Aus dem Wald sind die Bäume nicht wegzudenken: 2,58 Millionen stehen laut der letzten Erhebung im Kanton Zug. Aktuell sind sie wegen der Trockenheit mit besonderen Herausforderungen konfrontiert.
Im Sommer spenden sie Schatten, im Herbst verfärben sich ihre Blätter gelb, orange und rot und nicht zuletzt bieten sie einen Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pilze: Bäume. Sie sind kennzeichnend für einen Wald, so auch in Zug. 2,58 Millionen Bäume, die dicker als 12 Zentimeter sind, gibt es gemäss der letzten Erhebung vom Amt für Wald und Wild im Kanton Zug. Davon sind rund 1,2 Millionen Fichten, 659 000 Tannen, 17000 übrige Nadelhölzer wie Wald- und Bergföhren, Lärchen oder Eiben, 298000 Buchen und 402 000 übrige Laubhölzer. Insgesamt 37 Arten sind es bei den Laubhölzern. Auch die Fläche, die die Bäume einnehmen, ist beachtlich: Der Zuger Wald erstreckt sich vom Mittelland bis in die Voralpen. Dies führt zu einer grossen Anzahl an sogenannten Waldgesellschaften. In Tieflagen, wie zum Beispiel im Gebiet Ennetsee, finden sich vor allem Buchen- und Eichenwälder.
In mittleren Lagen, also im Bereich von Neuheim bis zum Zugerberg, sind Buchen- und Tannenwälder verbreitet und in höheren Lagen, im Raten etwa oder im Wildspitzgebiet, sind vor allem Tannen- und Fichtenwälder anzutreffen. Da früher insbesondere Fichten aufgeforstet wurden, findet sich diese Baumart auch in tieferen Lagen noch häufig. Und: Der höchste Baum im Kanton Zug ist ebenfalls von dieser Art. Satte 53 Meter Höhe weist er auf und steht in der Gemeinde Oberägeri im Gutschwald. Seit dem Jahr 1990 wird der Bestand von Fichten allerdings laufend reduziert und ausserdem hat diese Art zurzeit mit natürlichen Gegnern zu kämpfen. Doch dazu später mehr. Aktuell ist die Fichte mit einem Anteil von 38 Prozent die am häufigsten vertretene Art im Kanton Zug, gefolgt von der Tanne, welche immer noch rund einen Viertel des Waldes ausmacht.
Aufforstung oder neue Anpflanzungen werden nur wenige getätigt: Im bislang letzten erhobenen Jahr 2017 wurden in den Zuger Wäldern 20 790 Bäume gepflanzt, davon waren 14 470 Nadelbäume und 6320 Laubbäume. Dies auf einer Fläche von ungefähr vier Fussballfeldern. Martin Ziegler, Leiter des Amtes für Wald und Wild, sagt dazu: «Pro Jahr wird somit gerade mal ein Tausendstel der gesamten Zuger Waldfläche verjüngt.» Wo immer möglich erfolge die Verjüngung durch die Natur, also durch die Verbreitung der Samen auf natürliche Weise. Ab und an seien Anpflanzungen allerdings sinnvoll und notwendig. Ziegler führt aus: «Anpflanzungen sind unter anderem aufgrund des Konkurrenzdrucks der Krautschicht, wie etwa den Brombeeren, und zur Förderung klimatoleranter, einheimischer Baumarten nötig.»
Wald bietet viel Platz für Leben: Denn rund die Hälfte aller in der Schweiz vorkommenden Tiere und Pflanzen leben dort. «Deshalb ist die Zuger Waldfläche für die Biodiversität elementar wichtig», unterstreicht Martin Ziegler. Damit die Biodiversität gefördert und erhalten werden kann, hat auf rund einem Viertel der Waldfläche Arten- und Lebensraumförderung Priorität. Diese Flächen gelten als Wald mit besonderer Naturschutzfunktion. Solche Gebiete bezeichnen grössere, zusammenhängende Lebensräume, die ökologisch besonders wertvoll sind. Im Kanton Zug sind 26 grosse Waldnaturschutzgebiete und ungefähr 200 kleinere Gebiete, sogenannte «Besondere Lebensräume», ausgeschieden. «Sie enthalten alle als selten eingestufte Waldgesellschaften und knapp 60 Kilometer wertvolle Waldränder.»
Besonders wichtig für die Biodiversität im Wald ist vor allem auch Altholz. Das sind Bäume, die ihr optimales Nutzungsalter bereits deutlich überschritten haben. In Wäldern mit Naturschutzfunktion werden ökologisch besonders wertvolle Bäume oder Baumgruppen – sogenannte Altholzinseln – stehen gelassen. Aber nicht nur im Naturschutzgebiet sind solche Inseln wichtig. Martin Ziegler erläutert: «Für alt- und totholzabhängige Tierarten ist die flächige Vernetzung über den gesamten Wald entscheidend.» Was dazu führt, dass auch in Wäldern ohne Naturschutzfunktion einen bestimmten Anteil an Altholzbäumen aufweisen müssen zum Wohle von Tieren wie Käfern, Vögeln und Fledermäusen. Aber auch Flechten, Moose und Pilze sind Totholznutzer.
Jetzt, mitten im Sommer, zieht es den einen oder anderen wohl in den etwas kühleren Wald unter die schattenspendenden Bäume. Doch welche Auswirkung haben die Hitze und die Trockenheit vom letzten Jahr auf die Bäume? Martin Ziegler stellt klar: «Nicht die Hitze des letzten Jahres war ausschlaggebend, sondern die ausserordentliche Trockenheit.» Praktisch alle Arten würden darunter leiden und von der Schwächung der Bäume profitieren die «natürlichen Gegner» wie der Borkenkäfer. 2018 war in Folge des sehr warmen Sommers eine Massenvermehrung dieses Fichtenschädlings augenfällig. «In bisher nicht gekanntem Ausmass», streicht der Amtsleiter heraus und ergänzt:
«Zunehmende Befallsherde in diesem Jahr weisen darauf hin, dass trotz Bekämpfungsmassnahmen durch den Forstdienst nochmals mit sehr hohem Ausfall der Fichte zu rechnen ist.»
Zudem sorgt der Trockenstress für weniger Holzzuwachs bei allen Bäumen und somit für tiefere Holzeinnahmen zu Ungunsten der Eigentümerschaft. Doch die Trockenheit wirkt sich nicht nur negativ aus, einige Arten profitieren. Zum Beispiel die Mehlbeere. «Konkret sahen letztes Jahr braune, absterbende Buchen auf Felsbändern zwar sehr unschön aus. Die auf diese Standorte angewiesene Mehlbeere hat jedoch den längeren Atem, überlebt und profitiert vom Ausfall ihres Konkurrenten.» Andere, häufige Arten, welche auf gute Bodenfeuchtigkeit angewiesen sind, werden zurückgedrängt und überlassen somit den Nischenarten wieder mehr Raum.
Neben der Trockenheit gibt es für eine spezifische Art, die Esche, noch eine besondere Herausforderung. Vor zehn Jahren wurde im Kanton Zug erstmals das Eschentriebsterben nachgewiesen. «Inzwischen wirkt diese Pilzkrankheit mit ganzer Kraft. Zirka 95 Prozent sind befallen, viele sterben aktuell ab», stellt Ziegler fest. Griffige Gegenmassnahmen sind bislang keine bekannt. Entlang von Strassen und Gebäuden müssen viele kranke oder bereits abgestorbene Eschen aus Sicherheitsgründen gefällt werden. «Bevor sie durch Umfallen Schäden verursachen», so Ziegler.