Zum zweiten Mal waren am Wochenende die Bienentage auf der Alp Gitschenen Anlass für ein vielfältiges Kulturprogramm.
An mehreren Plätzen auf Gitschenen in Isenthal wurde am Wochenende das kleinste und unentbehrlichste Haustier gefeiert. Ein Festival, das sich zum Ziel setzt, «einen kulturellen und informativen Beitrag zur Wertschätzung der Bergbienen zu leisten», wie aus der Mitteilung zur Veranstaltung hervorgeht.
Der Auftakt machte die Vernissage der Installation «Bee-City» des Urner Künstlers Florian Maritz auf der Alp Geissboden. Es sind viele bunte Bienenhäuschen, die zur Skulptur einer Stadt mitten in der Alplandschaft heranwachsen. Die Farbe der Häuser sei explizit auf die Wahrnehmung der Bienen abgestimmt und so fliegen diese erfreut um die Schule, das Hotel und das Restaurant zur Wabe der «Bee-City». Der Standort der Bienenhäuschen sei experimentell, auf der Höhe von 1600 Metern über Meer muss sich die Imkerei der bestehenden Topografie und den klimatischen Begebenheiten sowie deren Veränderungen anpassen, heisst es in der Mitteilung weiter. Die Imkerin Petra Gisler betonte die Wichtigkeit der Bienen, gerade in der Alpenlandschaft, und nennt sie ein «Spital der Biodiversität».
Den raren Honig der Gitschener Bergbienen kosteten die Besucherinnen und Besucher auf frischem Zopf und im eigens für das Wochenende gebrauten Honigbier der Isenthaler Mikrobrauerei Anderthaler. Das Summen aus der Distanz ist allgegenwärtig, wie aber klingt ein Bienenstock von innen? Der Musiker Beat Hofmann bespielte das Holzhaus auf der Schrindi mit Tonaufnahmen aus einem interdisziplinären Forschungsprojekt, das Bienengeräusche und -klänge näher ans Ohr bringt. Die rätselhaften Töne, mit speziellen Vibrationsmikrofonen aufgenommen, zeigten den Bienenkasten als vielfältigen und ungewohnt überraschenden Resonanzkörper. Innen- und Aussenraum vermischen sich bei Erzählungen zum Umgang mit den kleinen Insekten.
Abwechselnd zu den Tonaufnahmen liess die Imkerin Barbara Schück aus dem Zürcher Oberland die Zuhörerinnen und Zuhörer an ihrem ganz persönlichen Bienenmärchen teilhaben. Eine musikalische Hymne an die fleissigen Tierchen gelang im Anschluss der Urner Geigerin Alexandra Bissig mit «Liedern auf die Königin».
Am Abend füllte der Posaunist und Komponist Roland Dahinden mit den «Moorgesängen» die Betrufkapelle. Im Zwiegespräch mit Bienensummen entstand durch Alphorn, Posaune, Perkussion und Elektronik eine eindrücklich erzählerische Klangkulisse im Innenraum. Wieder im Aussenraum sagten die Besucher den Bienen gute Nacht. Vor dem Haus auf der Schrindi in Liegestühlen und im Gras liegend, lauschten sie dem täglichen Betruf. Kurz darauf erklangen Klaviermelodien aus dem geöffneten Fenster rein in die Nacht, gespielt von der Pianistin Hildegard Kleeb.
Dem Bienensummen ganz nahe kamen die Besucherinnen und Besucher erneut am nächsten Morgen auf dem Chengelboden, oberhalb der Alp Geissboden, beim «Yoga auf dem Berg». Inmitten von Alpenblumen und der vom Gletscher geformten Kalksteinlandschaft brachte die Tänzerin, Performerin und Yogalehrerin Anna Dahinden die Gäste zum Summen. Von weitem betrachtet, verschmelzten die Menschen und ihre Propellerbewegungen fast mit den fliegenden Insekten.
Schon bald gibt es erneut die Möglichkeit, die Gitschener Bergbienen von nahem zu erleben. Roland Dahinden komponierte anlässlich der letztjährigen 400-Jahr-Feier in Isenthal das Stück «Bann-Ruef». Aufgeführt wird das Werk gemeinsam mit dem Betrufer Beat Burch, dem Trio Hermisegg, dem Trio Bann und dem Gesangsduo Monika + Luzia. Zu hören ist dies am 21. August um 14 Uhr in der Betrufkapelle auf Gitschenen. (pd/RIN)