Da der Samichlaus in Altdorf die Kinder nicht besuchen kann, hat sich der Verein Nächstenliebe etwas anderes einfallen lassen.
Normalerweise wandert er im ganzen Dorf herum und besucht die Kinder in Altdorf. Der Mann mit langem silbernem Bart und leuchtender Laterne, dessen blaues Gewand für die Altdorfer unverwechselbar ist. Dieses Jahr müssen der Samichlaus und seine Schmutzli jedoch darauf verzichten: Auch der Samichlauseinzug wurde Opfer des Coronavirus. Der Verein Nächstenliebe Altdorf will aber, dass die Kinder und die Bevölkerung nicht gänzlich auf den Samichlaus verzichten müssen.
«Es ist natürlich sehr schade, dass der Samichlaus die Kinder in diesem Jahr nicht persönlich besuchen kann», sagt Andreas Baumann, Mitglied des Vereins Nächstenliebe Altdorf. «Wir hatten lange gehofft, dass es möglich ist. Uns wurde jedoch klar, dass der Besuch in der aktuellen Situation nicht durchführbar ist. Doch gerade in dieser speziellen Zeit ist es uns ein grosses Anliegen, dass unser schönes Brauchtum in angepasster Form stattfinden kann und wir den Altdorfer Kindern auch in diesem Jahr eine besinnliche Vorweihnachtszeit bereiten können.»
So überlegte sich der Verein, wie der Samichlaus dennoch präsent sein könnte und kam auf die Idee einer Videobotschaft. «Normalerweise besucht der Samichlaus die Kinder. Nun ist es für einmal umgekehrt und er lädt sie zu sich nach Hause ein», erklärt Baumann. «Die Kinder sind sonst normalerweise nervös, wenn der Samichlaus kommt. Nun sind es die Schmutzli, die nervös sind, wenn der Samichlaus nach Hause kommt.»
In Zusammenarbeit mit dem Altdorfer Fotografen Valentin Luthiger entstand das aktuelle Samichlausvideo. Der ganze Clip dauert etwa vier Minuten. Darin ist zu sehen, wie die Schmutzli die Guetsli backen und die Samichlaussäckli abpacken. Als dann der Samichlaus zu Hause ankommt, herrscht grosse Aufregung. Am Ende wendet sich der Samichlaus direkt mit seiner Grussbotschaft an die Kinder.
Das Video ist auf der Website der Nächstenliebe Altdorf sowie auf diversen Social Media-Kanälen zu sehen. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, überbringt die Nächstenliebe die Botschaft in kurzer Version auch auf den Bus-Bildschirmen der Auto AG Uri.
Auf ihre Päcklein mit Orangen, Nüssli und Lebkuchen müssen die Kinder in Altdorf aber nicht verzichten. «Wir verteilen diese in der Nacht von Samstag auf Sonntag», sagt Baumann. Und da der traditionelle Gottesdienst am Abend in der Pfarrkirche St. Martin nur mit 30 anwesenden Teilnehmern stattfinden kann, wird es einen Livestream geben.
Die Tradition der Nächstenliebe, den Samichlaus-Brauch zu pflegen, besteht nun schon seit 109 Jahren. «Für uns ist das neben der Fasnacht der wichtigste Anlass im Jahr», so Baumann. «In einem normalen Jahr besuchen wir mehr als 500 Kinder.» Seit Bestehen des Samichlausbrauchtums musste dieses erst wenige Male abgesagt werden: In den 1920er-Jahren wegen einer Grippeepidemie und während der Weltkriege.