E-Voting kombiniert mit Blockchain-Technologie: Die Stadt leistet Pionierarbeit. Die Grundlage dafür ist die digitale ID, die vor einem Jahr lanciert wurde. Die Auswertung der ersten Versuchs-Abstimmung fällt positiv aus.
Seit gut einem Jahr können sich Stadt Zuger eine digitale Identität zulegen. Das Projekt befindet sich in der Pilotphase und wird entsprechend getestet. So etwa Ende Juni an einer Konsultativabstimmung. 72 Inhaber einer digitalen ID nutzten die Gelegenheit. Getestet wurde damit ein neuer, Blockchain-basierter Ansatz von E-Voting unter realistischen Bedingungen. Die Stadt setzt, in Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern und der Blockchain-Firma Luxoft als erste das digitale Abstimmen mit Blockchain-Technologie.
Erste Ergebnisse zur Versuchs-Abstimmung wurden bereits im Sommer veröffentlicht. Nun wurde der Schlussbericht präsentiert. «Der E-Voting-Test war ein voller Erfolg, die technischen Abläufe haben problemlos funktioniert», sagt Dieter Müller, Leiter Kommunikation Stadt Zug. Die Teilnehmenden hätten den Abstimmungsprozess als einfach und verlässlich empfunden, heisst es auch im entsprechenden Bericht. «Es konnten wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden, die zu weiteren Verbesserungen führen werden», so das Fazit.
Zu den grossen Vorteilen gehört laut den Experten die Dezentralisierung des Ablaufs durch die Blockchain. Das sorge für eine grosse Sicherheit. Die Daten werden nicht an einem zentralen Ort gespeichert, sondern liegen auf vielen Servern. Jeder Server besitzt dabei eine identische Kopie der Daten. Eine Manipulation von Aussen sei daher kaum möglich. «Zudem ist auch beim Ausfall eines einzelnen Knoten gewährleistet, dass es zu keinem kompletten Systemausfall kommt», steht im Abschlussbericht. Mit dem Verfahren des dezentralisierten Wahlsystems ist eine vollständige Verifizierbarkeit der Datenverarbeitung gewährleistet. Dieses «Open Source»-System erlaubt es sowohl den Wählern wie auch den verschiedenen Instanzen, die Funktionsweise des Wahlverlaufs zu prüfen.
Das System ist, wie eine anschliessende Umfrage zeigte, benutzerfreundlich. Die meisten der 95 Teilnehmer waren mit dem Ablauf der Test-Abstimmung zufrieden. Mitgemacht haben allerdings nicht alle, denn bemängelt wurde etwa, dass über die Durchführung in den Medien nicht genug berichtet wurde und viele nichts, oder zu spät von der Abstimmung vernommen haben. «Es wäre sicher ideal, wenn in Zukunft alle Inhaber einer digitalen ID via App über eine Abstimmung informiert werden können», sagt Dieter Müller. Aktuell sei das noch nicht der Fall.
Die Zuger Innovation löst jedenfalls internationales Interesse aus. «Wir haben immer wieder Besuche von ausländischen Delegationen, die sich vor Ort und im persönlichen Gespräch über die Entwicklungen im Crypto Valley und über unsere Erfahrungen informieren wollen», sagt Dieter Müller. Erst kürzlich war eine südkoreanische Delegation inklusive Bürgermeister von Seoul in Zug und eine Delegation aus Kirgistan.
Mitte November lancierte die Stadt zudem ein weiteres Pilotprojekt: Neun E-Bikes sind für die Besitzer einer digitalen ID kostenlos nutzbar. Die Stadt Zug arbeitet dazu mit dem Zürcher Start-up «AirBie» zusammen. Per App lassen sich die Velos lokalisieren und entsperren. 61 Benutzer einer digitalen ID haben sich bereits für das Angebot registriert. 117 Mal wurde in der Zwischenzeit ein Bike ausgeliehen. Meist für kurze Strecken innerhalb des Stadtgebiets. «Es geht darum, die Technologie im Alltag zu testen und festzustellen, wo noch Probleme auftauchen, damit diese gezielt angegangen werden können», sagt Müller. Inzwischen besitzen 267 Zuger eine digitale ID. Bis auf weiteres werde sie kostenlos bleiben. Die Pilotphase laufe weiter, so Dieter Müller. «Es geht uns nun darum, weitere konkrete Anwendungen zu testen.» Dazu gehört auch das vorgesehene Ausleihen von Medien in der Bibliothek Zug ohne Bibliotheksausweis.