Natur
Gemeinde Cham baut ein Zuhause für Vögel, Insekten und Amphibien

Rund um die Pflanzgärten Friesencham wird eine grössere Grünfläche neu bepflanzt und ökologisch aufgewertet.

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Mael (links) und Marlon Zbinden packen mit an und pflanzen einen Strauch.

Mael (links) und Marlon Zbinden packen mit an und pflanzen einen Strauch.

Bild: Stefan Kaiser (Cham, 6. Oktober 2021)

Von März bis September planten fünf angehende Absolventen des Sanu-Lehrgangs «Projektmanagement Natur und Umwelt» im Rahmen ihrer Diplomarbeit die Aufwertung der Grünflächen ausserhalb der Pflanzgärten Friesencham. In der Projektgruppe waren Ursula Herzog (Oberwil), Florian Bruderer (Hünenberg), Patricia Frison Schnurrenberger (Cham) sowie Yvonne Köhli und Jürg Frick, beide aus dem Kanton Zürich, vertreten. «Dank der guten Zusammenarbeit und dem Entgegenkommen des Grundstück-Pächters Markus Matter stand die Grünfläche zur Verfügung», wird Markus Schuler, Bereichsleiter Gartenbau der Einwohnergemeinde Cham, in einer Medienmitteilung zitiert. Weil die Biodiversitätsförderung ein wichtiges Anliegen sei, fand das Projekt auch einige Unterstützer: Den Kanton Zug, den Zuger Vogelschutz‚ den Verein Lebensraum Landschaft Cham und Pro Natura Zug.

Auf dieser Wiese entsteht ein neues Zuhause für Vögel, Insekten, Amphibien und viele Nützlinge.

Auf dieser Wiese entsteht ein neues Zuhause für Vögel, Insekten, Amphibien und viele Nützlinge.

Bild: PD/Ursula Herzog

Der Auftrag, Grünflächen ökologisch aufzuwerten, wurde in den Legislaturzielen 2019 bis 2022 der Gemeinde Cham sowie im Massnahmenplan Biodiversität festgehalten. «Jede aufgewertete Grünfläche ist ein Gewinn für die Biodiversität», ist Markus Schuler überzeugt.

Die Wildhecke bildet das Herzstück

«Mit rund 20 einheimischen Straucharten stellt die Wildhecke das Herzstück der ökologischen Aufwertung dar. Die Hecke wird die Pflanzgärten auf der Südseite auf einer Länge von rund 90 Metern umfassen», erklärt Florian Bruderer aus dem Projektteam. Sie soll vielen Vögeln als Futterstelle und Nistplatz dienen. Auf der ganzen Länge wird neben der Hecke ein Krautsaum mit kräftigen Wildblumen und Wildgräsern auf 300 Quadratmetern angelegt. Der Krautsaum bietet Futter und einen wichtigen Zufluchts- und Überwinterungsort für Insekten und Nützlinge, die dann im Frühling zu Äckern und Gärten zurückkehren.

Die Mitglieder der Projektgruppe, die mit der Bepflanzung ihre Diplomarbeit machen, sind erfreut.

Die Mitglieder der Projektgruppe, die mit der Bepflanzung ihre Diplomarbeit machen, sind erfreut.

Bild: Stefan Kaiser (Cham, 6. Oktober 2021)

Zudem sind offene Sandflächen für Wildbienen sowie Strukturelemente wie Steinhaufen und Totholz vorgesehen. «Ein Teich würde den Erhalt und die Förderung vieler Tierarten unterstützen», meint Markus Schuler ergänzend. «Pro Natura Zug interessiert sich im Rahmen eines Folgeprojektes für die Realisierung eines Teiches im Frühjahr 2022. Zu diesem Thema finden noch Abklärungen statt.»

Bei den Arbeiten herrscht gute Stimmung.

Bei den Arbeiten herrscht gute Stimmung.

Bild: Stefan Kaiser (Cham, 6. Oktober 2021)

André Rey, Landschaftsarchitekt und Tierökologe, hat das Projektteam bei der Definition der Zielarten unterstützt. Die Aufwertungsmassnahmen sind auf rund 20 Tierarten ausgerichtet, darunter den Stieglitz, auch Distelfink genannt, den Grünspecht, die Gartengrasmücke, die Zauneidechse, die gemäss Roter Liste verletzliche Erdkröte, die Rainfarn-Seidenbiene und die Blutweiderich-Sägehornbiene – beide sind stark gefährdet – sowie weitere Wildbienen. «Spannend ist der Standort in Gartennähe, weil gerade auch Nützlinge von der Aufwertung profitieren, die in den Pflanzgärten gebraucht werden», sagt Florian Bruderer. Einige Beispiele: Marienkäfer fressen bis zu 50 Blattläuse pro Tag. Eine Hummelkönigin bestäubt pro Tag 5000 Obstblüten. Mit Schlupfwespen lassen sich unter anderem Weisse Fliegen, Apfelwickler, Kohlweisslinge und Blattläuse bekämpfen.

Die Blutweiderich-Sägehornbiene gehört zu den Zielarten, die in der Nähe der Pflanzgärten Friesencham gefördert werden. In der Schweiz ist sie stark gefährdet.

Die Blutweiderich-Sägehornbiene gehört zu den Zielarten, die in der Nähe der Pflanzgärten Friesencham gefördert werden. In der Schweiz ist sie stark gefährdet.

Bild: PD/André Rey

Eine gemeinsame Pflanzaktion mit Erwachsenen und Kindern sowie ein Sensibilisierungsanlass mit dem Gartenverein Friesencham bilden den Abschluss des Projektes. «Biodiversität ist unsere Lebensgrundlage. Nicht nur öffentliche Flächen, auch private Gärten bieten ein riesiges Potenzial zur Biodiversitätsförderung. Deshalb war es uns ein Anliegen, mit unserer Aktion das Interesse von Gärtnerinnen und Gärtner zu wecken», erklärt Markus Schuler. «Wir hoffen, dass der heutige grüne Saum in einigen Jahren zu einem belebten grünen Saum mit einer reichen Tier- und Pflanzenvielfalt wird.» (rh)