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Maximal 5 Personen, Maskenpflicht und Abstand halten: schwierige Zeiten für die Fasnächtler. Getrommelt werden kann nur in kleinen Gruppen. Trotzdem werden verschiedene Narrenblätter erscheinen – zum Teil in digitaler Form.
«Es gibt keine Ausnahmen während der Fasnacht.»
Erlaubt sind nur Ansammlungen und somit auch Fasnachtsgruppen bis zu fünf Personen. Empfohlen wird zudem, dass diese Personen aus maximal zwei verschiedenen Haushalten stammen. «Kommen mehr Menschen zusammen, müssen diese mit einer Ordnungsbusse in der Höhe von
50 Franken rechnen», stellt Planzer klar. Damit ist klar: Selbst wenn Schutzmasken getragen und ein Abstand von 1,5 Metern eingehalten wird, können gemäss den aktuellen BAG-Vorschriften nicht mehr als fünf Musikanten gemeinsam spielen. Die Schutzmaske gehört auch bei Fasnächtlern dazu. Wer an Orten, an denen es vorgeschrieben ist wie beispielsweise im öffentlichen Verkehr oder in Einkaufsläden, keinen Mund- und Nasenschutz trägt, den kann die Polizei mit 100 Franken büssen.
Macht die Polizei gezielt Kontrollen oder ist sie über die Fasnachtstage kulanter? Dazu Gusti Planzer: «Die Polizei wird während der Fasnachtstage präsent sein und mit Augenmass die Einhaltung der BAG Vorschriften kontrollieren.» Fehlbare Fasnächtler würden angesprochen und auf die BAG-Vorschriften aufmerksam gemacht. Sie würden mit einer in einer ersten Phase von der Polizei mit einer «wohlwollenden Kommunikation» ermahnt. «Führt das nicht zum Ziel, so werden uneinsichtige, fehlbare Fasnächtler gemäss den gültigen Strafbestimmungen gebüsst.» Das heisst, ihnen wird eine Ordnungsbusse aufgebrummt oder es kommt zu einer Anzeige bei der Staatsanwaltschaft.
Der Sonderstab Covid-19 hat die Regeln am Freitag in einer Mitteilung nochmals klar aufgezeigt. Bei Katzenmusik und anderen fasnächtlichen Produktionen - höchstens in Fünfergruppen - dürfen neben Trommeln und Pauken auch Blasinstrumente gespielt werden. Wenn mehrere Gruppen unterwegs sind, sei auf genügend Abstand zu achten, so der Sonderstab. «Es soll insbesondere keine Durchmischung zwischen den Gruppen stattfinden.» Allenfalls mitgebrachte Getränke und Speisen dürfen innerhalb der Gruppe konsumiert werden. «Werden Getränke und Speisen als Take-away von Ständen abgegeben, muss ein Schutzkonzept gemäss BAG-Vorgaben vorliegen und eine verantwortliche Person bezeichnet sein», heisst es in der Mitteilung weiter. Take-away ist gemäss geltender Regelung nur zwischen 6 und 23 Uhr erlaubt. Dazu sind die üblichen erforderlichen Standbewilligungen einzuholen.
Die Katzenmusikgesellschaft Altdorf habe sich zusammen mit dem Umzugskomitee bereits im vergangenen Oktober dazu entschieden, alle Katzenmusiken und den grossen Umzug am «Gidelmäändig» abzusagen, sagt Françoise Burkart, Präsidentin der Katzenmusikgesellschaft. «Wir haben uns bereits im Herbst mit Vertretern des Sonderstabs getroffen und verweisen auf die klaren Richtlinien des BAG und des Sonderstabs.»
Die Katzenmusikgesellschaft Altdorf vermietet keine Instrumente. Die Fahnen als Fasnachtsdekoration werden nicht aufgehängt. Die Bewilligung dazu wäre zwar vorhanden gewesen. Stattdessen werden diese in den Schaufenstern der Altdorfer Geschäfte zu sehen sein. Auf eine Fasnachtsplakette wird ebenso wie in den umliegenden Gemeinden verzichtet.
Die Fasnacht vermisse sie schon, sagt Françoise Burkart. «Je näher die Tage kommen, umso mehr ist das der Fall.» Auch die Vorbereitungszeit und die Vorfreude fielen dieses Jahr weg. Die Kinder hätten auch schon gefragt, ob es dieses Jahr gar nichts gebe. «Als Familie trommelnd durchs Haus zu marschieren und dann einen kurzen Abstecher in den Garten zu machen, das sollte möglich sein.»
Sie wisse auch von Fasnächtlern, die dieses Jahr einmal ganz ungewohnt über die närrischen Tage in die Ferien verreisen. Trotzdem: Die Unterstützung ist auch in diesen schwierigen Zeiten zu spüren. Die GV wurde schriftlich durchgeführt. Die Katzenmusikgesellschaft Altdorf hat 550 Mitglieder, 200 haben geantwortet. Françoise Burkart freut sich über die rege Teilnahme.
Die Altdorfer Nächstenliebe plant auch in diesem Jahr ein Narrenblatt zu veröffentlichen – und zwar aufgrund der besonderen Lage erstmals digital. «Dass wir als 120-jähriger Fasnachts- und Kulturverein einen Beitrag leisten wollen, war für uns schnell klar», betont Präsident Simon Raab auf Anfrage.
«Schliesslich sind kulturelle Beiträge zur Bereicherung des Altdorfer Dorflebens in unseren Statuten als Vereinszweck eingetragen – und in diesen aussergewöhnlichen Zeiten umso notwendiger.»
