Das Zuger Kantonsgericht hat entschieden, dass der Medienkonzern Ringier die genauen Klickzahlen zu den Artikeln über Jolanda Spiess-Hegglin preisgeben muss. Dieses Urteil ist für Spiess-Hegglin ein Meilenstein im jahrelangen Prozess.
Bei der Offenlegung geht es unter anderem um die Klickzahlen auf die Onlineartikel, aber auch um Einzelverkäufe der gedruckten Ausgabe des «Blicks». Anhand dieser Zahlen soll dann berechnet werden, wie viel Ringier mit den beanstandeten Artikeln verdient hat und Jolanda Spiess-Hegglin als Entschädigung zu Gute kommen soll. PilatusToday hat mit ihr nun über den Entscheid gesprochen.
Jolanda Spiess-Hegglin, wie fühlen Sie sich nach der Bekanntgabe dieses Urteils?
Spiess-Hegglin: «Ich bin einfach nur erleichtert. Die Zeit war sehr kräfteraubend und erschöpfend. Vor allem war die Anspannung in den letzten Tagen gross. Daher bin ich umso glücklicher, dass das Zuger Kantonsgericht nun zu meinen Gunsten entschieden hat.»
Wie werten Sie dieses Urteil des Zuger Kantonsgerichts?
«Das, was ich mir erträumt habe, ist nun eingetroffen. Es ist definitiv bahnbrechend. Dieses Urteil bedeutet für die Gesellschaft, dass sich Personen des öffentlichen Lebens nicht immer alles gefallen lassen müssen. Es bedeutet auch, dass man nun sozusagen eine Waffe gegen die Medienmacht hat, da mein Fall in Zukunft sicher als Präzedenzfall gebraucht werden kann. Die Medien werden merken, dass sie nicht immer ihre Macht missbrauchen können. Hierbei geht es nicht nur um meine Geschichte, sondern um einen generellen Systemwechsel.»
Das bedeutet, Sie kämpfen nicht nur für sich, sondern auch für andere?
«Wenn es nur noch um mich gehen würde, dann hätte ich schon lange das angebotene Geld genommen und das Ganze abgeschlossen. Aber ich wollte Politikerin werden, um etwas zu verändern. Deshalb habe ich weitergekämpft. Dass sich das nun langsam lohnt, ist befriedigend.»
Man kann also sagen, dass sich Ihre Hartnäckigkeit ausbezahlt hat?
«Wortwörtlich ausbezahlt hat es sich sicher nicht. Es waren enorme Kosten, die auf mich zugekommen sind. Ich musste für den Prozess zwei Mal ein Crowdfunding starten, um das nötige Geld aufzutreiben. Das hat mir etwa 70’000 Franken eingebracht. Doch schon allein der Gerichtsvorschuss hat rund 20’000 Franken gekostet. So viel gibt man nur schon aus, damit man überhaupt kämpfen darf. Da muss sich meiner Meinung nach auch noch einiges ändern in unserem Rechtssystem.»
Was erhoffen Sie sich für die Zukunft von diesem Urteil?
«Artikel, in denen es nur um Gerüchte geht, damit man super Klickzahlen erreicht, sollten sich nicht mehr lohnen dürfen und sollen Konsequenzen haben. Ein Medienunternehmen sollte sich in Zukunft nicht mehr die Frage stellen können: ‹Sollen wir die Person für geile Klickzahlen fertig machen und dann halt eine kleine Busse kassieren?› Mit Blick auf mein Urteil soll den Medien klar werden, dass sich diese Überlegung nicht mehr lohnt.»
Jolanda Spiess-Hegglin glaubt jedoch noch nicht daran, dass mit dem Urteil des Zuger Kantonsgerichts alles vorbei ist. Ringier hat nun 60 Tage Zeit, um das Urteil anzufechten. Laut Spiess-Hegglin wird das Medienhaus dies wahrscheinlich tun.