Auf dem Werkhof in Flüelen fehlen Mitarbeiter – «Bei handwerklichen Berufen sind die Jungen heute zurückhaltend unterwegs»

Das Amt für Betrieb Nationalstrassen bietet Arbeit in über 25 verschiedenen Berufen. Nachwuchs zu finden, ist jedoch schwer.

Lucien Rahm
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Automobil-Mechatroniker Hansueli Hüglin in der Werkstatt.

Automobil-Mechatroniker Hansueli Hüglin in der Werkstatt.

Bild: Urs Hanhart (Flüelen, 30. Januar 2020)

Es sei ein milder Winter, den sie diesmal zu bewältigen haben, sagt Franz Püntener. Der Teamleiter ist beim Amt für Betrieb Nationalstrassen für den Strassenunterhalt von Amsteg bis Airolo zuständig. Der vergangene Mittwoch sei zwar ein Tag gewesen, der sie gefordert habe. «Ab 6 Uhr waren alle Räumungsfahrzeuge von Küssnacht bis Göschenen im Dauereinsatz.»

Betriebselektriker Josef Schuler kontrolliert im Werkhof Flüelen die Trafostation.

Betriebselektriker Josef Schuler kontrolliert im Werkhof Flüelen die Trafostation.

Bild: Urs Hanhart (Flüelen, 30. Januar 2020)

Abgesehen von solchen einzelnen Intensivtagen seien die Schneemengen in den vergangenen Jahren allerdings rückläufig gewesen, hat Püntener den Eindruck. «Die Schneefallgrenze steigt.» Auch beobachte er, dass die Wetterlage jeweils länger brauche, um sich zu verändern. Das mache die Arbeit für ihn und sein Team nicht unbedingt einfacher. Denn wenn wochenlang nasses Wetter herrscht, steige das Risiko von Naturereignissen. Ausserdem könne die Arbeit dann etwas an Vielfältigkeit einbüssen, wenn länger der gleichen Tätigkeit nachgegangenen werden muss.

Denn eigentlich biete der Job eben einiges an Abwechslung. Die knapp 70 Mitarbeiter des Winterdienstes sind nämlich nicht nur Chauffeure der Räumungslastwagen. Zu ihren Aufgaben gehören auch die Pflege der Grünflächen entlang der Nationalstrassen oder diverse Unterhaltsarbeiten. Zu Letzterem gehört beispielsweise die jährliche Reinigung des Gotthardtunnels. Hierin unterscheide sich das in Uri beheimatete Amt von solchen anderer Regionen. «Ein abwechslungsreicher Job zieht auch bessere Leute an», sagt Püntener.

Schlosser Sepp Loretz repariert im Werkhof Flüelen eine Schneefräse.

Schlosser Sepp Loretz repariert im Werkhof Flüelen eine Schneefräse.

Bild: Urs Hanhart (Flüelen, 30. Januar 2020)

In anderen Abteilungen des Amtes, das auf dem Werkhof in Flüelen sein Zentrum hat und rund 130 Personen in über 25 Berufen beschäftigt, würden hingegen nicht ausreichend Mitarbeiter angezogen. «Wir sind schon länger auf der Suche nach Elektroinstallateuren», sagt Michael Zgraggen, der eine Gruppe von Mechanikern leitet. «Der Markt ist etwas trocken.» Gute Elektroinstallateure würden heute oft Weiterbildungen absolvieren und würden dann anderweitig eingesetzt.

Martin Muheim (links) und Marco Jauch überholen im Werkhof Flüelen einen Tunnelventilator.

Martin Muheim (links) und Marco Jauch überholen im Werkhof Flüelen einen Tunnelventilator.

Bild: Urs Hanhart (Flüelen, 30. Januar 2020)

Externe müssen Mangel wettmachen

Auch Zgraggen sei bemüht, den Arbeitsalltag seiner Mitarbeiter mit etwas Abwechslung zu versehen. «Sie machen Pikettdienste wie auch solche in der Leitzentrale, wo sie die technischen Anlagen für ganze Tunnels steuern.» Um das Manko an Fachkräften wettzumachen, muss Zgraggen auf externe Mitarbeiter zurückgreifen. «Zudem haben wir Leute aus anderen Abteilungen weitergebildet, um sie zwischendurch bei uns einsetzen zu können.»

Offene Lehrstelle ist schwierig zu besetzen

Zudem bildet das Amt für Betrieb Nationalstrassen momentan fünf Lehrlinge aus. Im kommenden Sommer wird eine der Lehrstellen wieder frei – jene als Automobil-Mechatroniker. Die Tätigkeit befasst sich sowohl mit der Mechanik eines Autos als auch mit den elektronischen Gerätschaften, die darin verbaut sind.

«Bisher konnten wir jeweils aus mindestens zwei Bewerbern auswählen», sagt Bruno Inderkum, der die Automobil-Werkstatt auf dem Flüeler Werkhof leitet. Mittlerweile sei das Interesse jedoch offenbar gesunken. Bislang gebe es keine Bewerbungen auf die Stelle. Dabei wäre auch in der Autowerkstatt für Abwechslung gesorgt. «Wir warten rund 250 verschiedene Fahrzeuge und Geräte.» Dazu zählen unter anderem Polizeiautos, Lastwagen und die diversen Winterräumungsfahrzeuge, die derzeit repariert und im Sommer dann wiederum revidiert würden.

Systemtechniker Marino Walker in der Zentrale des Werkhofs Flüelen.

Systemtechniker Marino Walker in der Zentrale des Werkhofs Flüelen.

Bild: Urs Hanhart (Flüelen, 30. Januar 2020)

Ausgelehrte können weiterbeschäftigt werden

Bei handwerklichen Berufen seien die Jungen aber heute grundsätzlich «zurückhaltend unterwegs», hat Inderkum den Eindruck. Er gibt aber auch zu: «Die Ausbildung zum Automobil-Mechatroniker ist eine relativ anspruchsvolle Lehre.» Eine Idee könne es daher sein, einen Lehrling zunächst zum Automobilfachmann auszubilden, um ihn dann in einer Zusatzlehre zum Mechatroniker weiterzubilden. Auch komme man den Lehrlingen entgegen, indem sie nach Abschluss ihrer Ausbildung noch bis zu einem Jahr weiterbeschäftigt werden können, bis sie eine neue Stelle gefunden haben. «So können sie bei uns noch etwas Arbeitserfahrung sammeln», sagt Inderkum.