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Zentralschweiz
Über Weihnachten waren sämtliche Skigebiete in der Zentralschweiz geschlossen. Während der Kanton Schwyz diese Regel verlängert, dürfen Skigebiete andernorts den Betrieb bald wieder aufnehmen. In Uri, Ob- und Nidwalden freut man sich, in Schwyz zeigen sich einige enttäuscht. Was Luzern macht, ist derzeit noch offen.
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Den Skigebieten in der Zentralschweiz steht ein schwieriger Winter bevor. Wegen der Ausbreitung des Coronavirus waren diese über Weihnachten zu. Man demonstrierte Einheit und alle sechs Kantone verhängten die gleiche Regelung. Nun haben sie eine neue Lagebeurteilung vorgenommen, das Bild zeigt sich am Montag sehr unterschiedlich:
In den Kantonen Ob- und Nidwalden können die Skigebiete ab dem 30. Dezember wieder öffnen. Die Lage im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie habe sich stabilisiert, die notwendigen Voraussetzungen seien nun gegeben. Bezüglich der Spitalkapazitäten sei besonders beim Kantonsspital Obwalden eine Entschärfung der Lage festzustellen. «Die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung ist gewährleistet», heisst es in der Mitteilung vom Montag. Die Obwaldner Regierungsrätin Maya Büchi-Kaiser sagt: «Da Ob- und Nidwalden am Titlis ein gemeinsames Skigebiet haben, müssen sich unsere beiden Kantone absprechen. Nachdem planbare Eingriffe verschoben worden sind und sich auch sonst die Lage im Spital Sarnen entspannt hat, ist eine Entlastung eingetreten, welche die Öffnung der Skigebiete zulässt.»
Ihre Nidwaldner Amtskollegin Michèle Blöchliger betont aber auch, dass die Lage weiterhin heikel ist. Sie sagt:
«Wir werden die Situation laufend neu beurteilen und stehen mit den Betreibern der Skigebiete regelmässig in Kontakt.»
Für die Skigebiete in beiden Kantonen gibt es ausserdem Auflagen zu befolgen. So legen die Behörden für den Skibetrieb Kapazitätsbegrenzungen anhand von Ersteintritten pro Tag fest. «Die Kapazitätsbegrenzung bedeutet, dass die Skigebiete täglich maximal 2/3 der Gäste, die sie im vergangenen Jahr am bestbesuchten Tag hatten, befördern dürfen», erklärt Maya Büchi. Zudem besteht nur ein beschränktes Verpflegungsangebot in der Form von Take-Aways. Dabei dürfen die Gastronomen keinen Alkohol ausschenken. Die Regierung ruft die Bevölkerung weiter dazu auf, sich vor dem Besuch eines Skigebiets über die aktuelle Situation und die Auslastung zu informieren.
Michèle Blöchliger betont, dass Bewilligungen für den Betrieb von Skigebieten unbefristet erfolgen. Bei Nichteinhaltung des Schutzkonzeptes oder einer Verschlechterung der epidemiologischen Lage beziehungsweise der Situation in den Spitälern kann sie jederzeit widerrufen werden. «Es ist uns bewusst, dass den Skigebieten dadurch eine sichere Planungsgrundlage fehlt. Doch wir müssen gerade in der aktuell sehr heiklen Phase der Pandemie flexibel bleiben und rasch auf neue Entwicklungen reagieren können.»
«Es freut uns, dass wir den Skibetrieb wieder aufnehmen können», sagt Urs Egli, Marketingleiter der Titlisbahnen am Montag auf Anfrage. Man wolle den Stammgästen und den Tagesausflüglern ein gutes Erlebnis bieten. Wie die Kapazitätsbeschränkung umgesetzt wird, wissen die Titlisbahnen laut Egli noch nicht. «Wir werden nun die Bewilligung beantragen und gehen davon aus, dass solche Details in diesem Prozess festgelegt werden», so Egli. Die Einschränkungen bei der Gastronomie nehme man zur Kenntnis. «Wir werden versuchen, das Beste für unsere Mitarbeiter und Kunden herauszuholen», sagt Egli. «Es ist ja nicht so, dass sich die Bedingungen erst seit dieser Woche verändert haben. Wir mussten uns im vergangenen halben Jahr immer wieder neuen Gegebenheiten anpassen.» Das Ziel der Titlisbahnen sei es, auf Trübsee ein Take-Away-Angebot zu organisieren.
