60 Meter über der Erde besitzt die Stadt Zug einen kleinen Raum mit Panoramablick. Dieser sorgt schon wieder für politische Diskussionen.
Samantha Taylor
Wer sich die Stadt Zug von oben anschauen möchte, der kann dies von einem der höchsten Gebäude der Stadt tun. Ganz ohne Geld auszugeben. Denn im obersten Geschoss des Uptown, in der Skylounge, verfügt die Stadt über einen rund 30 Quadratmeter grossen Raum, der während der Öffnungszeiten für die Bevölkerung frei zugänglich ist. Für dieses Recht hat die Stadt fast 2 Millionen Franken bezahlt.
Der Raum mit Aussicht sorgte aber mehrfach für Diskussionen und löste auch politische Vorstösse aus. Unter anderem, weil er nicht wie vereinbart für die Öffentlichkeit zugänglich war. Seit kurzem nun liegt ein weiteres Papier zum Aussichtspunkt auf dem Tisch. Die FDP-Fraktion des Grossen Gemeinderats hat bei der Stadt eine Interpellation mit dem Titel «Skylounge ein schwieriges Kind – behalten oder verstossen» eingereicht. «Das Thema war einige Zeit vom Tisch», erklärt Fraktionschef Stefan Moos. Die Situation sei aber nach wie vor nicht befriedigend. «Das wollen wir dem Stadtrat mit der Interpellation aufzeigen», so Moos.
Die FDP-Fraktion möchte darum vom Stadtrat wissen, wie gross das Interesse an dem öffentlichen Bereich sei und wie viele Besucher diesen pro Woche nutzen. Weiter fragt sie, ob für den Stadtrat die Kosten und der Nutzen in einem angemessenen Verhältnis stünden. Und schliesslich will sie wissen, ob es eine Möglichkeit gäbe, das Nutzungsrecht zu veräussern. «Für uns wäre ein Verkauf dieses Rechtes eine neue Möglichkeit, die allen dienen würde», erklärt Moos. Man glaube nämlich nicht, dass es viele Leute gebe, die von diesem Nutzungsrecht ohne Konsumationszwang Gebrauch machten. Moos: «Wenn die Stadt etwas zurückerhalten würde, wäre das eine gute Möglichkeit. Und auch der Pächter würde profitieren. Er kann dann mit dem Raum machen, was er will.»
Wie sich die Stadt zu einem Verkauf stellt, ist offen. Aufgrund des laufenden politischen Verfahrens kann sie sich noch nicht dazu äussern.
Der öffentliche Raum in der Skylounge ist nicht der einzige Ort in luftiger Höhe, der die Stadt derzeit beschäftigt. Auch im höchsten städtischen Gebäude, das sich nur einige hundert Meter vom Uptown entfernt befindet, ist die Stadt im Besitz eines Raums mit Aussicht. Im 24. Geschoss des Park Towers verfügt sie über eine Fläche von 88 Quadratmetern. Vorgesehen ist, dass der Raum von Stadtzugern für gesellschaftliche Anlässe wie etwa Apéros, Vorträge, Vereinsversammlungen oder Ähnliches genutzt werden kann. Zu welchen Zeiten dies allerdings der Fall sein wird, darüber muss ein Schiedsgericht befinden. Denn die Stadt und die Bauherrschaft, die Peikert Immobilien AG, konnten sich nicht einigen. Das Schiedsgericht hat die Aufgabe, ein Betriebskonzept für den Gesellschaftsraum auszuarbeiten und den Kostenschlüssel bezüglich Ausbau und Unterhalt des Raumes zu definieren.
Dieser Schiedsspruch wird seit einiger Zeit erwartet. Immerhin befasst sich das dreiköpfige Gremium seit rund einem Jahr mit dem Fall. Ausserdem wurde das Urteil einst für das erste Quartal dieses Jahres in Aussicht gestellt. Geschehen ist bis heute aber nichts. «Wir haben das Urteil noch nicht erhalten», sagt der städtische Finanzchef Karl Kobelt. Das Schiedsgericht lasse sich nicht unter Druck setzen. «Es gibt keinen fixen Termin, der eingehalten werden muss. Uns bleibt nichts anderes übrig, als uns zu gedulden», so Kobelt weiter. Das bestätigt auch Bernhard Häni, Geschäftsleiter und Firmeninhaber der Peikert Immobilien AG. Er rechne damit, dass man bis Ende Juni mehr wisse. «Bezüglich der Formulierung des Benützungs- und Betriebsreglements sind wir uns mit der Stadt und dem Schiedsgericht aber grundsätzlich einig», so Häni weiter. Wie diese Einigkeit aussieht, kann aber weder Häni noch Kobelt derzeit bekannt geben.
Das Warten auf den Schiedsspruch sorgt auch für einen Unterbruch bei den Arbeiten. Denn die Stadt will mit dem Ausbau des Gesellschaftsraumes erst beginnen, wenn das Urteil vorliegt und klar ist, welche Kosten die Stadt zu tragen hat. «Der Ausbau wurde geplant, und die Kosten sind berechnet. Fest steht, dass wir das Kostendach von 200 000 Franken nicht überschreiten werden», sagt Kobelt.
Und noch in einem anderen Punkt harzt es beim Park Tower. Das Penthouse, das sich ebenfalls im obersten Geschoss befindet, ist noch nicht verkauft. Man verhandle immer wieder mit Kaufinteressenten, sagt Bernhard Häni. Vielfach sei aber der direkt daneben liegende Raum der Stadt und die Beeinträchtigung der Privatsphäre ein Grund für Absagen. Häni: «Diese öffentliche Nutzung macht es uns etwas schwerer, einen Käufer für das Penthouse zu finden. Wir sind aber überzeugt, dass es uns trotzdem gelingen wird.»