Die Flutlichtanlage in Walchwil wird konkret

Die geplante Beleuchtung des Fussball- und des Tennisplatzes auf dem Lienisberg war lange Zeit umstritten. Nun hat die Gemeinde eine Lösung gefunden, mit der auch Pro Natura leben kann.

Rahel Hug
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Links ist der Fussballplatz, rechts die Tennisanlage zu sehen. Künftig sollen an gesamthaft zehn Masten angebrachte Flutlichter die Anlage auf dem Lienisberg beleuchten. (Bild: Stefan Kaiser, Walchwil, 21. Juni 2019)

Links ist der Fussballplatz, rechts die Tennisanlage zu sehen. Künftig sollen an gesamthaft zehn Masten angebrachte Flutlichter die Anlage auf dem Lienisberg beleuchten. (Bild: Stefan Kaiser, Walchwil, 21. Juni 2019)

Die lange Geschichte rund um die geplante Flutlichtanlage auf dem Lienisberg in Walchwil scheint ein glückliches Ende zu nehmen. Bekanntlich hatte sich Pro Natura lange Zeit gegen das Flutlicht für den Fussball- sowie den Tennisplatz gewehrt. Jetzt konnten sich die Gemeinde als Bauherrin und die Umweltorganisation einigen. Oder anders gesagt: Die Gemeinde hat eine Lösung gefunden, mit der man bei Pro Natura leben kann.

Bis am 19. Juni lag das Baugesuch für die Erstellung der Flutlichtanlagen öffentlich auf. Geplant sind laut Auskunft der Bauabteilung sechs Masten auf dem Fussballplatz und vier auf dem Tennisplatz. Die Masten weisen eine Höhe von 14 Metern auf. «Da wir erkannt haben, dass die Beleuchtung hohe Anforderungen an den Schutz von Flora und Fauna erfüllen muss, haben wir für den Tennisplatz ein separates Baugesuch eingegeben», informiert der Walchwiler Bauvorsteher René Peyer (FDP) auf Anfrage. Dieses sei im letzten Herbst genehmigt worden. Inzwischen wurde der Tennisplatz fertig gestellt, wie auch die Hochhecke nördlich des Platzes.

Biologen haben die Fauna untersucht

Zur Vorgeschichte: Im Dezember 2012 hatte sich die Gemeindeversammlung gegen ein fünf Millionen Franken teures Sportplatz-Projekt auf dem Lienisberg ausgesprochen. Daraufhin legte der Gemeinderat ein abgespecktes Vorhaben vor, das auf 2,5 Millionen Franken veranschlagt war. Im Juni 2016 sagte die Versammlung Ja dazu und sprach im Dezember 2016 auch den Kredit für eine Beleuchtungsanlage. Gegen die Änderung der Bauordnung reichte Pro Natura daraufhin eine Beschwerde ein. Die Organisation wehrte sich gegen die geplanten Beleuchtungszeiten. Die Baudirektion machte danach Auflagen und verlangte die Einhaltung gewisser Normen.

Wie René Peyer präzisiert, ging es in den Auflagen darum, dass «für die Natur und Landschaft gesamthaft betrachtet kein erheblicher Minderwert resultieren darf». Die Gemeinde gab einem Team von Biologen eine Untersuchung in Auftrag. «Es stellte sich heraus, dass der an die Sportanlage angrenzende Lotenbach als Jagdrevier für Fledermäuse dient. Ebenfalls wurde eine relativ hohe Artenvielfalt von Gross-Nachtfaltern nachgewiesen», erklärt Peyer.

In einem erweiterten Perimeter seien zudem Vögel erfasst worden. Weil im Gebiet eine artenreiche Fauna vorkomme, wurde für die Lichtberechnung die Umweltzone E1 angenommen, welche laut dem Bauchef die strengsten Grenzwerte aufweist. «Es zeigte sich schon bald, dass mit den bis dahin favorisierten asymmetrischen Leuchten zwar die Werte auf den Plätzen und den umliegenden Gebäuden gut eingehalten werden können, die Abstrahlung nach hinten, zum Bach hin, jedoch noch verbesserungswürdig ist», führt Peyer aus. Nach der Prüfung von anderen Modellen entwickelte der Lichthersteller schliesslich eine neuartige Blende, «welche nach unserem Wissen erstmals auf dem Lienisberg zum Einsatz kommen soll», wie Peyer sagt. Gemäss den Berechnungen werden mit dieser Blende, angebracht an einer asymmetrischen Leuchte, die Werte der Umweltzone E1 eingehalten. «Wir halten also die strengsten Grenzwerte ein und darauf sind wir stolz», resümiert der Gemeinderat.

«Vorsorgliche» Einsprache eingereicht

Bislang ist laut Peyer eine Einsprache eingegangen. Diese stammt von Pro Natura und soll sicherstellen, dass die strengen Vorgaben aus dem Baugesuch auch im Betrieb gewährleistet sind. Mit der Aufnahme der Auflagen in die Bewilligung wird die Einsprache gegenstandslos. Sobald der Gesamtentscheid des Kantons Zug vorliegt, werde man die Ausschreibung an die Hand nehmen. Eine Kostenschätzung habe aufgrund der neuen Blenden und Leuchten bisher noch nicht angestellt werden können, so Peyer. «Falls alles perfekt läuft, könnte allenfalls noch diesen Herbst die Flutlichtanlage in Betrieb genommen werden.»

«Alles in allem hat sich die Gemeinde – aus Sicht der Umwelt zu Recht – stark bemüht, um die Lichtemissionen an dem empfindlichen Ort zu minimieren», bestätigt André Guntern, Präsident von Pro Natura Zug. Er fügt hinzu: «Wir haben nun eine vorsorgliche Einsprache eingereicht mit dem Antrag, dass die Durchführung der Wirkungskontrolle nach Inbetriebnahme als Auflage in die Baubewilligung aufgenommen wird.» Dies habe man Pro Natura vom Bauamt Walchwil auch so zugesichert. «Wir konnten die Beleuchtung aufgrund des Beschwerdeentscheids des Regierungsrates nicht verhindern», schliesst Guntern, «aber dank unserer Beharrlichkeit und der Bereitschaft der Gemeinde, die Sache richtig abzuklären und sich für die umweltfreundlichste (und nicht billigste) Anlage zu entscheiden, konnte die für Natur und Umwelt beste Lösung gefunden werden». Man hoffe, dass so starke Beleuchtungen weit ab der Siedlungen – und in empfindlichen Naturräumen – «eine absolute Ausnahme bleiben».