Für Roger Joss, Geschäftsführer der Bergbahnen Beckenried-Emmetten AG, ist der Entscheid der Nidwaldner Regierung grundsätzlich positiv. «Natürlich sind noch nicht alle Details geklärt», sagt er. Wie etwa die Kapazitätsbeschränkung festgelegt werde, müsse noch definiert werden. «Für uns ist die Wiederaufnahme des Skibetriebs ein Ansporn, die bestehenden Sicherheitskonzepte weiterhin umzusetzen, um für die Gäste einen sicheren und guten Aufenthalt gewährleisten zu können», hält Joss fest. In den Tagen, in denen das Gebiet rund um die Klewenalp nur für Fussgänger zugänglich gewesen sei, habe man auch einen gewissen Wildwuchs beobachtet. «Im Umfeld der Take-Away-Angebote haben sich teilweise Ansammlungen gebildet.» Man habe beim Kanton den Vorschlag eingebracht, in den Aussenbereichen Sitzgelegenheiten zu erlauben. «Wir hoffen bei aller Planungsunsicherheit, dass wir den Betrieb möglichst lange aufrechterhalten können», betont Joss.
Auch im Kanton Uri darf man bald wieder Ski- und Snowboardfahren. So hat der Regierungsrat die Gesundheits-, Sozial- und Umweltdirektion beauftragt, den Urner Skigebieten die Betriebsbewilligung ab dem 30. Dezember zu erteilen. Wie in den Kantonen Ob- und Nidwalden wird auch hier die Bewilligung auf Zusehen gegeben. Verschlechtert sich also die epidemiologische Lage – etwa, wenn die Belastung der Spitäler wieder zunimmt – beurteilt der Kanton Uri die Lage neu. Allenfalls könnte er dann die Bewilligungen wieder entziehen.
Auch in Uri sind die Betriebsbewilligungen mit Kapazitätsbeschränkungen verbunden. So gilt etwa für das Skigebiet Andermatt-Sedrun eine maximale Besucherzahl von 8000 Gästen pro Tag. Diese Festlegung erfolgte nach Absprache mit dem Kanton Graubünden.
«Das ist eine sehr erfreuliche Nachricht», sagt Stefan Kern, Mediensprecher von Andermatt Swiss Alps. Die 8000 Gäste entsprechen zwei Dritteln der Kapazität. «Dieser Betrieb ist sicher wirtschaftlicher, als das, was wir zurzeit hatten», so Kern. «Der einzige Wermutstropfen für uns ist, dass die Gastronomie noch geschlossen bleibt.» Dafür sollen Take-Away-Angebote noch weiter ausgebaut werden, um der Nachfrage gerecht zu werden. «Wir empfehlen allen, eine Reservation zu tätigen», sagt Kern.
Für den Gütsch-Express und am Gemsstock ist dies ab Dienstag, 8.00 Uhr hier möglich: www.andermatt-sedrun-disentis.ch. Kapazitäten für die Hotelgäste seien immer vorhanden. Zusätzlich gebe es auch Plätze für Personen ohne Reservation, die jedoch selbstredend keinen Vorrang hätten. Die Reservationsfenster werden jeweils 2 Tage im Vornherein freigegeben. Das System wurde bereits erprobt. «Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Leute kommen zur vorgegeben Zeit vor Ort, so entstehen keine Ansammlungen und die Stimmung ist entspannt.»
