CHAM: In der Lorze wird gebaut

Momentan gibt es in der Lorze eine Wasserbaustelle. Der Stegabschnitt südlich der Zugerstrasse wird instand gesetzt. Dies beinhaltet viele Stunden im kalten Nass.

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Die Bauarbeiter erstellen mit schweren Säcken eine Wasserhaltung. (Bild: Maria Schmid)

Die Bauarbeiter erstellen mit schweren Säcken eine Wasserhaltung. (Bild: Maria Schmid)

Ruhig fliesst die Lorze unter der Bärenbrücke in Cham durch. Doch auch wenn der Fluss Ruhe ausstrahlt, passiert in ihm in diesen Tagen einiges: Eineinhalb Tonnen schwere Säcke gefüllt mit Sand werden hinter dem Restaurant Milchsüdi im Wasser aufgestapelt. Ein hinter dem Lorzensaal stationierter Kran hievt die sogenannten «Big Bags» – «grosse Säcke» – in den Fluss. Im Wasser stehen zwei Mitarbeiter mit wasserresistenten Hosen, Gummistiefeln und -handschuhen. Um den Hals tragen sie eine Schwimmweste, auf dem Kopf den obligaten orangenen Baustellenhelm. Dass sie knietief im Wasser stehen, zeigt aber: Um eine gewöhnliche Baustelle handelt es sich hier nicht. Denn die Männer dirigieren die Säcke aus den Lüften an den richtigen Ort in der Lorze. Entstehen soll eine Wasserhaltung – eine Art Becken im Fluss, aus dem das Wasser gepumpt wird, sodass im Trockenen gearbeitet werden kann.

Das Verfahren ist nötig, weil der Lorzensteg südlich der Zugerstrasse, hinter dem Restaurant Milchsüdi, Instand gesetzt werden muss. Zwischen der Schmiedstrasse 5a und der Zugerstrasse 4 gibt es eine Stegverbindung, die unter der Bärenbrücke durchführt. Der nördliche Teil wurde bereits 2015 im Zusammenhang mit der Überbauung «Wohnen an der Lorze» neu erstellt. Die beiden Stegabschnitte sollen künftig miteinander verbunden werden.
Stefan Fischlin, Polier bei der JMS Risi AG, die die Wasserbauarbeiten ausführt, weist mit leicht heiserer Stimme auf die Herausforderungen des Wasserbaus hin. Am Tag zuvor habe er mehrere Stunden im fünf Grad kalten Wasser verbracht und das Abladen der ersten Schicht der grossen Stausäcke koordiniert. «Insgesamt benötigen wir in etwa 95 solcher Säcke», fügt er erklärend hinzu. Flussaufwärts der entstehenden Wasserhaltung schwimmt ein grosses «Floss», das fest vertaut ist und sich nur wenig bewegt. Dieses ist für den Material- und Maschinentransport gedacht. Denn ein Bagger kann nicht über Land zur Ufermauer fahren – der Steg ist zu schmal und marode.

Ein 20 Meter langer Mauerabschnitt

Die Ufermauer ober- und unterhalb des Wasserspiegels muss ausgebessert und verwitterte Steine ausgewechselt werden. Die Arbeiten entwickeln sich zum Publikumsmagnet – immer wieder bleiben Passanten stehen und beobachten die Bauarbeiter im Wasser. Der Mauerabschnitt ist ungefähr 20 Meter lang. «Es hat Pflanzen und Wurzeln, die das Mauerwerk über die Jahre beschädigt haben und der Verwitterungsprozess ist schon weit fortgeschritten», zeigt Stephanie Matthias von Staubli, Kurath & Partner AG auf. Das Ingenieurbüro hat die Bauleitung inne. Als nächster Schritt werden die Sandsteinplatten des Stegs abgebrochen, neue Fundationen erstellt und durch Betonplatten ersetzt. Tatsächlich sind an einigen Stellen die Platten bereits eingebrochen. «Es war höchste Eisenbahn, dass wir etwas unternehmen», gibt Antonio Milone, Projektleiter Verkehr bei der Chamer Gemeinde, zu.

Mit der Instandsetzung des Lorzenstegs weiche auch der «private Charakter» des Stegs, so Milone. Die Verbindung sei öffentlich und solle in Zukunft öfter von Fussgängern gebraucht werden. Des Weiteren wird ein neues Geländer angebracht. Das Fusswegnetz im Dorfkern wird also weiter ausgebaut. «Das ist auch im Sinne des 1991 an die Gemeinde verliehenen Wakkerpreises», schlägt Antonio Milone den Bogen. Auch an die Tiere ist bei der Planung der neuen Ufermauer gedacht worden. «Es gibt fünf Fischunterstände und im oberen Teil der Mauer vier bis fünf Quartiere für Fledermäuse», erklärt Stephanie Matthias.

Kredit von 580 000 Franken

Für die Arbeiten hat die Gemeindeversammlung Ende 2016 einen Kredit von 580 000 Franken gesprochen. Die Instandsetzung soll rund vier Monate in Anspruch nehmen: «Wir arbeiten durch und hoffen, dass der Zugersee nicht noch weiter ansteigt. Die Baustelle kann trotz winterlichen Temperaturen betrieben werden», sagt Matthias. Im Wasserbau werde schliesslich oft im Winter gearbeitet.

Die grösste Herausforderung ist damit auch benannt und Stephanie Matthias bestätigt sie: «Das Wasser!» Momentan herrsche ein ungewöhnlich hoher Wasserstand. «Das ist den grossen Niederschlagsmengen der letzten Tage geschuldet», erklärt sie weiter. Für Polier Stefan Fischlin mit rund 20 Jahren Berufserfahrung ist klar: «Die Sicherheit geht immer vor. In Fliessgewässer darf die Strömung nie unterschätzt werden.» Ins Wasser gefallen sei er schon lange nicht mehr, aber: «Jeder von uns hat Ersatzkleidung dabei.»

In Cham wird der Lorzensteg wieder instand gesetzt. (Bild: Maria Schmid)

In Cham wird der Lorzensteg wieder instand gesetzt. (Bild: Maria Schmid)

Die Lorze ist 5 Grad kalt und die Säcke eineinhalb Tonnen schwer. (Bild: Maria Schmid)

Die Lorze ist 5 Grad kalt und die Säcke eineinhalb Tonnen schwer. (Bild: Maria Schmid)