In der Jubiläumsausgabe des Chriesisturms quer durch die Zuger Altstadt nahm am Montag unter anderem ein internationales Gespann teil – auf spezieller Mission.
Es ist Montagmittag. Eingangs Zuger Altstadt stehen dicht gedrängt die Zuschauer am Wegrand entlang der ganzen Obergasse. Die Teilnehmer wärmen sich ein, schliesslich ist der Rundkurs anspruchsvoll, und man will vor dem versammelten Zuger Publikum eine gute Figur machen. Traditionell wird in Zweierteams eine Holzleiter getragen, wobei immer mindestens eine Hand an der Leiter sein muss, was von sieben Streckenwächtern überprüft wird – Ordnung muss sein!
Mit am Start sind unter anderem zwei ambitionierte Klassen der 5. und 6. Primarschule des Schulhauses Letzi in Zug. Sie starten in einem verkürzten Rundlauf. Über die volle Distanz gehen die Teilnehmer in der Kategorie der erwachsenen Männer, wo die Zuger Blockchain-Szene, zwei Bergsportler des SAC-Rossberg, sowie je die Bäcker- und die Schneiderzunft ein Team stellen. Die Sympathien auf ihrer Seite haben mit Bestimmtheit ein costa-ricanisches Läufergespann, das Teil eines TV-Teams ist. Im Hinblick auf das WM-Gruppenspiel am kommenden Mittwoch stellt es ihren Landsleuten verschiedene Bräuche der ganzen Schweiz vor und nimmt aus diesem Grund am 10. Chriesisturm teil.
Zum Landsgemeindeplatz und unter dem Zytturm zurück zum Start führt die Strecke in dieser Kategorie. In der dritten Sparte nehmen erstmals fünf Frauen mit traditionellen und handgeflochtenen Chriesihutten teil.
Das auffällig interessante Teilnehmerfeld sei nicht der einzige Grund, warum der heurige Chriesisturm so speziell sei, meint der Speaker Ueli Kleeb: «Vor zehn Jahren haben wir das Projekt ‹1000 Kirschbäume für Zug› gestartet. Noch fehlen etwa 100 Patenschaften, um dieses ehrgeizige Ziel erfolgreich zu vollenden.» Es sei gelungen, das «Chriesi» wieder als kantonales Wahrzeichen der Landschaft und Gesellschaft zu verankern, verkündet Kleeb stolz. «Unser Kanton wird vermehrt wieder als Chriesi-Kanton wahrgenommen. Bilder unserer Chriesi-Tradition haben es neulich sogar bis nach Hongkong oder New York in die Medien geschafft.» Mit grossem Elan weist er auf den ausgiebigen Chriesi-Markt hin, der bereitstehe und verschiedene Chriesi-Köstlichkeiten wie vor allem Hochstamm-Chriesi beinhalte, die eine besondere Delikatesse seien.
Vorerst steht jedoch das Sportliche im Zentrum. Mit dem Glockenschlag wird das Rennen der Kategorie der Männer traditionell eröffnet. Frenetisch wird den Teams zugejubelt, welche sich eine Linie durch die enge Menschenmenge am Start zu bahnen versuchen. Nicht länger als fünf Minuten dauert es, bis die ersten Teams sichtlich erschöpft aber trotzdem mit erleichterter Laune ins Ziel eintreffen. Den Sieg der Herzen hat das Team aus Costa Rica sicher – sogar der teameigene Kameramann legt sich ins Zeug und sprintet für die optimalen Aufnahmen auf den Schlussmetern seinen Schützlingen nach. Sportlich hat das Team der Bäckerzunft triumphiert. Paco Weiss ist sich bewusst, dass seine Erfahrung dabei wichtig war: «Auch bei meiner dritten Teilnahme war es brutal intensiv. Entscheidend war, dass wir nicht zu schnell gestartet sind und so unsere Kräfte für einen gezielten Schlussspurt aufgespart haben.»
In den darauffolgenden Kategorien der Frauen mit den Chriesihutten und der Primarschüler geht es ähnlich intensiv zu und her. Das Publikum applaudiert dem kollektiven Teilnehmerfeld und zollt den Teams so Respekt für die Leistung. Es ist deutlich geworden, dass das Sportliche im Hintergrund steht und der Aspekt, miteinander eine urzugerische Tradition zu repräsentieren, überwiegt. Margrith Schär-Krebs und ihr Ehemann sind extra aus der Hauptstadt Bern angereist: «Wir waren vorher noch nie in Zug, wissen aber natürlich über die Zuger Chriesi-Tradition bescheid. Regelmässig besuchen wir mit dem GA interessante Anlässe in der ganzen Schweiz. So hat es uns heute zum Glück hierher verschlagen.»
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