Für die kleineren Skigebiete Eggberge, Biel, Ratzi, Unterschächen, Haldi, Gitschenen, Brüsti und Realp hat die Urner Regierung die Zutrittsberechtigungen auf Inhaber von Saisonkarten, auf Einheimische (Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons Uri) und auf Feriengäste beschränkt. «Die Überlegung dahinter ist, die Unfallgefahr möglichst klein zu halten und nicht zusätzliche Auswärtige anzuziehen», sagt der Urner Landammann Urban Camenzind auf Anfrage. «Ob man unter diesen Voraussetzungen einen rentablen Betrieb führen kann, muss jedes Gebiet für sich entscheiden.»
Für die Regierung ist die Öffnung der Skigebiete aktuell vertretbar. «Wir haben uns mit dem Kantonsspital Uri vorbesprochen und uns schliesslich an einer ausserordentlichen Sitzung vertieft mit der Situation auseinandergesetzt», so der Volkswirtschaftsdirektor Camenzind. «Wir sind der Meinung, dass die Voraussetzungen gegeben sind, um die Skigebiete unter Auflagen zu öffnen.» Der so genannte R-Wert liegt in Uri momentan unter 1, zudem gibt es wieder mehr Spitalkapazitäten und der Trend der Ansteckungen zeige nach unten, die Testkapazitäten reichten zurzeit aus und das Contact-Tracing funktioniere. Wintersportlerinnen und Wintersportlern wird empfohlen, einen Helm zu tragen, auf den Pisten vorsichtig zu sein und die bfu-Regeln zu befolgen.
Der Urner Regierung ist sich aber auch bewusst, dass es unter Umständen über die Weihnachtstage zu weiteren Ansteckungen kam, die jetzt noch nicht bekannt sind. «Es wird sich zeigen, wie gut die Massnahmen eingehalten wurden.» Deshalb hat die Urner Regierung die Öffnung der Skigebiete auf Widerruf beschlossen. «Wir werden die Situation Tag für Tag neu beurteilen und tagesaktuell reagieren.»
Ob auch der Kanton Luzern die Skigebiete wieder öffnet, ist derweil unklar. Wie das Gesundheitsdepartement auf Anfrage mitteilte, werde man am Dienstag darüber informieren. «Diese Entscheidung wurde noch nicht getroffen», sagt David Dürr, Leiter Dienststelle Gesundheit und Sport.
Der Kanton Schwyz hat derweil beschlossen, das Verbot zu verlängern. So hat der Regierungsrat am Montag mitgeteilt, dass die Skigebiete bis und mit 8. Januar 2021 geschlossen bleiben. «Die angespannte epidemiologische Lage und die anhaltend hohe Spitalauslastung verunmöglichen weiterhin die Ausstellung der Betriebsbewilligungen gemäss Bundesvorgaben», heisst es in der Mitteilung. Das Vermeiden von Skiunfällen solle unter anderem dazu beitragen, die an der Kapazitätsgrenze arbeitenden Spitäler nicht noch zusätzlich zu belasten. Derzeit sind gemäss Daten der ETH sieben der insgesamt zwölf Intensivbetten belegt – der Wert dürfte bis zum 4. Januar gemäss Schätzungen der Forschenden nicht sinken. Zudem sind bereits alle Beatmungsgeräte in Gebrauch.
Der Regierungsrat bedauert den Entscheid, betont aber gleichzeitig, dass der Kanton Schwyz derzeit die epidemiologischen Voraussetzungen nicht erfülle, um den Skigebieten eine Betriebsbewilligung zu erteilen. Einzig die Schutzkonzepte der Skigebiete, das Contact Tracing und die genügend vorhandenen Testkapazitäten würden eine Öffnung grundsätzlich zulassen. Weil die Fallzahlen sowie die Reproduktionszahl R – diese liegt im Kanton Schwyz gemäss ETH derzeit bei 0,9, schweizweit bei 0,86 – über dem Schweizer Schnitt sind, bleibt dem Regierungsrat jedoch nur, die Bevölkerung ein weiteres Mal zu sensibilisieren: «Im Zentrum aller Massnahmen gegen Covid-19 stehen weiterhin die Einhaltung der geltenden Hygienevorschriften und Abstandsregeln», betont die Regierung.
