Der Kanton Zug ist ein starker Standort für gemeinnützige Stiftungen, sagt Fachfrau Elisa Bortoluzzi Dubach. Dennoch sieht sie Verbesserungspotenzial.
Andreas Faessler
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Ohne sie läge das Kulturleben weitgehend lahm. Soziale Einrichtungen könnten ihre Dienste an benachteiligten Menschen nicht in gewohntem Masse leisten. Der Sektor Sport und Gesundheit wäre ohne sie niemals so effizient und vielseitig. Kurzum – sie sind der Motor, welcher die Grundlage für eine funktionierende, lebendige Gesellschaft am Laufen hält: Gemeinnützige Stiftungen bilden respektive ermöglichen einen wesentlichen Teil des sozialen Fundaments. Sie gedeihen in der Schweiz auf einem besonders fruchtbaren Boden (siehe Kasten), wovon die Gesamtbevölkerung stark profitiert. Und selbst wenn kritische Stimmen den potenten Schweizer Stiftungen gelegentlich vorwerfen, durch ihr mäzenatisches Wirken indirekt Einfluss auf Politik und Wirtschaft auszuüben, so bleibt am Ende ihre Unverzichtbarkeit für das Gemeinwohl der Gesellschaft dennoch unbestritten.
Nun gibt es in der Schweiz also weit über 13000 gemeinnützige Stiftungen. Im Kanton Zug sind aktuell deren 266 registriert. In den Bereichen Bildung, Soziales und Kultur werden hier am meisten Gelder gesprochen. Elisa Bortoluzzi Dubach, Expertin für Kommunikation, Sponsoring und Stiftungsarbeit und Verfasserin zahlreicher Fachpublikationen, stellt dem Kanton Zug hinsichtlich Stiftungsarbeit ein sehr gutes Zeugnis aus – dies nicht nur, weil die in Zug ansässigen Stiftungen über ein sehr grosses Vermögen verfügen und jährlich stattliche Beträge ausschütten. «Auch hat die Fördertätigkeit im Kanton Zug eine lange Tradition, die philanthropische Gesinnung ist hier sehr ausgeprägt», führt sie aus. Letzteres schlägt sich allein in der Tatsache nieder, dass ein sehr grosser Teil der gesprochenen Fördergelder für Projekte innerhalb der Kantonsgrenzen eingesetzt wird. «Überdies zeichnet sich der Kanton Zug durch seine geografische Überschaubarkeit und politische Stabilität aus, was ihn zu einem besonders attraktiven Standort für gemeinnützige Stiftungen macht.»
Jetzt mag man sich aber fragen: Wo sind denn alle diese Stiftungen? Wofür genau setzen sie ihr Vermögen ein? Wer sitzt im Stiftungsrat? Und vor allem: Wie kommt man an die Stiftungen ran? Hier gibt es gemäss Elisa Bortoluzzi ein gewisses Verbesserungspotenzial – hinsichtlich der allgemeinen Transparenz. Heisst, dass die Zuger Fördereinrichtungen für potenzielle Gesuchsteller entweder zu wenig oder kaum sichtbar sind. «Viele Stiftungen präsentieren sich nicht in der Öffentlichkeit oder wenn, dann nur mit unzureichenden Informationen», stellt Elisa Bortoluzzi fest. «Stiftungen verfolgen ja den Zweck, die Zivilgesellschaft zu unterstützen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass sie ihre Förderzwecke und Anforderungen ausführlich und detailliert kommunizieren.» Ein Gesuchsteller müsse abwägen können, ob eine Stiftung als Gönnerin für sein Projekt in Frage käme. Das würde beiden Seiten zugutekommen, sagt die Fachfrau. Stiftungen zum einen hätten weniger Arbeit mit dem Prüfen von Bewerbungen, welche die Anforderungen nicht erfüllen. Gesuchsteller zum anderen könnten sich gezielt auf die für sie konkret in Frage kommenden Stiftungen konzentrieren.
«Die meisten Stiftungen setzen klare Förderschwerpunkte. Je genauer sie diese benennen, desto besser und schneller finden Gesuchsteller und Gönner zusammen», erklärt die Expertin. Der Idealfall wäre, so fährt sie fort, wenn jede Stiftungseinrichtung eine einheitlich und übersichtlich gestaltete Webseite mit Angabe der unterstützten Projekte, der Beiträge, Rahmenbedingungen und Termine sowie mit einem vordefinierten elektronischen Bewerbungsformular pflegen würde.
Ausserdem könne auf mehr Gemeinsamkeit gesetzt werden – so wie es beispielsweise die Stiftungen in Basel handhaben ( www.stiftungsstadt-basel.ch ), nennt Elisa Bortoluzzi ein Beispiel. «Diese haben sich untereinander vernetzt, um den Erfahrungsaustausch und die Kontakte zwischen Stiftungen in der Region Basel sicherzustellen, die Zusammenarbeit von Stiftungen untereinander zu fördern, die Region Basel als Stiftungsstandort im In- und Ausland besser zu positionieren, den Nutzen des Stiftungswesens für die Region Basel aufzuzeigen und entsprechende Synergien zu schaffen.»
Ohnehin würde Elisa Bortoluzzi auch einen aktiven Austausch zwischen den Stiftungen und den Gesuchstellern begrüssen. Ein Musterbeispiel liefert hierfür die grosse Mailänder Stiftung Cariplo ( www.fondazionecariplo.it ), welche Kulturschaffende regelmässig zum Gespräch einlädt, um auszuloten, wo welche Bedürfnisse bestehen. «Gesuchsteller ihrerseits wissen stets genau, wo der ‹Schuh drückt›. Die Stiftungen würden bei solchen systematischen Hearings wichtige Informationen gewinnen», betont sie.
Ihr Vorschlag an die starken, breit gefächerten Zuger Stiftungen wäre damit, sich noch besser zu vernetzen und noch enger zusammenzuarbeiten. «Eine gemeinsame jährliche Veranstaltung könnte zum Beispiel den Überblick zu den vielfältigen Aktivitäten im Dienste der Gesellschaft verbessern und den Zuger Stiftungsstandort zum Wohle aller Betroffenen auch in Zukunft nachhaltig positionieren.»