WINTER: Bye-bye Board: Nun kommen die Rocker

Mit weniger Kraft noch mehr Vergnügen: Der Rocker-Ski kommt! Derweil hat Langlauf das einst so populäre Board überholt. Zwei Experten erklären die neuesten Trends und geben Tipps.

Stephan Santschi
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Vater und Sohn beim Rocken: Peter und Michael Achermann aus Stans im Skigebiet Andermatt. (Bild Roger Grütter)

Vater und Sohn beim Rocken: Peter und Michael Achermann aus Stans im Skigebiet Andermatt. (Bild Roger Grütter)

Welche Ski liegen im Trend?

«Am populärsten ist noch immer der klassische und sportliche Pistenski», sagt Adrian Albrecht, Marketingleiter der Stöckli Swiss Sports AG in Wolhusen. Daneben sei ein Trend zu einem möglichst vielseitig nutzbaren Ski erkennbar. «Ein Ski, der in einem breiten Einsatzgebiet, also auf und neben der Piste, genutzt werden kann. Eine eierlegende Wollmilchsau sozusagen.» Bereits etabliert habe sich der jüngste Trend, der Rocker-Ski. Hierbei handelt es sich um eine mehr oder weniger starke Aufbiegung des Skis an der Schaufel. Der Rocker soll das Skivergnügen dank leichterer Schwungauslösung, weniger Kraftaufwand und geringerer Gefahr des Verkantens unkomplizierter machen.

Welche Bedeutung hat das Design?

Im Vergleich zu früher sei der Kunde viel designorientierter geworden, sagt Adrian Albrecht. «Man legt mehr Wert auf ein edles und elegantes Erscheinen. Der Look darf durchaus etwas dezenter sein.» Schwarze oder silbrige Latten, bei denen der Brand der Skimarke nicht allzu dominant angebracht ist, mischen sich unter die bunten Ski. Auch bei den Skianzügen und Helmen werde viel in die Designentwicklung investiert. Bei den Skianzügen gehe die Tendenz Richtung starke und leuchtende Farben. «Im Neonstil der Achtzigerjahre», so Albrecht. Bevorzugt würden dabei Daunenprodukte, die leicht seien und dank guter Isolierung trotzdem warm geben. Auch der Helm sei mittlerweile zu einem Accessoire avanciert. «Der Kopfschutz ist oft nicht mehr weiss, silbrig oder schwarz, sondern muss zum Rest des Outfits passen.»

Sind Snowboards weiter rückläufig?

«Ja. Jedes Jahr gehen die Absätze auf dem Markt um 10 bis 15 Prozent zurück», sagt Adrian Albrecht. «Die Ski haben sich in den vergangenen Jahren sehr stark verändert. Mit Beginn der Geschichte des Carvingskis sind sie vielfältiger geworden. Der Spass ist in verschiedenen Geländen und bei unterschiedlichen Verhältnissen garantiert. Das heisst: Skifahren ist deutlich attraktiver geworden. Mit Snowboards ist man dagegen doch eher eingeschränkt», erklärt Albrecht. Mittlerweile ist Snowboard sogar von Langlaufüberholt worden. «Die Menschen schauen immer mehr auf ihre Fitness. Jene, die im Sommer auf dem Velo oder auf dem Mountainbike sitzen, bewahren sich ihre Kondition im Winter auf den Langlauf-ski. Für ein paar Franken kann man den ganzen Tag auf der Loipe verbringen», so Albrecht.

Mieten oder kaufen?

«Beides hat Vorteile», sagt Adrian Albrecht. Für Leute, die pro Saison nur wenige Tage auf den Ski stehen, würde sich die Miete empfehlen. Ebenso für Kinder, die wegen des raschen Wachstums die Ausrüstung oft wechseln müssten. Eine Skisaisonmiete für Kinder ist bereits ab unter 100 Franken erhältlich. Bei Erwachsenen werden Ski eher selten für die ganze Saison gemietet. Die Preise bewegen sich hier je nach Modell und Alter zwischen 150 und 500 Franken. Im Gegenwert eines neuen Paars können Ski während zirka 6 Wochen oder rund 20 Einzeltagen gemietet werden. «Da Konsumenten ihre Ski in aller Regel mehrere Jahre fahren, spricht vieles nach wie vor für den Kauf. In erster Linie wegen der insgesamt kleineren Kosten, des Wegfalls des zeitlichen Aufwands bei der Skimiete und des perfekt auf die eigenen Bedürfnisse angepassten Skimodells. Wenn beispielsweise der Skischuh nicht passt, macht das Skifahren keinen Spass.»

