Eine Zugerin, die sich von ihrem schweren Krebsleiden erholt hat, feiert ein Fest unter dem Motto «Back to Health».
Nur ihre sehr zierliche Gestalt lässt Magi Arquints schwere Krankheit noch erahnen. Ansonsten strahlt die 58-Jährige Tatendrang und Lebensfreude aus. In Ihrem Laden für Innenarchitektur und -einrichtung Annex-Home in einem historischen Lagerhaus an der Zeughausgasse 9A in Zug veranstaltet sie seit vier Jahren an jedem letzten Freitag des Monats ab 17 Uhr sogenannte «Last Friday» Feste mit Freunden. Es dürfen sich aber auch neue Gesichter unangemeldet dazu gesellen.
Diesen Monat, am 28. Februar, plant die vitale Zugerin einen besonderen Event unter dem Motto «Back to Health». «Ich habe das Spitex-Team, meinen Onkologen sowie meinen Naturheilarzt eingeladen, um mit ihnen auf meine wiederhergestellte Gesundheit anzustossen», erzählt Arquint. Der Spitex bietet sie zudem die Gelegenheit, ihre Arbeit vorzustellen. «Es ist mir wichtig, mich beim medizinischen Personal, aber auch bei meinen Freunden für ihre Unterstützung während meiner Krankheit zu bedanken.»
Im Frühling 2019 brach Magi Arquints Welt von einem Tag auf den anderen zusammen. Diagnose Magenkrebs, Behandlung: operative Entfernung des gesamten Magens sowie Chemotherapie. «Ich versuchte, nicht den Mut zu verlieren und der Operation mit Optimismus zu begegnen», erinnert sie sich. Zuerst schien auch alles gut zu gehen. Die OP war ein Erfolg, die Patientin erholte sich überraschend schnell.
«Eine Woche danach gab es plötzlich Komplikationen. Ich bekam unerträgliche Schmerzen, die stundenlang anhielten.» Die Ärzte vermuteten starke Blähungen und warteten ab, während die Kranke vor Schmerzen schrie. Schliesslich erkannten sie, dass die Ursache gravierender sein musste. «Es wurde eine Notoperation durchgeführt, die mir das Leben rettete.» Nun aber war die Kämpferin am Ende ihrer Kräfte. «Ich wog nur noch 45 Kilo und hatte allen Mut verloren», gesteht sie. Eine weitere Operation wurde nötig, die noch mehr schwächte.
«Ich hatte abgeschlossen mit meinem Leben.»
Nun waren es ihre Schwester, der Ehemann, der Sohn und die Freunde, die sie mit ihrem Beistand zurück ins Leben holten. Der Kampf sollte noch lange nicht beendet sein. Die Wochen in der Reha sowie die anschliessende Zeit der Chemotherapie und die Schwierigkeiten mit der teilweise künstlichen Ernährung brachten die tapfere Frau mehrmals an den Rand der Verzweiflung. In dieser Zeit waren es zusätzlich die Mitarbeiterinnen der Spitex, die der Patientin in ihrer freundlichen, professionellen Art nebst der körperlichen Pflege und Unterstützung im Haushalt neuen Lebensmut gaben. An ihren Last Friday Treffen hielt Arquint fest.
Sie ist der Auffassung, man sollte über Krankheit generell offener sprechen können. «Es muss niemand Angst haben, etwas Falsches zu sagen.» Im Gegenteil, sie selbst habe viel positiven Zuspruch erfahren, der ihr gut getan und Kraft gespendet habe. «Ich stellte fest, dass sich die Menschen selbst ebenfalls öffneten, nachdem ich ihnen von meiner Krankheit erzählt hatte.» Sie sei erstaunt gewesen, wie viele Leute eine eigene Leidensgeschichte jahrelang verschwiegen hätten:
«Da merkte ich erst, ich bin kein Einzelfall, es gibt viele Menschen mit einem ähnlichen Schicksal.»
Am kommenden «Last Friday» möchte die Unternehmerin fürs Thema Krankheit und den offenen Umgang damit sensibilisieren, Berührungsängste abzubauen. «Wieso sollte man ein solches Schicksal oder auch Alltagssorgen allein tragen? Man kann sich doch gegenseitig unterstützen.»
Die Chemotherapie und mit ihr ein Jahr des Leidens ist nun abgeschlossen. «Ich gelte als geheilt, aber man weiss ja nie.» Magi Arquint lebt jetzt bewusster als zuvor, liebt und zelebriert ihr Leben, behandelt sich und ihre Liebsten gut, kocht leidenschaftlich gerne und rückt auch mal die Sicht klagender Freunde zurecht. «Man darf nicht zu viel überlegen, sondern muss einfach machen», ist sie überzeugt. Magi Arquint glaubt an eine höhere Macht.
«Ich muss anscheinend noch eine Aufgabe zu erfüllen haben, sonst wäre ich nicht mehr da.»
Diese Aufgabe will sie wahrnehmen. «Die Leute sollen wissen, dass sie mit mir rechnen können, wenn sie in einer ähnlichen Situation sind und Unterstützung brauchen», betont sie. «Ich bin stark geworden. Ich glaube an mich und das System um mich herum.»