EXIL-URNER: Er fährt mit einem «UR»-Schild in Pattaya

Robert Tresch ist vor 25 Jahren nach Thailand ausgewandert. Als Erinnerung an seine Heimat beantragte er dort dieselbe Autonummer, die er in Uri hatte – und fährt dank etwas Glück heute mit «UR 7450» durch die Strassen Pattayas.

Carmen Epp
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Robert Tresch in Pattaya mit seinem Wunsch-Autoschild, das er bereits in Uri hatte. (Bild: PD)

Robert Tresch in Pattaya mit seinem Wunsch-Autoschild, das er bereits in Uri hatte. (Bild: PD)

Carmen Epp

carmen.epp@urnerzeitung.ch

Über 17 Jahre lang war Robert Tresch mit dem Kontrollschild «UR 7450» auf Urner Strassen unterwegs. Nun fährt er mit derselben Nummer durch den thailändischen Badeort Pattaya. Zu verdanken hat der Urner dies seinem Heimweh in der Ferne – und einem glücklichen Zufall.

Am Anfang jedoch stand das Fernweh: Nach seiner Kindheit und Schulzeit im Urner Bergdorf Bristen arbeitete Tresch viele Jahre als Automechaniker in Altdorf, zunächst als Angestellter einer Garage, später als Geschäfts­führer der Mototreff Altdorf AG.

Im Alter von 36 Jahren packte ihn die Lust, etwas Neues zu entdecken. Ein, höchstens zwei Jahre, die weite Welt bereisen und wieder zurückkehren – mit diesem Vorsatz verliess Tresch 1992 den Kanton Uri. Seine erste ­Destination kannte er schon von früheren Ferienaufenthalten: Thailand. «Mein Plan war es eigentlich, irgendwann weiterzuziehen», erinnert sich Tresch. Doch es kam anders: Im Badeort Pattaya lernte er eine Einheimische kennen – und lieben. Also ist der Urner geblieben. Und aus den ursprünglich geplanten ein, höchstens zwei Jahren sind in­zwischen 25 Jahre geworden.

Autonummer als Erinnerung an Uri

Sein Leben in Pattaya hat mit jenem in seiner Heimat nicht viel gemeinsam. Nur etwas ist gleich geblieben: seine Autonummer. Wurde ihm das Kennzeichen «UR 7450» damals als 18-Jährigem in Uri einfach zugeteilt, hatte er in seiner neuen Heimat plötzlich eine Wahl. Wer nämlich in Thailand ein neues Auto kauft und einlöst, kann jeweils angeben, welche Nummer er wünscht.

«Spezielle Nummern wie etwa die 1 oder 4444 werden in einer Auktion an den Meistbietenden versteigert», sagt Tresch. Er selber aber wollte ja nicht eine spezielle, sondern «seine» ganz persönliche Nummer, mit der er bereits im Kanton Uri unterwegs war: die 7450. Und er hatte Glück: Die Zahlenfolge war zu haben – noch dazu zum regulären Preis von 1500 Baht, was rund 40 Franken entspricht.

Zu einer thailändischen Autonummer gehören ausserdem zwei Buchstaben. Die entsprechen nicht – wie in der Schweiz – der Region oder Provinz (die wird unterhalb der Nummer mit angegeben), können aber auch nicht frei ausgewählt werden, sondern werden zufällig generiert. Bei 44 Buchstaben, die das thailändische Alphabet kennt, sind demnach für jede Zahlenkombination 1936 verschiedene Buchstabenkombinationen möglich.

Als Tresch seine Kennzeichen in den Händen hielt, staunte er nicht schlecht: Die Buchstabenkombination, die ihm zugeteilt wurde, sieht dem «UR» des lateinischen Alphabets sehr ähnlich. So sieht es – zumindest für Westeuropäer – so aus, als fahre da tatsächlich jemand mit dem Kennzeichen «UR 7450» durch Pattayas Strassen. Um diesen Eindruck zu bekräftigen, hat der Auswanderer noch ein «richtiges» UR und das Urner Wappen links und rechts neben das Kennzeichen geklebt. Sicher ist sicher.

Das spezielle Nummernschild bedeutet dem Exil-Urner viel, wie er sagt. «Es erinnert mich jedes Mal wieder an meine Zeit in Uri.» Schon bald will sich Tresch eine weitere Erinnerung an Uri nach Pattaya holen: einen Motorroller mit der Nummer 333, die er als Jugendlicher bereits an seinem Töff in Uri montiert hatte. Dafür muss er zwar schätzungsweise das Doppelte zahlen wie für seine Autonummer. «Aber das wär’s mir wert.»

Rückkehr kommt nicht in Frage

Nicht nur am Auto ist Treschs Herkunft präsent. Auch im «Edelweiss», dem Restaurant und Gästehaus in Pattaya, das er seit 1999 zusammen mit seiner Partnerin führt, setzt der Auswanderer ganz auf Swissness. Der Betrieb ist geschmückt mit Schweizer Fahnen, auf der Speisekarte werden neben thailändischen Spezialitäten auch Fondue, Rösti und Raclette angeboten, und immer mal wieder greifen Tresch und seine Gäste zu Akkordeon und Schwyzerörgeli, um gemeinsam ein «Zoogä-n-am-Boogä» zu spielen.

Aller Nostalgie zum Trotz: Eine Rückkehr nach Uri kommt für den 61-Jährigen zurzeit nicht in Frage. «Für Ferien im Sommer oder im Herbst gerne.» So kehrt Tresch mit seiner Partnerin einmal pro Jahr in seine Heimat zurück, um Familie und Freunde zu besuchen und zu wandern. Wieder das ganze Jahr hier zu leben, kann er sich nicht mehr vorstellen. «Nasses, kaltes und nebliges Wetter mag ich nicht.»