Die «Neue Luzerner Zeitung» und ihre Regionalausgaben suchen auch heuer den «Unbekannten Helden». Diese sind nötiger denn je, sagen Prominente.
Die 19-jährige hat bei einem Verkehrsunfall nicht lange überlegt. Sie hat gehandelt. Und einem Rollerfahrer, der unter den Lastwagen kam, rasch erster Hilfe gerettet. Im Rahmen der Aktion «Unbekannte Helden» der «Neuen Luzerner Zeitung» und ihrer Regionalausgaben wurde sie Mitte Januar mit dem Titel «Unbekannte Heldin 2012» ausgezeichnet. Gubser zeigte Zivilcourage. «Diese ist zunehmend gefragter», sagt der Zuger Ständerat Joachim Eder. Er fordert die Menschen auf, zu handeln statt wegzuschauen. Wir haben bei ihm und anderen prominenten Zentralschweizern nachgefragt, wer für sie ein Held ist (siehe Interviews unten). Alle betonen, dass in der Gesellschaft der Mut zur Unbeliebtheit gefragt ist.
Wer ist Ihr unbekannter Held? Ab sofort können wiederum bis dato unbekannte Personen aus der Zentralschweiz, die sich durch ihren uneigennützigen Einsatz für andere oder die Allgemeinheit auszeichnen, vorgeschlagen werden. Gerne laden wir Sie ein, uns solche unbekannte Helden vorzustellen. Die Kriterien sind die folgenden:
Wir suchen Menschen in der Zentralschweiz, die durch ihre aussergewöhnliche, aufopfernde, freiwillige Aufgabe auffallen. Dies sind etwa Personen, die durch ihr selbstloses, couragiertes Handeln anderen geholfen haben. Gesucht sind Kandidaten aus unserer Region, die nicht offizielle Vertreter von Behörden, Parteien oder Verbänden sind.
Für die jetzt laufende Ausschreibung für den Helden des ersten Quartals 2013 gilt: Schicken Sie uns eine kurze Beschreibung der heldenhaften Person mit Angabe von Name, Adresse, Alter, Telefonnummer sowie Ihre eigenen Koordinaten. Senden Sie diese Angaben bis spätestens Freitag, 1. März, an:
LZ Medien
«Unbekannte Helden»
Maihofstrasse 76
6002 Luzern
Selbstverständlich können Vorschläge das ganze Jahr über bis zur Wahl im vierten Quartal eingereicht werden. Aus den Quartalshelden erkürt Ende des Jahres eine Jury den «Unbekannten Helden». Führt Ihr Vorschlag zur Wahl eines Quartalshelden, winkt als Dankeschön ein 4-Gang-Saisonmenü für zwei Personen im Hotel Schweizerhof in Luzern. Die Serie wird zudem unterstützt durch Klug Krankenversicherung, B Swiss und das Fernsehen Tele 1.
Wer ist Ihr persönlicher Held?
Joachim Eder: Sicher nicht jene, die – wie dies unsere Zeit und unsere Gesellschaft wollen und auch ‹züchten› – Starstatus haben oder gar Nationalheldinnen und -helden sind, sondern Menschen, die oft unter schwierigen Voraussetzungen Dinge tun, welche nicht an die grosse Glocke gehängt werden. Menschen, die selbstlos im Stillen handeln und Entscheidendes bewirken, und zwar abseits der Mikrofone und Kameras! Wer bei seinem Tun in erster Linie die Öffentlichkeit sucht, ist für mich kein Held.
Was macht für Sie eine Heldentat aus?
Eder: Eine mutige, nicht alltägliche Tat mit Aufopferungsbereitschaft und Einsatz für andere. Oft wird dabei sogar das eigene Leben aufs Spiel gesetzt.
Unsere unbekannten Helden werden ausgezeichnet, weil sie Zivilcourage zeigen. Wie wichtig ist Zivilcourage für Sie und für Politiker?
Eder: Sehr wichtig. Ja, ich bin überzeugt, dass Zivilcourage zunehmend gefragter ist. Ich meine damit: handeln statt wegschauen, Rückgrat beweisen statt schweigen, etwas aus Überzeugung sagen und dann auch mit Entschlossenheit tun, selbst wenn daraus allenfalls persönliche Nachteile entstehen. Einfach ist dies nicht. Man holt sich damit sehr oft keine Lorbeerkränze.
Joachim Eder (61, Unterägeri) ist Ständerat für den Kanton Zug. Von 2001 bis 2012 war der Sekundarlehrer für die FDP Zuger Regierungsrat und Gesundheitsdirektor.
Wer ist für Sie persönlich ein Held?
Luitgardis Sonderegger-Müller: Ein Held, eine Heldin setzt sich uneigennützig für Schwächere ein, kämpft gegen Ungerechtigkeiten oder trägt dazu bei, dass zentrale Wertüberzeugungen und soziale Normen in der Gesellschaft gelebt werden. Es ist jemand, der sich durch einen speziellen Einsatz, eine Haltung von der Allgemeinheit abhebt. Ihm oder ihr ist das Gemeinwohl wichtiger ist als das eigene Wohl.
Was macht für Sie eine Heldentat aus?
Sonderegger:Eine Heldentat erfolgt bedingungslos, dahinter steht keine Berechnung, keine Gewinnabsicht. Bei einer Heldentat wird ein Risiko, zum Beispiel der Verlust von Image oder eine Gefahr, in Kauf genommen. Das persönliche Interesse ist zurückgestellt.
Wie wichtig ist Zivilcourage für Sie?
