Seit kurzem geht sie in Katalonien auf Torejagd. Nachdem Jasmin Schuler anfangs noch sprachliche Hindernisse überwinden musste, fühlt sich die 19-Jährige nun bestens integriert. Am Montag startet sie mit dem Schweizer Nationalteam ins EM-Abenteuer.
«Ich wollte schon immer mal ins Ausland, um Rollhockey zu spielen», sagt Jasmin Schuler. Diesen lang gehegten Traum hat sie sich erfüllt. Seit August steht sie bei «Citylift Girona CH» unter Vertrag. In zwei Wochen startet die neue Saison. Dann wird sie sich in der besten Liga der Welt beweisen können.
Die Seedorferin hat sich in der 100'000-Einwohner-Stadt bereits bestens eingelebt. Girona liegt zirka 80 Kilometer und eine Autostunde nördlich von Barcelona und wird oft als die «geheime Schönheit» von Katalonien bezeichnet. «Girona ist wunderschön – mit einer atemberaubenden Altstadt», gerät Jasmin Schuler ins Schwärmen. «Ich musste mich zuerst an das komplett neue Leben gewöhnen, doch es gefällt mir.» Vor allem die Mentalität der Menschen imponiere ihr. «Ich mag die lockere Art der Leute, man kommt mit ihnen schnell ins Gespräch. Ich fühlte mich von der ersten Minute an willkommen.»
Jasmin Schuler wohnt bei einer Gastfamilie, bei der sie als Au Pair beschäftigt ist und sich um vier Kinder kümmert. Auch im Haushalt hilf sie mit. «So viel Zeit mit den Kindern zu verbringen, das macht unglaublich viel Spass.» Was ihr anfänglich überhaupt keine Freude bereitete, war der gewöhnungsbedürftige Dialekt der Katalanen. Seit kurzem besucht sie einen Sprachkurs. «Ich muss ja schliesslich verstehen, was der Trainer und meine Mitspieler mit mir besprechen», witzelt die Rollhockeyanerin.
«Hier fühlt man sich wie in einem Profileben.»
Jasmin Schuler bekam in den Trainings rasch zu spüren, dass ein etwas anderer Wind weht als beim RHC Uri. «Die Intensität ist hier deutlicher höher.» Dreimal pro Woche je zwei Stunden geht sie ihrer Leidenschaft nach. Auch Fitness steht einmal wöchentlich auf dem straffen Programm. In den Trainings geht es professionell zu und her. «Ich staunte nicht schlecht, als mir im Training ein Betreuter eine Trinkflasche in die Hand drückte. «In Seedorf musste ich mich noch selber um das Getränk sorgen. Hier fühlt man sich wie in einem Profileben.»
Jasmin Schuler trägt auf dem Trikot die Nummer 11. Eine logische Wahl: «Ich habe am 11.11. Geburtstag. Deshalb war diese Nummer die einzige Option», erklärt sie – und lacht. Die Saison beginnt in zwei Wochen. Die Seedorferin brennt auf ihren ersten Ernstkampf. «Ich bin bereit, die Vorfreude ist gross.» Im Cup konnte sie bereits mit zwei Toren auf sich aufmerksam machen.
Doch zuerst steht die EM an, die vom 8. bis 14. Oktober in Mealhada in Portugal über die Bühne gehen wird. Die Schweiz trifft innerhalb von sechs Tagen der Reihe nach auf Italien, Spanien, England, Deutschland, Portugal und Frankreich. Die ersten vier Nationen machen dann die Medaillen unter sich aus. Zum Auftakt bekommt es die Nationalmannschaft am Montag mit Italien zu tun. Spanien, Portugal und Italien sind zu favorisieren. Denn auf der Iberischen Halbinsel ist Rollhockey längst keine Randsportart mehr wie in der Schweiz. «Wenn wir unser Potenzial ausschöpfen können, liegen Deutschland und Frankreich in unserer Reichweite», sagt Schuler. England ist das Team, das von allen am schwächsten eingeschätzt wird.
Die Schweiz tritt mit einem sehr jungen Team an – gleich vier Spielerinnen geben ihr Debüt. Das Durchschnittsalter beträgt zirka 21 Jahre. «Eine Medaille wäre eine Sensation», gibt sich die Urnerin realistisch. Vielmehr richtet sich ihr Blick in die Zukunft. Vor zwei Jahren wurde vom Schweizerischen Rollhockeyverband das «Projekt 2020» lanciert. Die Schweizer Nati soll 2020 die Nummer 4 in Europa sein. Strukturen sind professionalisiert, in den Nachwuchs wurde investiert. «Wir sind auf gutem Weg, doch unser junges Team braucht Zeit, um die Spielphilosophie zu verinnerlichen.»
Die Meisterschaft in der spanischen Liga dauert bis Mitte Mai 2019. Ob es Jasmin Schuler danach wieder zurück in die Schweiz verschlägt, steht noch in den Sternen: «Ich kann mir gut vorstellen, noch länger in Girona zu bleiben. Ich fühle mich super wohl und lasse es auf mich zukommen.»