Peter Hofmann (59) hat sich am Watamu Fishing Festival für die WM 2021 in Costa Rica qualifiziert. Der Schweizer startet für Kenia.
Sie wohnen in Weggis, reisen zum Fischen aber regelmässig nach Kenia. Warum in die Ferne schweifen...?
Peter Hofmann: In Kenia bin ich hängengeblieben, weil die Gewässer zu den weltweit besten zum Hochsee-Fischen zählen. Und ich lernte dort meine Frau kennen. Zuvor aber fischte ich an vielen verschiedenen Plätzen der Welt; von Grönland, Kapverden bis Venezuela.
Ist Angeln für Sie vor der Haustür zu wenig abenteuerlich?
Es ist eine völlig andere Form von Fischerei. Wir haben im Vierwaldstättersee oft Hechte, Forellen, Egli und Felchen gefangen. Ich angle auch heute noch gerne im See.
Aber?
Einmal wollte ich schon den ganz grossen Fisch fangen. So reiste ich 1986 mit Kollegen nach Kuba. Dort klappte aber nichts. Unser Hotel war noch nicht einmal fertig gebaut. Mit Fischen war auch nichts. Zwei Jahre später versuchten wir es in Mauritius. Die Kollegen waren erfolgreich. Ich fing nichts.
Das hat Sie nicht entmutigt?
Nein, es war eine Erfahrung und ich wollte wieder gehen. Zwei Jahre später fing ich in Kenia die ersten beiden Segelfische mit zirka 30 Kilogramm. Der Fang eines grossen Marlins gelang mir aber noch nicht. Wenige Monate danach ging ich erneut hin. Seit über 30 Jahren verbringe ich dort mehrere Wochen im Jahr mit Hochseefischen, bin also fast ein Einheimischer.
Und Sie qualifizierten sich am «heimischen» Watamu Fishing Festival für die Offshore Championship 2021 in Costa Rica. Sind Sie eine grosse Nummer in diesem Sport?
Wahrscheinlich schon. Einer der erfolgreichsten Kapitäne, mit denen wir zum Hochseefischen rausfahren, sagte, er kenne keinen der so viele Marline wie ich gefangen hat.
Wie viele fangen Sie denn so?
Zwischen 25 bis 30 Exemplare pro Saison. Die letzte war mit 42 gefangenen Marlinen top.
Was geschieht mit der Beute?
Das ist keine Beute. Ich bin Sportfischer und fange Marline mit Ruten. Wenn einer am Haken ist, beginnt der Kampf, das Drillen. Es gilt nach Regeln, den Fisch soweit heranzuziehen, bis die Angelschnur mit einer zweiten, dickeren Leine, einem sogenannten Trace, verknüpft ist. Gelingt dies, zählt der Fisch als gefangen. Man braucht ihn als Beweis nur zu fotografieren, danach entlasse ich die Fische in die Freiheit.
In jedem Fall?
Heute fast immer. Wer in Kenia zum Hochseefischen fährt, muss akzeptieren, dass keine Schwertträger getötet werden. Es kann jedoch vorkommen, dass sich ein Fisch während dem Drillen verletzt oder dass er von Haien angegriffen wird. Dann nimmt man ihn mit. Das kommt aber selten vor.
Jetzt sind wir bei Hemingways «der alte Mann und das Meer». Fischerlatein?
Nein, die Kämpfe mit den Fischen dauern oft mehrere Stunden. Mehr als einmal liessen die Haie nur noch den Kopf eines Marlins übrig. Tiger- und Bullenhaie hat es viele vor Kenia.
Auf älteren Fotos posieren Sie mit grossen Fischen. Finanzierten Sie den Sport mit dem Verkauf des Fangs?
Nein, in Kenia gehören die Fische dem Captain und der Crew, und nicht dem Angler, der sie gefangen hat. Wenn er den Kopf oder Schwanz als Trophäe will, kann er die haben. Wer in Watamu einen Schwertträger fängt und tötet, muss 5000 Schilling Busse bezahlen. Das sind zwar nur 50 Franken, aber der Verkauf des Fleisches deckt die Kosten nicht. Probleme gibt es nicht durch uns Sportfischer, sondern durch den illegalen kommerziellen Fischfang, der leider oft näher als 20 Meilen vor der Küste praktiziert wird.
Wie finden Sie die Marline?
Sie folgen den Beutefischen, wie Thunfischschwärmen. Die wiederum findet man, indem man sich an Seevögeln orientiert.
Die Jäger haben einen wichtigen Auftrag in der Arterhaltung. Ist das bei der Hochseefischerei auch so?
Genau. Ich bin bestrebt, jeden Marlin mit einer Marke zu versehen. Für ein Programm verpassen ich ihnen Satellitensender. Dadurch wollen Forscher die Bewegung der Fische aufzeichnen. Einige wurden in Neuseeland geortet. Andere haben wir fünf Tage oder ein Jahr später erneut gefangen.
Für den Sieg am Watamu Festival benötigten Sie drei Blue Marline zwischen 260 und 350 Pfund. Was war Ihr dickster Fang bisher?
Mein schwerster Blue Marlin am 4. Januar 2018 wurde auf über 900 Pfund geschätzt. Er wurde markiert und released, also freigelassen. Am diesjährigen Malindi International Billfish Tournament im März gelang mir erneut ein kapitaler Fang: Nach viereinhalb Stunden Drill konnte ein 720 Pfund schwerer Blue Marlin gelandet werden. Den zogen wir ins Boot, weil der am Ende des Drills gestorben ist.
Warum treten Sie in Costa Rica für Kenia an?
Ich qualifizierte mich mit einer kenianischen Crew. Die wird mich begleiten. Obwohl die Teilnahme nicht zum Discountpreis zu haben ist und sie für die Kenianer ein finanzieller Kraftakt werden wird.
Haben Sie dort sportliche Ambitionen?
Ich weiss nicht, was in Costa Rica zu erwarten ist. Ich kenne die Fischerei in den Gewässern nicht. Sicher ist, dass dort viele hochkarätige Angelteams am Start sein werden. Das sind alles Profis, die nichts anderes tun.
Sie organisieren Hochseefischerei und Safaris, sind also quasi auch Profi.
Für ambitionierte Fischer organisiere ich Angelreisen in Kenia. Vor über 30 Jahren habe ich damit begonnen, eigene Schlepplöffel zu entwickeln und lancierte den Swiss Salmo Perl der heute auf fast jedem Fischerboot zu finden ist. Später habe ich weitere Köder, wie den Esox Perl, den Hofmann-Brush entworfen. Aber ich bin kein Hochseeangel-Profi, sondern selbstständig im Bereich Gartengestaltung. Es macht mir immer noch genau so viel Spass, in meinem Hausgewässer eine Seeforelle zu überlisten, wie im Meer einen Schwertträger zu fangen.