Als Hans Briker vor 30 Jahren seine Lisbeth heiratete, versprach er ihr eine eigene Strasse zum Heimet auf dem Unter Axen hoch über der Tellsplatte am Urnersee. Jetzt endlich ist es soweit. Brikers sind nicht mehr auf die abenteuerliche und unzuverlässige Seilbahn angewiesen.
Der Unter Axen ist ein kleines Paradies. Hoch über dem Urnersee gelegen ist das Stück halbwegs flaches Land mit gewaltiger Aussicht Ausgangspunkt für Wanderungen und Kletterrouten – und die Heimat von Familie Briker.
Im Alltag hat die erhabene Lage für die Bergbauern auch Schattenseiten. Erreichbar war der Unter Axen seit jeher nur mit einer kleinen, rustikalen Seilbahn. Wer rauf wollte, musste sich zuerst per Kurbeltelefon anmelden. Und wenn oben niemand das Klingeln hörte, dann blieb nur ein einstündiger, steiler Fussmarsch.
Hans Briker ist hier oben aufgewachsen, er kannte nichts anderes. Aber für seine Frau Lisbeth war es eine ziemliche Umstellung, dort hoch zu ziehen. Deshalb versprach ihr Hans bei der Hochzeit, eine Erschliessungsstrasse zu bauen. Doch lange sah es so aus, als würde Hans sein Versprechen nie einlösen können.
Nach ersten Abklärungen hiess es, das Gelände sei zu steil für eine Strasse. Doch als sich vor zehn Jahren immer deutlicher zeigte, dass der alten Seilbahn die nötige Konzession trotz aller Sanierungsarbeiten bald nicht mehr erteilt würde und ein Neubau unausweichlich würde, war das für Hans Briker ein Anlass, nochmals einen Anlauf mit der Strasse zu nehmen.
«Schliesslich hatte ich ein Versprechen einzulösen», lacht er. Und jetzt war ein Bau technisch möglich. Weil der Unter Axen aber im Bundesinventar für Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN) vermerkt ist, wurde das Bewilligungsverfahren zur Geduldsprobe. Fast zehn Jahre dauerte es, bis alle involvierten Interessengruppen mit den Plänen einverstanden waren und die Bagger auffahren konnten.
Doch jetzt ist es soweit. Brikers können bis vors Haus fahren. «Ich stutze jedes Mal kurz, wenn ich das Auto vor der Haustüre sehe. Dieses Bild ist noch sehr ungewohnt», sagt Lisbeth. «Aber ich freue mich jeden Tag wieder darüber.» Die letzten Meter der Strasse bis zum oberen Stall wollen Hans und Sohn Michael bis zum Winter noch fertig machen. Jetzt sind sie gerade daran, Strom- und Wasserleitungen in einem Graben zu versenken.
Während Hans mit der Schaufel die feinen Arbeiten macht, bedient Michael den grossen Bagger. Der gelernte Maurer hat den ganzen Sommer über bei seinem Arbeitgeber frei bekommen und an der Strasse mitgearbeitet. Es war auch eine Investition in die eigene Zukunft. In den nächsten Jahren wird er den Betrieb übernehmen. «Ohne die Strasse hätte ich das nie gemacht», sagt er. «Nur mit der Seilbahn sah ich für den Betrieb keine Zukunft.»
Mittelfristig muss einer der beiden Ställe neu gebaut werden. Realistisch seien diese Pläne erst jetzt, wo Lastwagen direkt zufahren können. Vorher hätte das Baumaterial per Helikopter raufgeflogen werden müssen. Viel zu teuer. Bereits der Bau der Strasse sprengte die finanziellen Möglichkeiten von Familie Briker. Trotz Subventionen, einem Investitionskredit, viel Eigenleistung und dem Einsatz der gesamten Ersparnisse blieb eine Finanzierungslücke.
Erst als die Schweizer Berghilfe zusagte, diesen Betrag zu übernehmen, konnte das Projekt starten. «Wir sind sehr dankbar für diese Hilfe», sagt Hans Briker. «Ich weiss nicht, wie wir es ohne Unterstützung geschafft hätten.»
Schweizer Berghilfe