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Die 17-jährige Gloria Howald nutzt die Skulptur «Hippomenes und Atalante» von Hans Erni für eine Kunstintervention. Sie will damit auf psychische Probleme von Jugendlichen aufmerksam machen.
Zahlreiche Passanten haben sich in den letzten Tagen über einen speziellen Anblick am Hans-Erni-Quai zwischen Luzerner Quai und General-Guisan-Quai gewundert. Das dort am See stehende Figurenpaar «Hippomenes und Atalante» des bedeutenden Luzerner Künstlers Hans Erni (1909–2015) ist vielfarbig eingeschnürt. Es handelt sich um eine Kunstintervention der 17-jährigen Luzerner Kantonsschülerin Gloria Howald und ist Teil ihrer Maturaarbeit. Sie untersucht darin, welche psychischen Folgen die Coronapandemie für Jugendliche verursachte.
Die Skulptur von Hans Erni illustriert eine Geschichte aus der griechischen Mythologie. Sie zeigt, wie Hippomenes die Jägerin Atalante in einem Wettkampf bezwingt. Diese Sage passe gut zu ihrem Maturathema, sagt Gloria Howald: «Der Wettkampf stellt für mich den inneren Kampf, das Ringen mit inneren Zwängen, Stimmen und Ängsten dar und zeigt den schwierigen Weg zurück zur Normalität.»
Gloria Howald versuchte in ihrer Maturaarbeit, sich mit Hilfe von Fragebogen in die Gefühlslage von psychisch beeinträchtigten Jugendlichen hineinzuversetzen und mit gezielten Fragen Beschreibungen ihres seelischen Befindens zu erhalten. Mit den in ihrer Kunstaktion verwendeten Materialien will sie «die innere Gefühlswelt der Jugendlichen nachbilden». Die orangenen und blauen Schnüre sollen «das beengende und zuschnürende Gefühl darstellen, welches die Jugendlichen in ihrer Entfaltung blockiert und ihnen das Bewältigen des eigenen Alltags verunmöglicht». Die Sandsäcke symbolisieren «die Schwere, die sie nach unten zieht, das Gefühl, im Erdboden zu versinken». Sie sollen «die grosse Herausforderung darstellen, aus eigener Kraft die psychische Krise zu bewältigen». Isolation, Zukunftsangst und Überforderung: Diese drei Grundbegriffe hätten die befragten Jugendlichen im Fragebogen oft als starke Belastung erwähnt.
Gloria Howald versteht ihre Installation als eine Form von Streetart. Sie hat dafür gemäss eigenen Angaben die Bewilligung sowohl der Stadt als auch der Hans-Erni-Stiftung. Die Kunstintervention soll noch bis 4. September sichtbar sein. Gloria Howald wird so oft wie möglich anwesend sein und Fragen von Passanten beantworten.