Sonderegger:Ich finde Zivilcourage etwas sehr Wichtiges. Ohne Zivilcourage werden wir ein Volk von Gehorchenden, von Ja-Sagern. Unheilvolle Kräfte und Mächte finden in einer solchen Gesellschaft einen guten Nährboden. Wir brauchen Menschen mit Zivilcourage, damit Werte wie Menschenwürde, Menschenrechte, Gerechtigkeit verankert und weiterentwickelt werden. Zivilcourage bewegt, während Schweigen und Zuschauen das Unrecht reinwaschen. Zivilcourage kann jeder von uns beweisen: Im Alltag, im Bus, beim Einkaufen, am Arbeitsplatz. Hier ist der Mut zur Unbeliebtheit gefragt.
Luitgardis Sonderegger-Müller (Sursee) ist Direktorin der Rodtegg in Luzern, der Stiftung für Menschen mit körperlicher Behinderung.text
Wer ist Ihr persönlicher Held?
Urs Dickerhof:Es gibt viele verschiedene Helden, in der Geschichte, im Sport, in der Gesellschaft. Für mich sind aber die grössten Helden jene Menschen, die im Alltag mit Situationen umgehen, die sie nicht beeinflussen können. Menschen, die mit einem Schicksal zu kämpfen haben, oder aber diejenigen, die uns mithelfen, besondere Lebenssituationen zu meistern. Bei mir beginnt die Heldentat bei der Definition, was ich für meine Mitmenschen tun kann, ohne dafür ausgezeichnet zu werden.
Was macht für Sie eine Heldentat aus?
Dickerhof: Wenn ein Mensch über sich hinauswächst, ohne danach zu fragen, ob für ihn ein Vorteil dadurch entsteht. Für mich werden ebenfalls in Vereinen viele tausend Heldentaten erbracht, Juniorenbetreuung im Sport, Freiwilligenarbeit allgemein.
Wie wichtig ist Zivilcourage?
Dickerhof:Zivilcourage ist extrem wichtig im Alltag. Es gibt Situationen, wo nicht gewartet werden kann, bis eine dafür ausgebildete Fachperson zur Stelle ist. Genau da ist Zivilcourage jedes Einzelnen gefragt. Es geht darum, aus der Situation heraus zu agieren, freiwillig und ohne vorher die eigenen Vor- und Nachteile final geklärt zu haben. Solche Aktionen werden oft von der Allgemeinheit nicht wahrgenommen und können daher nur selten verdankt werden. Man ist kein Held, wenn man Zivilcourage zeigt. Aber die Situation kann aus Zivilcourage eine Heldentat entstehen lassen.
Urs Dickerhof (59, Emmenbrücke) ist dieses Jahr als Kantonsratspräsident höchster Luzerner. Seit 2003 ist er für die SVP Finanzdirektor von Emmen. Zudem ist er Präsident des Innerschweizer Fussballverbandes.
Wer ist Ihr persönlicher Held?
Margrit Fischer-Willimann: Im Umfeld von Menschen mit schwerer Behinderung treffe ich verschiedene Helden. Die Betroffenen: Sie konzentrieren sich auf ihre Fähigkeiten, nicht auf die Behinderung. Sie setzen ihr Können im Alltag in der Wohngruppe und bei der Arbeit um. Das Betreuungspersonal: Es braucht Fachwissen, Geduld und grosses Einfühlungsvermögen in der Betreuung und Begleitung und muss auch in extrem schwierigen Situationen richtig reagieren. Die freiwilligen Mitarbeitenden: Mit ihrem uneigennützigen Einsatz setzen sie sich in ihrer Freizeit für andere ein. Die Angehörigen, deren eigene Bedürfnisse zweitrangig sind und die auf vieles verzichten.
Was macht für Sie eine Heldentat aus?
Fischer: Eine Heldentat ist für mich, wenn jemand die Bedürfnisse anderer höher wertet als die eigenen. Besonders bemerkenswert ist dies, wenn diese Einstellung über längere Zeit gilt und nicht nur eine kurzfristige Notsituation betrifft.
Wie wichtig ist Zivilcourage für Sie?
Fischer: Zivilcourage ist ein Ausdruck von Mut, Einfühlungsvermögen und uneigennützigem Handeln. Besonders Menschen mit schwerer Behinderung sind auf Mitmenschen mit diesen Charakterzügen angewiesen. Zivilcourage ist nötig, damit Menschen mit einer psychischen oder körperlichen Beeinträchtigung ihren Platz in der Gesellschaft finden und integriert werden.
Margrit Fischer-Willimann (65, Sursee) ist Präsidentin der Stiftung für Schwerbehinderte Luzern. Für die CVP war die Juristin von 1999 bis 2003 Regierungsrätin des Kantons Luzern.
Wer ist für Sie persönlich ein Held?
Beat Hensler: Helden sind für mich alle jene Mitmenschen, die hinsehen, wenn andere diskret wegschauen; Menschen, die sich nicht zu schade sind, sich einzumischen, wenn sich alle gestört fühlen und niemand etwas unternimmt.
Was macht für Sie eine Heldentat aus?
Hensler: Ein Held ist jemand, der uneigennützig und selbstlos für andere oder für unsere Gesellschaft handelt, ohne die Konsequenzen für sich in den Vordergrund zu stellen.
Unsere unbekannten Helden werden ausgezeichnet, weil sie Zivilcourage zeigen. Wie wichtig ist Zivilcourage für Sie, für Polizisten – und für die Gesellschaft?
Hensler: Viele Straftaten können dank wachsamer Bürgerinnen und Bürger aufgeklärt werden. Hinsehen statt weggehen ist das Motto. Zivilcourage ist für uns sehr wichtig. Ebenso wichtig ist aber, auch die Risiken einzuschätzen und sich nicht unnötig in Gefahr zu begeben.
Der Jurist Beat Hensler (56, Horw) ist seit dem 1. März 2003 Polizeikommandant des Kantons Luzern.