten anderen Rechenzentren ist das nicht möglich, da sie weder in der Nähe von Seen noch von Wohngebieten stehen, sondern in Industriegebieten.»
Das zugeführte Wasser ist 13 Grad kühl, das erhitzte 23 bis 24 Grad warm. Sollte die Zufuhr des Seewassers ausfallen, gibt es im Rechenzentrum einen Puffer, im äussersten Notfall müsste man auf Trinkwasser zurückgreifen.
Apropos Ausfall: Auch für einen Stromausfall muss vorgesorgt werden – und das mit ziemlichem Aufwand. In einem der Räume steht ein imposanter Generator, der notfalls die Versorgung übernimmt. Er schluckt in der Stunde 580 Liter Diesel und könnte das Rechenzentrum drei Tage lang am Laufen halten. Wobei Marco Reinhard betont: «Natürlich kommt in der Anlage ausserhalb eines Notfalls ökologischer Strom zum Einsatz.» EWL will das Rechenzentrum nämlich CO2-neutral betreiben.
Besitzerin des Warteggstollens ist die Stadt Luzern; EWL hat das Tunnelsystem im Baurecht erhalten. Bereits jetzt hat die Stadt die Daten all ihrer IT-Systeme im Rechenzentrum platziert; es handelt sich um eine doppelte Sicherung, um die Gefahr eines Datenverlustes zu verringern.
Ein Hauch 60er-Jahre weht übrigens auch im Besucherraum; er sei dem Design im Film «2001 – A Space Odyssey» von Stanley Kubrick nachempfunden, so Reinhard.