«Alpentöne»-Projekt: Zwei Altvertraute lernen sich kennen

Hackbrettspieler Christoph Pfändler und der Urner Moe Schelbert mischen ihre Klangfarben für das Altdorfer Musikfestival.

Florian Arnold
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Christoph Pfändler am Hackbrett und der Urner Musiker Moe Schelbert bei den Proben kurz vor dem Auftritt an den «Alpentönen». Bilder: Florian Arnold (6. August 2019)

Christoph Pfändler am Hackbrett und der Urner Musiker Moe Schelbert bei den Proben kurz vor dem Auftritt an den «Alpentönen». Bilder: Florian Arnold (6. August 2019)

Wie bei einem Duell sitzen sie sich vis-à-vis. Moe Schelbert mit seinem Banjo auf den Knien, Christoph Pfändler hinter seinem Hackbrett. Als Sitzgelegenheit dient ihm die trapezförmige Holzkiste, in der er sein Instrument transportiert hat. Die Zwei sind umringt von Platten- und CD-Stapeln, eine Ständerlampe spendet mehr Gemütlichkeit denn Licht, und auf dem Sofa neben einem Zimmerpflanzengestell liegt eine dekorativ rote Ukulele.

Moe beginnt ein Riff zu spielen und imitiert den Klang des Hackbretts, Pfändler übernimmt den Melodievorschlag mühelos. Es ist die erste Probe für den gemeinsamen Auftritt an den «Alpentönen» in Altdorf (Samstagabend, 17. August, 0.15 Uhr, Lehn). Kein Funken Stress ist zu spüren, stattdessen witzeln die beiden Musiker, um im nächsten Moment wieder voll in die Musik abzutauchen. In den Pausen kritzelt Pfändler ein paar Notizen auf seinen Notenblock, den er direkt auf die Saiten seines Instruments legt. «Das muss nur ich lesen können», meint er schmunzelnd.

Moe Schelbert (Banjo, Gitarre, Gesang) gibt ein Riff vor. (Bild: Florian Arnold, 6. August 2019)

Moe Schelbert (Banjo, Gitarre, Gesang) gibt ein Riff vor. (Bild: Florian Arnold, 6. August 2019)

Die Prise Humor überzeugt den Urner Künstler

Die gemeinsame Geschichte beginnt am Hauptbahnhof Zürich. Weil Christoph Pfändlers Freundin – eine Andermatterin – den Urner Moe noch von früher kennt, kommen die Beiden ins Gespräch. «Ich habe gleich gemerkt, dass er weiss, von was er redet», erinnert sich Pfändler. Im Zug wird er Moe eine Visitenkarte überreichen. Und Moe weiss noch, wie er Pfändlers «Metal-Kapelle» live spielen hörte: «Der Typ ist entweder dreist oder mutig. Dem musste ich auf den Grund gehen.» Besonders die Prise Humor, mit der Pfändler spiele, schätzt Moe.

Hackbrettspieler Christoph Pfändler: Immer mit einer Prise Humor unterwegs. (Bild: Florian Arnold)

Hackbrettspieler Christoph Pfändler: Immer mit einer Prise Humor unterwegs. (Bild: Florian Arnold)

Es wird Winter 2017, als der Urner mit seiner Band Moes Anthill ins Studio geht. «Wir hatten eigentlich schon alles eingespielt. Aber ich wollte noch eine Klangfarbe mehr hineinbringen», so der Bandleader. Nicht zuletzt aus Neugier, wie Pfändler reagieren würde, ruft er ihn für das kurzfristige Gastspiel auf der neuen CD «Quitter» an. «Ich hatte keine konkrete Idee», so Moe. «Aber Christoph war so spontan, mit der Situation umzugehen.» Bei einigen ausgewählten Songs ist das Hackbrett zu hören. Für das fertige Album hat Pfändler nur Lob übrig: «Die Platte kann mit jenen von internationalen Musikgrössen absolut mithalten.» Und so war denn der Grundstein gelegt, auch in weiteren Songs die Klangfarbe des Hackbretts einzuflechten.

«Es passt von Anfang an rein»

Obwohl das Banjo und das Hackbrett im Klang eng miteinander verwandt sind, scheinen sie sich nicht gegenseitig auszustechen. «Das Hackbrett kann man noch vielseitiger als das Banjo einsetzen», sagt Moe. «Es ist kein Fremdkörper im Klang. Es passt von Anfang an rein», ergänzt Pfändler. «Ich weiss, wie man das Hackbrett einsetzen kann, damit es nicht störend wird. Man muss anders an die Sache herangehen als bei Volksmusik.» Dort spiele man von Anfang bis Schluss immer durch, was auch seinen Reiz habe. «In der Popmusik muss man immer seinen Platz finden, wo das Hackbrett passt. Man darf sich nicht zurückhalten, sondern muss einfach songdienlich spielen.»

Pfändler versteht es wie kaum ein Zweiter, sich mit seinem Instrument in neuen Stilen zurecht zu finden. Mit Altmeister Töbi Tobler spielt er im Duett freakige Improvisationen, und bei Pop-Star «Kunz» fügt er sich in die Begleitband ein. Mit seiner «Metal-Kapelle» hat er gewissermassen Massstäbe in der Neuen Volksmusik gesetzt.

Mit diesem Hackbrett setzt Christoph Pfändler neue Massstäbe. (Bild: Florian Arnold, 6. August 2019)

Mit diesem Hackbrett setzt Christoph Pfändler neue Massstäbe. (Bild: Florian Arnold, 6. August 2019)

Dem Urner Künstler Moe ist es gelungen, eine eigene Nische zu finden. Als «Moe der Barde» startete er im Independent-Bereich und machte schliesslich mit «Moes Anthill» einen Schritt in Richtung Pop, dem man den grossen Anspruch an sich selber deutlich anhört.

Festival verfolgt einen tollen Ansatz

Die «Alpentöne» in Altdorf bieten den beiden Künstlern nun eine gemeinsame Plattform. «Das Festival ist deshalb eine super Sache, weil es keine bestimmte Stilrichtung bedient, sondern für jegliche Musik offen steht», sagt Pfändler. «Das ist ein toller Ansatz.» Der Spielraum sei allerdings noch lange nicht ausgereizt, glaubt er. «So etwas, wie Moe macht, dürfte noch einen grösseren Stellenwert erhalten», so die Meinung des Hackbrettspielers.

Moe Schelbert (Banjo, Gitarre, Gesang) beim Proben. (Bild: Florian Arnold, 6. August 2019)

Moe Schelbert (Banjo, Gitarre, Gesang) beim Proben. (Bild: Florian Arnold, 6. August 2019)

Der «Alpentöne»-Auftritt wird wohl kaum der letzte gemeinsame der beiden Musiker werden. «Man merkt sehr schnell, ob jemand den gleichen Spirit hat, Sachen anzupacken», sagt der Urner Musiker. «Da haben wir eine grosse Verwandtschaft.» Bei der Zusammenarbeit zwischen ihnen beiden habe das Bauchgefühl von Anfang an gestimmt. «Man muss Lust haben, mit der Person zehn- oder hundertmal gemeinsam auf einer Bühne zu stehen», so Moe.