Die Reaktionen der Schwyzer Skigebiete auf den Entscheid fallen derweil unterschiedlich aus. Sandro Widmer, Leiter Marketing und Verkauf der Stoosbahnen AG, gibt sich gefasst. Er sagt: «Wir sind nicht überrascht.» So hätten sich die Werte in den vergangenen Tagen nicht wirklich verbessert. Er führt aus:
«Der Gegner ist das Virus – und die Gesundheit geht vor.»
Dennoch sei es frustrierend, dass man wegen der Pandemie nicht wie gewohnt den Skibetrieb aufrechterhalten könne. Wie die Schwyzer Gesundheitsdirektion betonte, würden die Schutzkonzepte den Betrieb grundsätzlich zulassen. Gemäss Widmer haben die Stoosbahnen dafür zwischen 10'000 und 20'000 Franken ausgegeben. Dieses Geld habe man aber nicht nur für Ski- und Snowboardfahrerinnen investiert, sondern auch für Langläufer, Schneeschuhwanderinnen und andere Berggänger. «Unsere Seilbahnen sind nach wie vor offen», sagt Widmer. Gerade die Wanderwege oder die Langlaufloipen habe man zuletzt ausgebaut.
Trotz allem ist klar: Den Stoosbahnen entgehen sehr viele Einnahmen. Daher wird man gemäss Widmer gezwungen sein - wie während der ersten Welle - Kurzarbeit anzumelden. Widmer sagt:
«Es gibt wieder das gleiche Rösslispiel wie im März.»
Auch Theo Baumann, Geschäftsführer und Leiter Betrieb der Sattel-Hochstuckli AG, ist vom Entscheid des Regierungsrats nicht überrascht. «Wir haben eine Verlängerung des Verbots befürchtet. Der Entscheid des Kantons ist nachvollziehbar», sagt Baumann. Man müsse die Sachlage ausgewogen und rational betrachten. Baumann betont:
«Die Sicherheit meiner Mitarbeitenden und Gäste ist am wichtigsten. Das ist auch während der Pandemie mein Credo.»
Auch für die Sattel Hochstuckli AG fällt jedoch ein beträchtlicher Teil der Einnahmen weg – Weihnachten und Neujahr sind «für gewöhnlich Spitzenzeiten», so Baumann. Ähnlich wie die Stoosbahnen habe auch die Sattel Hochstuckli AG für das Schutzkonzept zwischen 10'000 und 20'000 Franken ausgegeben. «Dieses hat der Kanton zweimal kontrolliert», erklärt er ohne vorwurfsvollen Ton in Richtung Behörden.
Auf hohem Niveau stagnierende Fallzahlen, eine hochansteckende, mutierte Variante des Virus: Ob die Skigebiete diesen Winter überhaupt nochmals öffnen werden? «Die Hoffnung stirbt zuletzt», sagt Baumann und fügt an: «Wir sind bereit.»
«Der Entscheid ist schwierig zu akzeptieren, wir hofften auf eine Teilöffnung», sagt Remo Gwerder, der Geschäftsführer der Rotenfluebahn Mythenregion AG. Er ist enttäuscht, dass die Skigebiete im Kanton Schwyz weiterhin geschlossen bleiben. Das vorgeschlagene Konzept einer Teilöffnung wurde vom Regierungsrat nicht gutgeheissen. Dieses sah vor, dass einzelne Kinderskilifte geöffnet würden, um vor allem für lokale Familien mit Saisonkarte ein Angebot zu schaffen. Gwerder sagt:
«Nun, wo der Schnee bis ins Tal reicht, ist die vollständige Schliessung besonders bitter.»
Der Geschäftsführer des Schwyzer Skigebiets fährt fort, dass die Leute die Sonne und den Schnee trotz geschlossener Skilifte geniessen wollen. Alternativen werden in Schneespaziergängen, Skitouren und Schneeschuhwanderungen gefunden. So ist Gwerder froh, dass mit der maximal zu zwei Dritteln ausgelasteten Gondelbahn weiterhin solche Gäste auf den Mythen befördert werden können: «Wir klammern uns an diesen Strohhalm», so der Geschäftsführer.