Marc Püntener hat den Blutmond zwischen den «Klingen» des Schärhorns fotografisch festgehalten. Fast wäre er um die Früchte seiner Anstrengungen gebracht worden.
Die totale Mondfinsternis vom vergangenen Freitag war mit einer Dauer von 103 Minuten die längste des Jahrhunderts. Zahlreiche Personen auf der ganzen Welt bestaunten den sogenannten Blutmond und versuchten, das Ereignis an einem ganz speziellen Ort einzufangen. Zu diesen gehörte auch der 25-jährige Attinghauser Marc Püntener. Ihm ist dabei im Schächental eine traumhafte Aufnahme mit dem hinter dem Schärhorn auftauchenden Blutmond gelungen. Am Samstagmorgen hat er das Foto auf Facebook und Instagram gepostet. Seither haben es rund 40000 Personen angeschaut. Auf Facebook erhielt Pünteners Bild 3400 Likes, auf Instagram 1100. Ähnliche Reaktionen erhielt Marc Püntener bisher nur im Jahr 2016 mit seinem Bild vom Gitschen-Totenkopf.
«Dass mein Spot gut ankommt, habe ich natürlich gehofft. Dass er aber gleich derartige Wellen werfen würde, das habe ich nun wirklich nicht erwartet. Die Leute schauen den Blutmond nicht einfach nur online an, sondern ich erhalte von verschiedensten Seiten Gratulationen und Komplimente. Und sogar auf der Strasse werde ich auf den Spot angesprochen. Das freut mich natürlich riesig.»
Fotografieren ist die grosse Leidenschaft des 25-jährigen Oberstufenlehrers. Angefangen hat alles im Jahr 2010 mit der Maturaarbeit Lichtgraffiti – bewegende Kunst mit Licht. Was damals mit Lightpainting bei Nacht und Dämmerung anfing, ist inzwischen zu einem zeitintensiven und faszinierenden Hobby geworden. Der Attinghauser erforscht vor allem seinen Heimatkanton Uri. Ungewohnte Perspektiven, Plätze, die kaum jemand kennt, und atemberaubende Lichtstimmungen locken ihn immer wieder nach draussen. Auf der Suche nach geeigneten Orten ist er oft auf Erkundungstour und holt sich Ideen vor Ort.
«Das Bild mit dem Blutmond und dem Schärhorn hatte ich im Voraus im Kopf. Ich konnte mir eigentlich genau vorstellen, wie es aussehen würde», erklärt er.
Und so beschreibt er die Entstehung in eigenen Worten: «Ich war den ganzen Freitagabend sehr nervös. Das Bild war schon lange geplant, Ort und Ersatzorte ausgerechnet. Ab 17 Uhr checkte ich pünktlich alle 15 Minuten die Webcam, auf der das Schärhorn ersichtlich war. Leider war der Gipfel praktisch durchgehend in den Wolken, und es schien kaum Veränderung in Sicht. Auch die Bilder der vergangenen Tage waren nicht wirklich ermutigend gewesen. Trotzdem riskierten wir es und fuhren um 20 Uhr für eine definitive Lagebeurteilung in Richtung Urigen. Mit Blick zum Schärhorn erkannten wir, dass sich die Wolken wie durch ein Wunder aufgelöst hatten. Schnell die Fahrbewilligung lösen und ab zum ersten Fotospot. Nach weiteren 15 Minuten Fahrt – am vorgängig ausgerechneten Platz angekommen – wollte ich den Mond pünktlich um 21.59 Uhr zwischen den ‹Klingen› des Schärhorns ablichten. Leider hatte sich in kürzester Zeit wieder ein riesiges Wolkenband gebildet, das nicht so schnell zu verschwinden schien. Ich realisierte, dass das Bild in der Dämmerung nicht mehr möglich war – die Enttäuschung war gross.
Schnell mussten wir uns entscheiden: Den zweiten Spot (22.25 Uhr) mit dem Schärhorn als Motiv riskieren, obwohl die Wolken nicht vielversprechend aussahen? Oder: Nach Attinghausen stressen und den Mond beim Ersatzspot ablichten? Wir entschieden uns, vorerst einmal nach Urigen zu fahren und die Lage neu zu beurteilen. Dort angekommen, wurde uns die Entscheidung abgenommen. Zwar war das Schärhorn immer noch in Wolken gehüllt. Allerdings würde die Zeit nie und nimmer für eine Fahrt nach Attinghausen reichen. Deshalb ging es wieder 10 Minuten den Berg hoch nach Obribi/Tristel. Dort konnte ich meinen Augen kaum glauben: Die Wolken waren praktisch weg, und der Blutmond sichtbar. Immer wieder verschwand der Mond zwar hinter feinen Wolkenschleiern, doch genau im richtigen Moment tauchte er ‹aus dem Schärhorn› empor. Welch schöner Anblick – und welche Erleichterung nach all den Strapazen!»
Marc Püntener dürfte so etwas wie der Spot des Lebens gelungen sein. Wie er erst im Nachhinein erfuhr, entstand das Bild genau neben jenem Ort, an dem seine Grossmutter aufgewachsen ist. «Zum Zeitpunkt des Spots wusste ich dies noch nicht», sagt er.
Mehr zu Marc Püntener und dessen Fotos gibt es unter www.puentener.ch