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Das Ehepaar Marcel und Gaby Rogenmoser übernimmt per Ende September das Hotel Restaurant Rössli in Seedorf.
Die Gastronomieszene wird in diesem anspruchsvollen Jahr enorm gefordert. Ein positives Zeichen in der arg gebeutelten Branche setzen die Urner Gaby und Marcel Rogenmoser. Das motivierte Paar übernimmt per Ende September das traditionelle Hotel und Restaurant Rössli in Seedorf. Die beiden freuen sich schon heute auf einen lebhaften Betrieb mit vielen Gästen.
Gaby und Marcel Rogenmoser warten am Stammtisch ihres künftigen Restaurants. Der Treffpunkt soll laut Marcel Rogenmoser die angestrebte Nähe der neuen Rössli-Gastgeber zu ihren künftigen Kunden symbolisieren. Für die Rogenmosers ist es wichtig, dass sich in ihrem Gastronomiebetrieb alle Gäste wohlfühlen: Vereine, Familien Bauarbeiter, Handwerker, Wanderer und Gourmetfreunde sind willkommen und sollen gerne wiederkommen. «Zufriedene Kunden bilden das Fundament eines erfolgreichen Unternehmens – unabhängig von der Branche», meint der künftige Gastgeber mit einem Lächeln. Das kulinarische Angebot wird neu ausgerichtet. Auf das Poulet im Chörbli wird das Paar bewusst verzichten. «Diese Spezialität bietet bei uns im Dorf das Restaurant ‹chez Gerlinde› im Waldheim bereits erfolgreich an. Da müssen wir uns nicht gegenseitig konkurrenzieren», ist Marcel Rogenmoser überzeugt.
Als gelernter Koch, ehemaliger Küchenchef und langjähriger Kadermann der Migros weiss er, was das Gästeherz begehrt: «Wir setzen auf einen freundlichen Service und eine gutbürgerliche Küche mit saisonalen und wenn immer möglich regionalen Produkten.» So werden Spargeln beispielsweise nicht bereits im Januar auf der Menukarte aufgeführt – sondern während der Hauptsaison von Mai bis zum 24. Juni, wenn gemäss einer alten Bauernregel die Spargelzeit endet.
Das Restaurant Rössli ist über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt für die Ländlerabende, die jeweils an ausgewählten Daten an Mittwochabenden stattfinden. «Das werden wir selbstverständlich beibehalten. Wir werden den Saal renovieren, damit diese Räumlichkeit mit der Atmosphäre zum gemütlichen Verweilen einlädt», sagt Gaby Rogenmoser.
Das Paar wird als Gastgeber das Restaurant und das Hotel Rössli vereinen. «Bisher wurden das Hotel und das Restaurant separat geführt. Wir werden die zwei Formate kombinieren, damit auch die Hotelgäste direkt vom Restaurantbetrieb profitieren können.»
Beim Rundgang durch ihr künftiges Bijou erklärt Marcel Rogenmoser ihre gemeinsamen Pläne, wie sie das Rössli auffrischen werden, ohne dass der ursprüngliche Charakter des Hauses verloren geht: Der Vinylboden erinnert an die 1980er-Jahre und wird durch einen modernen Steinboden mit Holzoptik ersetzt. «Möbel, Decke und Saal sind etwas in die Jahre gekommen. Da wollen wir eine moderne Kombination aus Holz und Stein», erklärt der neue Eigentümer. Der Vereinssaal kann neu zum Restaurant geöffnet werden, damit die Räumlichkeiten multifunktional genutzt werden können. Marcel Rogenmoser meint lachend, dass aus der «Raucher-Höhle» ein schmuckes Bistro mit einer Kinderecke wird. In diesem Bereich wird man beispielsweise seinen Kaffee geniessen können.
Doch wie kommt ein langjähriger Filialleiter der Migros Luzern zu dieser neuen beruflichen Ausrichtung? «Meine Frau und ich haben erfahren, dass sich eine Veränderung dieses Betriebes abzeichnet. Wir sind dann mit dem Inhaber Alois ‹Wisi› Marty ins Gespräch gekommen und Mitte Mai waren wir bereits handelseinig», freut sich Marcel Rogenmoser. Wisi Marty, der altersbedingt kürzer treten wird, meint: «Die Chemie zwischen uns hat sofort gestimmt.» Seine Lebenspartnerin Karina bestätigt schmunzelnd: «Wir haben nicht aktiv nach einer Nachfolge gesucht, wir haben sie einfach gefunden!» Alois Marty hat zusammen mit seinen Söhnen für die Renovation viel Vorarbeit geleistet, was der neuen Besitzerfamilie den Einstieg erleichtert.
Für Marcel Rogenmoser geht mit dem Restaurant Rössli ein Kindheitstraum in Erfüllung. Seine Koch-Lehre absolvierte er im renommierten Restaurant Wart in Hünenberg. Später war er Küchenchef im traditionellen Hotel Zugertor in Zug. Seit 26 Jahren ist er bei der Genossenschaft Migros Luzern tätig, wo er 2006 als Kadermann aktiv werden konnte und und sich in Betriebswirtschaft laufend weiterbildete.
Die gebürtige Seedorferin und ausgebildete Detailhandelsfachfrau, Gaby Rogenmoser, ist seit 27 Jahren in der Migros Urnertor in den Frischebereichen tätig – mehrere Jahre auch als Verantwortliche der Frischebereiche. Dieses Fachwissen und der professionelle Umgang mit Kunden werden sie bei den neuen Aufgaben als Gastgeberin unterstützen. Die zweifache Mutter und Familienmanagerin ist leidenschaftlich bei vielen kleinen Projekten aktiv und in der Region verankert, etwa durch die Seedorfer Fasnacht.
«Aus beruflichen Gründen hätten wir sicher nicht gewechselt. Wir beide schätzen unsere sehr guten Arbeitgeber», erklärt Marcel Rogenmoser. Doch: «Uns hat der Kanton Uri viel gegeben, jetzt möchten wir auch etwas zurückgeben. Eine solche Chance bekommt man im Leben nur einmal und die nutzen wir jetzt.» Das Ehepaar hat sich im Kanton Uri kennen gelernt, die Kinder gehen hier zur Schule und sie pflegen einen «wunderbaren» Freundeskreis sowie eine «tolle» Nachbarschaft. «Der Kanton Uri ist jetzt auch unsere berufliche Heimat», so Marcel Rogenmoser. Und Gaby Rogenmoser meint mit einem Augenzwinkern: «Als Kind wollte ich schon immer ein Rössli. Jetzt habe ich eines!»