Stadt Luzern
Mehr Wohnlichkeit – weniger Altersheim-Groove im neu gestalteten «Rosenberg»

Betriebsleiterin Cati Hürlimann führt uns durch die neugestalteten Trakte im Viva-Betrieb Rosenberg in Luzern. Am Schluss lässt sie noch Joe Cocker erklingen.

Sandra Monika Ziegler Jetzt kommentieren
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Beim Eintreten in das Betagtenzentrum Viva Luzern Rosenberg kommt mit viel Licht und Leichtigkeit auf. Nebst dem Empfang wurden auch das Buffet im Speiserestaurant und die Toilettenanlagen erneuert. Es fällt auf, dass das Lichtkonzept und die hellen Farben das Alte mit dem Neuen harmonisch verbinden.

Auch die Wohnbereiche im Haus West bekamen ein Facelifting. Vorbei ist die Zeit der Doppelzimmer. In den drei neu gestalteten Wohnbereichen gibt es nur noch 17 Einzelzimmer mit einer integrierter Nasszelle. Ein grosser Tisch beim Eingangsbereich lädt zum gemeinsamen Essen. Wer das nicht mag, kann im Wintergarten in kleinerer Gesellschaft essen.

Der neugestaltete Aufenthaltsbereich mit viel Licht und dezenten Farben.

Der neugestaltete Aufenthaltsbereich mit viel Licht und dezenten Farben.

Bild: Patrick Hürlimann (Luzern, 22. Juli 2022)

Rund 11 Millionen Franken hat Viva in die Erneuerung investiert. Dabei seien aber nicht alle Investitionen gleich gut sichtbar, sagt Betriebsleiterin Cati Hürlimann. Gemeint sind etwa Fluchtwege, Brandschutzvorhänge oder erdbebensichere Wände. Erdbeben? «Die Richtwerte haben sich seit 1988 verändert, das musste beim Umbau berücksichtigt und war nicht diskutabel», erklärt sie. Der Umbau dauerte ein Jahr und fand mitten in der Coronazeit statt. Erst letzten November konnten die Bewohnerinnen und Bewohner vom Eichhof wieder zurück in den Rosenberg.

Rosmarie Stauber in ihrem Zimmer im neugestalteten Westhaus.

Rosmarie Stauber in ihrem Zimmer im neugestalteten Westhaus.

Bild: Patrick Hürlimann (Luzern, 22. Juli 2022)

So auch Rosmarie Stauber, sie empfängt uns in ihrem Zimmer. Die 93-Jährige hadert manchmal mit der jetzigen Situation, wäre lieber in ihrer kleinen Wohnung geblieben: «Jetzt muss ich hier bleiben, bis ich endgültig gehe.» Sie blickt zu ihrem «Ferrari» – so nennt sie ihren Rollator – und es kommt gute Laune auf. Mit dem sei sie oft und gern unterwegs, erzählt sie. Eine weitere Leidenschaft von Rosmarie Stauber ist es, den Mond und den Sternenhimmel zu beobachten:

«Ich schaue gern in den Nachthimmel, jedes Mal sage ich mir, bei solch einem Anblick kann niemand traurig oder gar wütend sein.»

In ihrem Zimmer stehen Möbel und Nippes mit viel Erinnerungen, so auch antike Puppen. «Ich wollte immer mehr Kinder als die zwei, die ich hatte», sagt sie und ein schelmisches Lächeln huscht über ihr Gesicht. Auch liest sie gern, die Bücher stapeln sich auf einem kleinen Tischchen neben ihrem Lesesessel, darunter sind Milena Moser oder auch Joachim Fuchsbergers «Altwerden ist nichts für Feiglinge». Stauber: «Dass ich mit meinen Augen noch so gut sehen und lesen kann, dafür bin ich sehr dankbar.»

Seit 19 Jahren ist Cati Hürlimann mit Herzblut dabei

Dankbar zeigt sich auch Cati Hürlimann. Sie ist mit Herzblut bei der Sache und liebt ihre Arbeit. Im September sind es 19 Jahre, die sie bei Viva Luzern tätig ist. Projekte hatte sie schon früher betreut. So war sie 2008 mit im Team, das die erste Übergangspflege gestalten und eröffnen durfte. Mit dabei war sie auch bei der Verselbstständigung zur gemeinnützigen AG. Und seit Januar ist sie als Betriebsleiterin befristet in der Viva-Geschäftsleitung. «Das gibt nochmals einen anderen Blick auf die Praxis und das gemeinsame Tun», sagt Hürlimann.

Den Fachkräftemangel kennt auch Hürlimann, sowohl in der Pflege wie auch in der Hotellerie. Aktuell seien hier im Rosenberg mehrere Stellen vakant. Hürlimann: «Von den Personen, die hier eine Ausbildung machen, sind über die Hälfte bereit, hier auch weiterzuarbeiten, es braucht aber mehr.» Den Beruf Pflegefachperson attraktiver zu machen, sei eine gesellschaftliche Herausforderung und eine tägliche Aufgabe. «Im Rosenberg versuchen wir so gut wie möglich die individuellen Wünsche der Mitarbeitenden aufeinander abzustimmen», sagt Hürlimann.

Die Chefin drückt – und Joe Cocker singt

Betriebsleiterin Cati Hürlimann betätigt die Jukebox.

Betriebsleiterin Cati Hürlimann betätigt die Jukebox.

Bild: Patrick Hürlimann (Luzern, 22. Juli 2022)

Auf dem Rundgang treffen wir Lucie, eine alte Katzendame. Nach dem Tod ihres Frauchens blieb Lucie allein zurück. Sie wird nun liebevoll von den Bewohnenden und dem Team umhegt. Zurück beim Eingang sticht ein Wurlitzer ins Auge. Deko? «Keineswegs», sagt Hürlimann und drückt gleich mal Joe Cocker. Die Jukebox war Deko bei einem Fasnachtsanlass. Die Bewohnerinnen und Bewohner wollten diese unbedingt behalten. Ein Weihnachtsmarkt machte die Finanzierung möglich. Und so klingen manchmal fetzige Töne durch den Eingangsbereich und es wird das Tanzbein geschwungen, wenn oft auch nur in Gedanken.

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