Der grossartige Erfolg sowie die vielen positiven Rückmeldungen zum elektronischen Samichlausauftritt im vergangenen Dezember haben die Mitglieder der Nächstenliebe motiviert, auch beim Narrenblatt auf digitaler Pionierwege zu gehen. «Heuer können wir unsere Leserschaft ganz unproblematisch und keimfrei erreichen, da unser normaler Absatzmarkt – die fasnächtliche Gasse – in diesem Jahr ja verständlicherweise nicht gegeben ist.» Das digitale Narrenblatt wird als Blog frei zugänglich auf der Website (www.naechstenliebe.ch) zu lesen sein.
Auch für Simon Geisser, Präsident der Katzenmusikgesellschaft Schattdorf, ist in diesem Jahr alles anders. Schweren Herzens musste der Vorstand den Entscheid fällen, dass die Katzenmusikgesellschaft Schattdorf 2021 keine Fasnachtsanlässe durchführen wird. Es gibt weder Katzenmusiken, ein Eintrommeln, noch die Kinderfasnacht. Auch der grosse Fasnachtsumzug am Samstag ist abgesagt.
Am meisten schmerzt Simon Geisser, dass die Katzenmusik der Stiftung Behindertenbetriebe Uri (SBU) nicht stattfinden kann. Die Menschen mit einer Beeinträchtigung würden sich immer riesig auf die Fasnacht freuen. Er erinnert sich, dass vor vielen Jahren der damalige Präsident Max Horat wegen des schlechten Wetters die SBU-Katzenmusik absagen wollte. Doch als er die schlechte Nachricht überbringen wollte, waren alle bereits am Vorbereiten und Schminken. Die Katzenmusik fand trotzdem statt. Das Coronavirus macht diesmal aber einen Strich durch die Rechnung. Punkt. Daran gibt es nichts zu rütteln.
«Eine Fasnacht, wie sie von uns geliebt und gelebt wird, ist nicht möglich», zeigt sich Simon Geisser ernüchtert. Ein Ausweichen auf eine Aktion über den Computer kann sich Simon Geisser nicht vorstellen: «Ich habe bereits während der Woche genügend am Computer zu tun. In der gegenwärtigen Situation sowieso.» Zudem sei es einfach nicht dasselbe, wie auf den Strassen und Gassen gemeinsam Katzenmusik zu machen. Und ein Bier in einer Beiz gehöre halt auch dazu.
Mit der Fasnacht 2021 habe er abgeschlossen, sagt Simon Geisser. Er blickt lieber in die Zukunft und bereits in Richtung Fasnacht 2022. Geisser hat sich den 23. Februar 2022 bereits rot in der Agenda angestrichen. Dann findet nämlich das Eintrommeln statt.
Die Katzenmusikgesellschaft (KMG) Erstfeld musste ebenfalls alle offiziellen Anlässe in der bevorstehenden Narrenzeit absagen. Ein wenig Fasnachtsstimmung soll aber trotzdem aufkommen. Daher wird das Narrenblatt Gibem auch in diesem Jahr erscheinen. Am Schmutzigen Donnerstag wird es bei Coop und Migros, im Hirschen-Shop und in der Druckerei Gasser für sieben Franken erhältlich sein. Die «Weschwyber», «Rätschtantä» und Erstfelder «Hirschä» können nicht auf ihre Touren durch die Restaurants. Auf ihren Wunsch hin hat sich der KMG-Vorstand bereit erklärt, die witzigen Beiträge der drei Schnitzelbankgruppen im diesjährigen «Gibem» aufzunehmen.
Im Urserntal muss ebenfalls auf die Fasnacht verzichtet werden. Marcel Wenger, besser bekannt als Jumbo, bleibt in Andermatt weiterhin Prinz Elevelinus – jedoch ohne Verpflichtungen. Er sei sehr traurig und habe jeden Morgen Tränen in den Augen, sagt er. Die Fasnacht habe in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen, dies vor allem auch, weil es die Guggenmusiken im Urserntal nicht mehr gibt.
120 bis 150 Personen nahmen in den vergangenen Jahren am «Morgenstreich» teil. Wenigstens wolle er sein zurzeit leider geschlossenes Restaurant, den Adler, dekorieren. Eigentlich wäre es jetzt die beste Zeit, denn der «Adler» ist traditionell die Hochburg der Dorffasnacht und zudem das Zunftlokal der Elvelinus-Gesellschaft. Das «Biräweggärännä» gehört sonst ebenfalls zur Fasnacht. Der Traditionsanlass wurde aber verschoben und findet – falls möglich – im März statt.
Für die Kinder ist trotzdem für Spass gesorgt. Sie dürfen sich verkleiden und mit ihrem Lieblingskostüm am Mittwochnachmittag, 17. Februar, auf dem Eisfeld in Andermatt zu den beliebtesten Disney-Hits tanzen. Alle verkleideten Kinder erhalten ein Geschenk. Die Veranstaltung sei coronakonform und von den zuständigen Behörden bewilligt, versichert Fränzi Stalder von Andermatt Urserntal Tourismus auf Anfrage. So ist das Eisfeld denn auch nur für Kinder bis und mit 15 Jahre geöffnet. Es gelten die Bestimmungen des BAG und das Schutzkonzept mit Maskenpflicht für Kinder ab 12 Jahren, Abstand halten und Hände waschen. Die Schlittschuhmiete ist an diesem Nachmittag gratis.