In Seedorf donnerte eine Lawine bis hinunter ins Tal. Wegen des schlechten Wetters bleibt das Risiko im ganzen Kanton hoch.
Bis ins Tal hinunter sind die Hänge weiss, und laut Meteo Schweiz schneit es am Freitag weiter. Dabei warnt die Kantonspolizei schon jetzt vor der angespannten Lawinensituation und den glatten Strassen. Verkehrsteilnehmer werden gebeten, ihre Fahrweise entsprechend anzupassen. «Derzeit ist die Lawinengefahr hoch», so die Kantonspolizei Uri auf Anfrage. Die Lage könne sich am Freitag im Verlauf des Tages weiter verschärfen.
Bereits am Donnerstag kam es zu mehreren Lawinenniedergängen. Der Spektakulärste ereignete sich in Seedorf. Die Kantonsstrasse nach Bauen wurde komplett verschüttet. Die sogenannte «Fischlauwi» löste sich auf 2200 Meter über Meer und donnerte dann talwärts bis auf eine Höhe von 450 Metern. Sie stoppte erst kurz vor dem Urnersee.
Wir waren vor Ort:
Vier Meter hoch türmten sich die Schneemassen auf der Höhe Bolzbach, wo sonst die Autos über die Kantonsstrasse fahren. Die darüber verlaufende A2 ist durch eine Galerie geschützt und wurde deshalb verschont. «Zum Glück wurden keine Personen oder Fahrzeuge verschüttet», sagt der Seedorfer Feuerwehrkommandant Iwan Albert. Die Erleichterung war ihm gestern anzusehen.
Mitten in der Nacht auf Donnerstag, um 2 Uhr, ging der Alarm raus. Sofort rückte die Feuerwehr aus und sicherte das Gefahrengebiet. Zu gross ist noch immer das Risiko, dass weitere Schneemassen kommen. «Dort wo die Lawine durchgegangen ist, ist nun der Weg frei», erklärte Albert. «Weiterer Schnee kann so leicht nachkommen.» Das sei wie eine Rutschbahn.
Ein Anwohner, der unweit neben dem Lawinenkegel wohnt, räumte seinen Parkplatz vom Schnee frei. Er zeigte sich unbeeindruckt vom Naturereignis neben seinem Haus. «Wir sind uns das gewohnt», sagte er trocken. Tatsächlich kam die «Fischlauwi» vor Jahren auch schon bis ins Tal.
Noch ist die Kantonsstrasse zwischen Seedorf und Bauen gesperrt – für Fahrzeuge und Fussgänger. Die Lage wird am Freitag, um 8 Uhr, neu beurteilt. Nicht nur in Seedorf kam es zu einer Lawine, sondern auch im Bristenlauital. Der Alarm wurde um 4.38 Uhr ausgelöst. Dass auch hier weder Personen noch Gebäude zu Schaden kamen, ist grosses Glück.
Mehrere Strassen sind bereits seit dem Frühen Mittwochabend vorsorglich wegen erheblicher Lawinengefahr gesperrt: Hospental–Realp, Wassen–Meien, Meien–Färnigen, die Gotthardstrasse bei Gurtnellen und auch die Klausenstrasse vom glarnerischen Linthal hoch zum Urnerboden. Auch hier wird die Lage am Freitag um 8 Uhr neu beurteilt. Ebenso wurden in Isenthal und Gurtnellen diverse Gemeindestrassen gesperrt und in Silenen gab es eine Lawine im Teiftal sowie eine im Langlauital.
Aufgrund der teils Schneebedeckten Strassen kam es auf der Autobahn A2 zu zwei Verkehrsunfällen in Fahrtrichtung Nord bei Grutnellen. Zwei weitere ereigneten sich in Seedorf. Bei allen vier Unfällen kollidierten die Fahrzeuge mit einer Leitplanke, ohne dass es Verletzte gab. Laut der Kantonspolizei Uri beläuft sich der Sachschaden auf mehr als 30'000 Franken.
Die Autobahn A2 zwischen Amsteg und Göschenen ist seit Donnerstagnachmittag schneebedeckt. Deshalb mussten die Laswagen, die Richtung Süden fuhren, im Schwerverkehrszentrum in Erstfeld angehalten werden.
In diesem Bereich ging die Lawine auf die Kantonsstrasse nieder: