Das papierlose Büro ist ein Ziel, welches schon viele Unternehmen versprachen. Der Kanton Zug nimmt nun einen weiteren Anlauf.
Wer das Herkunftswörterbuch aus dem Hause Duden zur Hand nimmt – ja, den gibt es noch auf Papier – findet unter dem Verb «regieren» Interessantes. Es hat seine Wurzeln im Lateinischen «regere» und mutierte unter französischem Einfluss später zu «reger». Aus diesem entwickelte sich auch der Ausdruck Regierungsrat. Geblieben ist die Bedeutung. Sinngemäss dient dieses Organ dazu, um etwas gerade zu richten, zu lenken oder zu herrschen.
In Bezug auf den Zuger Regierungsrat könnte man alsbald noch ein weiteres Tun hinzufügen: mit gutem Beispiel vorangehen. Wie der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler gestern an einer Pressekonferenz offenbarte, praktiziere der Regierungsrat ohne Beizug von Papier. Mit dieser Botschaft vollführt der Finanzdirektor eine Motivationsansprache für alle kantonalen Angestellten. Damit alle virtuell am gleichen Strang ziehen, hat er ein Strategiepapier entworfen und mit seinen Regierungsratskollegen durchgearbeitet.
Ein Schnellschuss ist das Ganze nicht, wie Tännler betonte. Der Vorlauf betrug rund zwei Jahre. Für die Lenker des Kantons Zug geniesst die Digitalisierung «eine hohe Priorität». Die formulierten Ziele zeigen, wohin der Regierungsrat will. Nachdem das Siebnergremium eine «umfassende Analyse der bestehenden Bedürfnisse und Erwartungen» vorgenommen hatte, schritt er im März 2020 zur Tat. Geboren war damit die Zuger Digitalstrategie. Wichtig ist für den Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler, dass die digitale Umwandlung der Verwaltung «koordiniert und amtsübergreifend erfolgt».
Um der Digitalisierungs-Rakete noch mehr Schub zu verleihen, folgt auf die grundlegenden Gedanken gleich noch ein zusätzliches Triebmittel – sein passender Titel: Impulsprogramm «Digital Zug».
Für den Raketenstart braucht es noch ein Kompetenzzentrum. Diese Lenker und Denker sind dafür verantwortlich, dass die digitale Umwandlung der kantonalen Verwaltung, zentral gesteuert, vorantreibt. Diese digitale Wolke umfasst fünf Stellen. Der Leiter des digitalen Kompetenzzentrums ist Reto Joller. Der neue Mann hat ähnliche Prozesse schon bei anderen Firmen begleitet. Seine Äusserungen sind keine leeren Worte: Er spricht ohne ein Papier in der Hand.
Die Aktenumformer sind dem Amt für Information und Organisation (AIO) angegliedert. Dieses zählt derzeit rund 55 Mitarbeitende. Organisatorisch gehört das AIO zur Finanzdirektion. Die digitalen Umformer jedoch rapportieren einem Steuerungsausschuss, in dem der Finanzdirektor Heinz Tännler den Vorsitz hat. Will heissen: Sie Digitalstrategie ist Chefsache.
Reto Joller hat eine klare Vorstellung, wie er seinen neuen Job machen will: «Digitalisierung im Kanton Zug bedeutet nicht nur Tools und Technik, sondern eine andere Denkweise und Mut zu kulturellem Wandel.» Der Fachmann macht sich keine Illusionen: «Es wird Schwierigkeiten geben. Ich weiss, dass ich nicht immer mit offenen Armen empfangen werde. Die ganze Umsetzung der Strategie ist kein Selbstläufer.» Wohlwissend, dass bei solchen Umformungen Ängste hervorrufen können, versucht Reto Joller, zu entkräften: «Die Arbeit wird nicht weniger. Der Prozess schafft vielmehr Freiräume.» Der Kulturwechsel bei der Verwaltung ist aber nicht dazu da, um sich selber auf die Schulter zu klopfen. Vom Segen sollen auch andere Akteure profitieren. Der Finanzdirektor Heinz Tännler will mit diesem Projekt «Prozessoptimierungen» herbeiführen: «Diese werden der Bevölkerung, der Wirtschaft und den Mitarbeitenden das Leben erleichtern und den Menschen einen konkreten Mehrwert bieten.» Die Übung durch das Kompetenzzentrum zu orchestrieren, hat den Effekt, dass, wie sich Joller ausdrückt, «alles aus einem Guss» kommt.
Einige kantonale Stellen bieten schon heute digitale Angebote an. Dies geschähe, so Heinz Tännler, aber nicht nach einer einheitlichen Strategie. Mit der vorgestellten Strategie hofft der Kanton, auch andere Gemeinden und viele Organisationen an Bord zu holen. Das Motto Tännlers: «Mit Zug digital erfolgreich.» Vorwärts, versteht sich.