Zu viele Steinböcke am Brienzer Rothorn: Jäger konnten nicht alle überzähligen Tiere schiessen

Weil die Populationen der Steinböcke am Pilatus und am Brienzer Rothorn zu gross geworden sind, gerieten einige der Tiere auf die Abschusslisten der Jäger. Jene am Pilatus konnten wie geplant erlegt werden. Am Rothorn gelangten jedoch nicht genügend Steinböcke ins Visier.

Lucien Rahm
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Ein erwachsenes Tier der Pilatus-Steinböcke präsentiert seine Prachtshörner. (Bild: zVg/Fabian Bieri)
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Pro Jahr wächst die Pilautskolonie um rund 10 bis 20 Jungtiere. (Bild: Dominic Steinmann/Keystone, 12. September 2015))
Ein junger Steinbock blickt den Pilatus hinauf. (Bild: Roger Grütter, 14. Juli 2011)
(Bild: Roger Grütter, 14. Juli 2011)
Eine Steingeiss am Wanderweg. Rund 54 Prozent des Steinwilds am Pilatus ist weiblich. (Bild: Roger Grütter, 14. Juli 2011)
(Bild: Roger Grütter, 14. Juli 2011)
(Bild: Roger Grütter, 14. Juli 2011)
(Bild: Roger Grütter, 14. Juli 2011)
(Bild: Roger Grütter, 14. Juli 2011)
Junger Steinbock (links) und Steingeiss. (Bild: Roger Grütter, 14. Juli 2011)
(Bild: Roger Grütter, 14. Juli 2011)
(Bild: Roger Grütter, 14. Juli 2011)
(Bild: Roger Grütter, 14. Juli 2011)
Eine Gruppe von Steingeissen ist mit ihren drei Jungen unterwegs. (Bild: Roger Grütter, 14. Juli 2011)

Ein erwachsenes Tier der Pilatus-Steinböcke präsentiert seine Prachtshörner. (Bild: zVg/Fabian Bieri)

Am Pilatus und am Brienzer Rothorn wies die Steinbockpopulation im vergangenen Jahr eine kritische Grösse auf. Ungesunde und gestresste Tiere waren die eine Folge davon, beschädigte Schutzwälder die andere (wir berichteten). Darauf beschloss der Kanton Luzern, zusammen mit den angrenzenden Kantonen, den Abschuss einiger der Tiere. Die meisten davon konnten mittlerweile erlegt werden, wie die kantonale Dienststelle Landwirtschaft und Wald (Lawa) auf Anfrage mitteilt.

Bei den 101 Steinböcken am Pilatus hatte sich der Kanton Luzern um den Abschuss von drei Tieren zu kümmern. Gemäss Lawa konnten die Luzerner Jäger alle drei schiessen, darunter einen Steinbock und zwei Steingeissen im Alter von ein bis zwei Jahren, wie in der Planung vorgesehen. Um die restlichen sechs Abschüsse waren die Kantone Ob- und Nidwalden besorgt. Auch in Obwalden erlegten die Jäger zwei weibliche und ein männliches Tier, ebenso in Nidwalden, wie es auf Anfrage bei den zuständigen Stellen heisst.

Dass mehr weibliche als männliche Tiere geschossen wurden, liegt an der Zusammensetzung der Population am Pilatus: Die Weibchen sind mit einem Anteil von rund 54 Prozent leicht übervertreten. «Das Ziel ist ein Verhältnis von eins zu eins», sagt Fabian Bieri, Abteilungsleiter Jagd und Fischerei beim Kanton Nidwalden, auf Anfrage.

Rothorn-Böcke blieben teilweise verschont

Am Brienzer Rothorn waren die Jäger nicht ganz so erfolgreich. Die dortigen Tiere wurden problematisch, weil sie Schutzwälder ob Brienz zu stark beschädigten. Vorgesehen war, von den 200 Steinböcken insgesamt 26 zu schiessen (zu Planungsbeginn waren 24 vorgesehen) – zehn davon durch Luzerner Jäger. Erlegt haben diese acht: drei Böcke und fünf Geissen. Denn genau die richtigen Tiere vor die Flinte zu bekommen, ist nicht immer einfach. Die spezifischen Vorgaben hinsichtlich der freigegebenen Tiere – älter als einjährig, eine bestimmte Anzahl Weibchen und Männchen, keine stillenden Geissen – erschweren es, die vorgesehenen Abschüsse umzusetzen.

Steinböcke am Brienzer Rothorn. (Bild: Anthony Anex/Keystone, 10. Oktober 2018)

Steinböcke am Brienzer Rothorn. (Bild: Anthony Anex/Keystone, 10. Oktober 2018)

Auch den Obwaldner Jägern gerieten nicht ausreichend Steinböcke ins Visier. Von den vorgesehenen zehn Tieren wurden sechs erlegt – vier Böcke und zwei Geissen. Das Steinwild habe sich aufgrund von Bautätigkeiten im Bereich Eisee aus dem Obwaldner Gebiet zurückgezogen und auf die Berner oder Luzerner Seite begeben, sagt Cyrill Kesseli-Lussi, Jagdverwalter beim Kanton Obwalden, auf Anfrage.

Auf Berner Seite konnte der Abschlussplan restlos umgesetzt werden, wie es beim Jagdinspektorat des Kantons Bern auf Anfrage heisst. Drei Böcke und drei Geissen haben die dortigen Jäger erlegt. Dass in den Nachbarkantonen nicht alle geplanten Steinböcke geschossen werden konnten, wird in Bern derzeit noch als hinnehmbar eingeschätzt. Das Ausmass der Schäden beurteile man momentan dank den im Kanton Bern getroffenen Massnahmen als tragbar. Man berufe sich dabei jedoch auf die Situation vor dem Einwintern.

«Hörner werden aufgehängt»

Eine Nachjagd für die nicht erlegten Tiere ist nun aber nicht vorgesehen, heisst es beim Lawa. Unter anderem deshalb, weil bei den Steinböcken momentan Paarungszeit herrscht. «Die Störung wäre in keinem Verhältnis zum Nutzen», schreibt die Dienststelle auf Anfrage.

Die nicht geschossenen Tiere würden in die Überlegungen für die diesjährige Regulation der Wildtiere einfliessen, welche Ende Monat im Rahmen einer interkantonalen Aussprache getätigt werden. Am Pilatus werde man tendenziell auch dieses Jahr wiederum insgesamt neun Steinböcke erlegen – abermals doppelt so viele Weibchen wie Männchen, sagt der Nidwaldner Jagdleiter Fabian Bieri. Somit werde die Grösse der Pilatuspopulation ungefähr beibehalten. «Pro Jahr wächst sie um circa 10 bis 20 Jungtiere.»

Den erfolgreichen Jägern werden die erlegten Tiere übrigens zur Verwendung überlassen. Das Steinbockfleisch werde geschätzt und oftmals selber verwertet, sagt der Obwaldner Jagdverwalter Kesseli-Lussi. «Und die Hörner werden als Erinnerung an das einmalige Jagderlebnis präpariert und aufgehängt.»