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Nach 33 Jahren verabschiedet sich Roger Widmer aus der Feuerwehr Baar. Er übergibt das Kommando mit einem guten Gefühl.
Vom Soldaten über den Oberleutnant bis zum Major: Roger Widmer hat sämtliche Dienstgrade in einer Feuerwehrkarriere durchlaufen. Im Alter von 21 Jahren trat er in die Baarer Feuerwehr ein, von 2001 bis 2014 war er im Vollamt als Adjutant tätig, bevor er auf das Jahr 2015 zum Kommandanten befördert wurde. Jetzt gibt Widmer die Leitung der Feuerwehr Baar ab, sein Nachfolger wird Beat Huber. Die offizielle Stabsübergabe erfolgt am Jahresschlussrapport vom 29. Februar. Damit blickt Roger Widmer auf 33 Jahre in der Feuerwehr Baar zurück.
Dass er so lange bleiben würde und später sogar sein Hobby zum Beruf machen würde, hätte der 53-Jährige nicht gedacht, als er als junger Mann seine erste Übung besuchte. «Durch personelle Wechsel hat es sich immer wieder ergeben, dass ich mehr Verantwortung übernehmen durfte», blickt Widmer zurück. Die Wahl zum Kommandanten vor fünf Jahren sei für ihn eine schöne Krönung seiner Feuerwehrkarriere gewesen. «Es hat mich stets motiviert, den Menschen helfen zu können, gemeinsam mit dem Team etwas zu bewegen, und schliesslich auch die Kameradschaft und ein aktives Vereinsleben zu pflegen», sagt Widmer, der mit seiner Frau und den zwei Kindern in Ebertswil wohnt.
Einige kennen Roger Widmer auch als stellvertretenden Feuerwehrinspektor bei der Gebäudeversicherung Zug. In dieser Funktion, er übt den Job seit 2015 aus, ist Widmer unter anderem zuständig für die Organisation und Überwachung des Feuerwehrwesens im Kanton Zug. «Ich hatte zu Beginn schon Respekt, diese zwei Hüte zu tragen», erklärt er. Doch Probleme habe es schliesslich keine gegeben. «Im Gegenteil, es war ein Vorteil, dass ich die Strukturen und Herausforderungen bei den einzelnen Feuerwehren kannte. Ich glaube, es ist mir gut gelungen, neutral zu bleiben.»
Vor 33 Jahren zählte die Baarer Feuerwehr rund 190 Feuerwehrleute. Heute ist der Personalbestand mit 104 Leuten stabil, wie Widmer sagt. Das Soll liegt bei 95 Personen. «Ich habe keinen einzigen Einsatz erlebt, der aus personellen Gründen nicht funktioniert hat», so Widmer. Auch in Bezug auf den Nachwuchs sei die Situation in Baar gut. «Viele Junge motivieren und rekrutieren ihre Kollegen selber, das ist erfreulich.» Eine Herausforderung sei die Tagesverfügbarkeit, ergänzt er. Doch hier habe er meistens ein grosses Entgegenkommen der Arbeitgeber festgestellt. Das gelte auch für seinen eigenen Arbeitgeber, die Gebäudeversicherung: «Eine gewisse Flexibilität ist wichtig.»
Rund 120 Einsätze leistet die Baarer Feuerwehr pro Jahr. «Der Hauptteil ist technischer Art», so Widmer. Im Jahr 2019 waren es bisher 17 Brände, zu denen man ausrücken musste. Der erste Grossbrand, den Roger Widmer miterlebte, war 1993 bei der Firma Trichema in Baar. Über 400 Einsatzkräfte standen damals gemeindeübergreifend im Einsatz. Besonders prägend war für Widmer das Zuger Attentat vom 27. September 2001. «Wir haben leider auch Feuerwehrkameraden verloren, das war nicht einfach zu verarbeiten.» Die Einsatzkräfte aus Baar wurden als Unterstützungsfeuerwehr aufgeboten. «Wir wussten nicht genau, um was es geht, bevor wir vor Ort waren.» Die Nachbearbeitung dieses Einsatzes sei intensiv gewesen, für alle Beteiligten. Abschalten zu können war in all den Jahren etwas, das Roger Widmer nicht leicht gefallen ist. «Ich lag oft wach und studierte an unseren Einsätzen herum.»
In der Baarer Feuerwehr herrsche ein sehr guter Geist, sagt der abtretende Kommandant. «Es sind die richtigen Leute am Ruder, die Motivation ist hoch.» Er verlasse die Organisation deshalb mit einem guten Gefühl. «Der Zeitpunkt stimmt.»
Widmer freut sich darauf, seine privaten Termine wieder etwas freier und flexibler gestalten zu können, er freut sich auf den einen oder anderen spontanen Konzertbesuch, auf Biketouren und Ausflüge in der Gegend um den Albis. «Auch meine Frau kann es kaum erwarten», sagt er mit einem Schmunzeln. Das Paar ist seit 22 Jahren verheiratet. Der Mannschaft in Baar wird Roger Widmer auch künftig noch zu einem Teil erhalten bleiben: Durch seine Arbeit im Feuerwehrinspektorat wird er immer wieder mit seinem ehemaligen Team zu tun haben.