Onlineauftritt
Die Zuger Bergregion kommt sich zumindest digital näher

Oberägeri, Unterägeri und Menzingen setzen bei ihrem Onlineauftritt auch auf den virtuellen Dorfplatz Crossiety. Die App gewinnt immer mehr Nutzer, dabei ist vor allem der digitale Marktplatz beliebt.

Carmen Rogenmoser
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Symbol der Vernetzung mit Crossiety.

Symbol der Vernetzung mit Crossiety.

Bild: PD

Wohin mit der schönen Porzellanvase, die einem verleidet ist? Es gibt unzählige Möglichkeiten, diese zu verkaufen oder weiterzugeben. Man kann sie ganz traditionell ins Brocki bringen, im Familien- und Freundeskreis nachfragen oder den Verkauf digital abwickeln, etwa über die App Crossiety. Diesen digitalen Dorfplatz gibt es bereits in Oberägeri, Unterägeri und Menzingen. Dass diese Möglichkeit rege genutzt wird, zeigt ein Blick auf den entsprechenden virtuellen Marktplatz. Ob Brettspiele, antike Kinderwagen, Kleidung oder eben Dekostücke: Das Angebot ist vielfältig und die als abgeschlossen gekennzeichneten Angebote deuten darauf hin, dass das System funktioniert.

«Die Gemeinden sind zurzeit alle in der Aufbauphase», sagt Joel Singh, Geschäftsführer von Crossiety. Er ergänzt: «Der Aufbau einer lokalen Community ist ein Prozess, der mehrere Jahre dauert. Die drei Zuger Gemeinden haben den digitalen Dorfplatz bisher erfolgreich lanciert.» Gerade die örtliche Nähe der Gemeinden sei ein grosser Vorteil, da die Aktivitäten der einzelnen Ortschaften auch regional sichtbar sind. So könne das Zusammenleben sowohl vor Ort, wie auch in der ganzen Region gestärkt werden.

Die Crossiety-App.

Die Crossiety-App.

Bild: PD

«Spannend ist, dass viele Einwohnerinnen und Einwohner aus umliegenden Gemeinden die App ebenfalls bereits heruntergeladen haben und seither mitlesen, was die drei Gemeinden regional oder öffentlich publizieren», ergänzt Singh. Nach dem derzeitigen Stand folgen so rund 27'700 Nutzerinnen und Nutzer aus der Region der Gemeinde Menzingen. Das entspreche einem sehr guten Wert. Laut dem Menzinger Gemeindeschreiber Fabian Arnet ist man zufrieden mit der bisherigen Entwicklung der App. 63 Gruppen hätten bislang 407 Beiträge erstellt. Am häufigsten genutzt werde der Dorfplatz, gefolgt vom Marktplatz, weniger hingegen der Bereich Helfen. Man gehe von «einer deutlichen Zunahme» der Beiträge nach den Sommerferien aus, sollte die Coronasituation mehr Veranstaltungen zulassen.

Unterägeri als Musterschüler

Unterägeri gilt laut Joel Singh gar als Paradebeispiel dafür, wie ein digitaler Dorfplatz die kommunale Kommunikation revolutionieren kann. «Die Gemeinde hat mit ihrem Einsatz die Plattform schnell aktiviert und kann bereits auf zahlreiche Erfolgsbeispiele zurückblicken.» So werden über Crossiety nicht nur Neuigkeiten und Informationen rund um die Gemeinde verbreitet: «Wir hatten beispielsweise einen Wettbewerb mit einer Schätzfrage oder liessen die Bevölkerung via Umfrage entscheiden, welcher Schweizer Film am Filmabend gezeigt werden soll», sagt Joëlle Guldin, Kommunikationsverantwortliche.

Etwas Neues brauche aber auch immer Zeit, bis es sich etablieren könne, so Guldin. Die Gemeinde verzeichnet inzwischen 943 registrierte Nutzerinnen und Nutzer, aus der Region sind gar über 8381 aktiv. Fast 1000 Beiträge wurden veröffentlicht und es gibt 92 Gruppen und 19 Untergruppen. Die Kommunikationsverantwortliche bestätigt, dass vor allem der Marktplatz fleissig genutzt wird:

«Es wird rege getauscht, geboten, gesucht und gefunden. So konnte beispielsweise ein verloren geglaubtes, spezielles, graviertes Taschenmesser nach einigen Monaten seiner Besitzerin zurückgegeben werden.»

Die Neuigkeiten sowie Events auf dem Dorfplatz würden am meisten genutzt. Zusätzlich werden die Gruppen auf der Plattform von den Interessengemeinschaften - beispielsweise Vereinen - aktiv zur Präsentation ihres Angebots sowie als Kommunikationskanäle genutzt.

Eine Ergänzung zu Instagram, Facebook und Co.

Aber auch die Gemeinde Oberägeri stünde ihrer Nachbargemeinde in nichts nach, sagt Joel Singh. So zieht sie nach den ersten 100 Tagen der Aktivschaltung der App eine positive Bilanz: 489 Nutzerinnen und Nutzer haben sich registriert, rund 12600 Personen aus der Region agieren mit der App. 268 Beiträge wurden veröffentlicht und 59 Gruppen und Teams gegründet. Die Gemeinde verfügt mit Instagram, Facebook, Twitter und Linkedin über einen breit gefächerten sozialen Auftritt. «Mit der Einwohner-App haben wir eine weitere Dialogplattform geschaffen, bei der die Einwohnerinnen und Einwohner im Fokus stehen. Crossiety passt hervorragend in unser Kommunikationsportfolio», sagt Manuela Kaech, Kommunikationsverantwortliche in Oberägeri.

Profitieren könnten auch das lokale Gewerbe, die hiesigen Vereine oder eben jede einzelne Einwohnerin oder jeder Einwohner, so Kaech. Wichtig sei, dass die Bevölkerung im Austausch sei, die Einwohnergemeinde sei ein Teil der Community.

Spuren hinterlassen hat auch die Coronapandemie: «Generell hat Covid-19 aufgezeigt, dass im kommunalen Bereich noch grosses Potenzial in Sachen Digitalisierung besteht. Ausserdem wurde die Dringlichkeit eines lokalen und digitalen Kommunikationskanals in Gemeinden und Städten gerade während der Pandemie verdeutlicht», sagt Singh. Entsprechend sei das Angebot von Crossiety zu einer nahe liegenden und wegweisenden Lösung vieler Gemeinden und Städte geworden. Offenbar auch im Kanton Zug: «Wir sind mit einigen Zuger Gemeinden in Kontakt und sind optimistisch, dass weitere Verwaltungen auf Crossiety setzen werden.»