Verstopfte Ventile und Beulen: Der Fachmann vom Blashaus repariert die Instrumente der Guggen. Und entdeckt dabei Spannendes.
Wenn der Ton aus den Blasinstrumenten der Fasnächtler verstummt, ist Martin Suter – Geschäftsführer des Blashauses – gefragt. «Die Musiker merken kurz vor den Auftritten, dass sie dringend noch ihre Trompete reparieren müssen», sagt der Blasinstrumentenbauer. Aber vor allem während der Fasnacht passieren viele Unfälle. Das Team vom Blashaus plant deshalb vor und während der Fasnacht mehr Zeit für Reparaturen ein. Am häufigsten gibt es verschmutzte Ventile, defekte Lötstellen und Beulen. Gründe dafür nennt der Fachmann verschiedene, und er schmunzelt: «Manchmal fallen die Musiker der Guggenmusig auf die Nase, meistens kostüm- oder glatteisbedingt.» Eine weitere Gefahrenzone für die empfindlichen Instrumente sind die Depots in den Restaurants und Bars. Die Blas-instrumente werden unvorsichtig auf einen Haufen gelegt. Sind die Lokale voll und ist die Stunde spät, stolpert schnell mal jemand darüber, und die Instrumente gehen kaputt. Suter spricht aus Erfahrung. Er war selbst lange dabei, und das bunte Fasnachtstreiben fasziniert ihn auch heute noch: «An der Fasnacht hat es Platz für alles. Der Zeitbegriff fällt weg, man kann sich treiben lassen und geht nach Hause, wenn man einfach zu müde ist.» Jetzt ist der passionierte Instrumentenbauer aber jeden Morgen zur Stelle und erfüllt die Wünsche seiner Kunden. «Das Geschäft muss während dieser Tage offen bleiben», begründet er seinen Rückzug aus dem aktiven Fasnachtsleben.
Der sympathische Geschäftsmann erinnert sich an einige ungewöhnliche Fasnachtsgeschichten und Begebenheiten. «Ich hatte schon einen Kunden mit einer toten Maus in der Posaune. Manchmal findet man lustige Objekte in den Instrumenten. Lippenstift und noch viel persönlichere Gegenstände.» Martin Suter lacht. Welche genau das sind, verrät er aber nicht. Manchmal sind diese Dinge so fest verkeilt, dass nur der Profi sie mit einer dafür angefertigten Stahlkugel wieder rausholen kann.
Nicht nur selbst verschuldete Defekte beeinträchtigen die Funktion der Blasinstrumente. Auch die Temperatur ist ein wichtiger Faktor. Das Kondenswasser in den Rohren gefriert schnell bei kalten Temperaturen, und die Ventile bewegen sich nicht mehr richtig. «Zum Glück wird es in den nächsten Tagen wieder wärmer, denn ansonsten frieren die Instrumente völlig ein», beruhigt der Blasinstrumentenbauer. Er rät, die Instrumente wenn möglich in der Wärme aufzubewahren.
Im Allgemeinen hat das Team vom Blashaus heute weniger Aufträge während der Fasnacht als früher. Die Qualität der Instrumente ist besser, und die Musizierenden kaufen sich bei Defekten schneller ein neues Instrument. Ein gutes Guggenmusig-Saxofon bekommt man heute ab 400 Franken, und auch die billigeren Produkte aus China sind nicht schlecht.
Mit Bedenken fügt Martin Suter noch hinzu, dass an der Fasnacht immer mehr Instrumente gestohlen werden: «Ich kann das nicht verstehen und finde keine Erklärung dafür.»
Dass ein Instrument zahlreiche Fasnachtsbälle und Umzüge überlebt, ist keineswegs selbstverständlich, und die wertvollen Bleche bedürfen nicht nur einer sorgfältigen Pflege. Man muss auch immer besser aufpassen, dass sie nicht abhandenkommen.
Andrea Müller
Sind Sie auch an der Fasnacht? Und haben Sie rüüdige Bilder geschossen? Dann laden Sie hier Ihr rüüdiges Fasnachts-Bild hoch, egal, ob es sich um einen Schnappschuss vom Umzug, einen besonders gelungenen Grend oder ein Bild von einer Fasnachtsparty handelt. Die Online-Redaktion veröffentlicht alle Leserbilder unter www.zugerzeitung.ch/fasnacht, die Besten auch in der Neuen Zuger Zeitung und ihren Regionalausgaben.