Wie bereite ich mich vor?

«Jetzt ist es fünf vor zwölf, aber gewiss nicht zu spät, um sich vorzubereiten», sagt Samuli Aegerter, Kampagnenleiter Schneesport der Unfallversicherung Suva. Er empfiehlt, sich vor der Wintersaison in Bewegung zu halten. «Im Sportverein, im Fitnesscenter oder mit unserem Trainingsprogramm Top 10 (www.suva.ch). Wichtig ist vor allem die Stärkung von Rumpf- und Beinmuskulatur.» Ferner lohne sich ein Service der Ski- oder Snowboardausrüstung im Herbst. «Besonders wichtig ist, die Bindung von einem Fachmann überprüfen zu lassen. Damit sich diese bei einem Sturz im richtigen Moment löst», so Aegerter.

Wie fahre ich sicher?

Aegerter empfiehlt, es in den ersten Fahrten ruhig angehen zu lassen, um sich wieder auf den Schneesport einzustimmen. Grundsätzlich sollte die Fahrweise dem Können und den Voraussetzungen angepasst werden. «Je höher das Tempo, umso grösser sind die Anforderungen an das Können und den Körper.» Aegerter weist zudem darauf hin, dass sich der Trend Richtung Freeride und Schneesport abseits der Piste bewegt. Deshalb lanciert die Suva in diesem Winter eine Kampagne zur Lawinenprävention (siehe Kasten).

Wie schütze ich mich?

Laut einer Statistik der Beratungsstelle für Unfallverhütung trugen im letzten Winter 86 Prozent der Schneesportler einen Helm.«Kompliment, diese Leute haben den Geist der Zeit erkannt. Für jene, die noch keinen Helm haben, ist es höchste Eisenbahn, um sich einen zu besorgen», betont Aegerter. Ein Rückenpanzer schade nie, sei vor allem auf eisigen Pisten und in Snowparks angebracht. Snowboard­anfänger sollten sich zudem Hand­gelenkschoner zulegen.

Wie viel Alkohol verträgt es?

Hier hat Samuli Aegerter von der Suva eine klare Meinung: «Keinen! Alkohol schränkt die Reaktionsfähigkeit und die Wahrnehmung ein. Deshalb sollte man ihn erst nach dem Schneesport zum Ausklingen des Tages konsumieren.»

Wer haftet bei einem Unfall?

«Hier gelten die FIS-Regeln», sagt Samuli Aegerter. Diese besagen unter anderem, dass der von hinten kommende Skifahrer oder Snowboarder seine Fahrspur so wählen muss, dass er vor ihm fahrende Skifahrer und Snowboarder nicht gefährdet. «Vor dem Anfahren muss aber jeder zunächst den Blick nach oben und unten richten.» Anhalten soll man nur am Pistenrand, ein gestürzter Sportler muss die Stelle möglichst schnell wieder freigeben. Generell gilt, genügend Abstand auf andere Skifahrer einzuhalten. Die Regeln seien jeweils an der Talstation der Skigebiete angebracht. Die Unfallkosten habe jeweils die private Haftpflichtversicherung des Schuldigen zu bezahlen.

Das Risiko neben der Skipiste

Die Suva und das Institut für Schnee- und Lawinenforschung lancieren am 18. Dezember die Präventionskampagne «White Risk». Hierbei handelt es sich um eine webbasierte, interaktive Lawinenpräventions-Plattform. Sie sensibilisiert für die Lawinengefahr abseits gesicherter Pisten, vermittelt umfassendes Wissen zum Thema Lawinenkunde und Lawinenprävention, enthält neu ein Tourenplanungs-Tool und ist eng mit der gleichnamigen App verknüpft.