Ehemalige Mitarbeitende und Kunden der Firma Mitto AG sagen, dass der Mann anderen Zugang zum Netzwerk des Unternehmens verkauft haben soll. Damit konnten diese zahlreiche Kunden über ihre Handys orten.
Recherchen des Bureau of Investigative Journalism haben ergeben, dass ein Mitbegründer der Zuger Technologie-Firma Mitto AG den Zugang zu privaten Daten ausnutzen wollte. Das eine weltweite Kundschaft bedienende Unternehmen soll für diverse Grossunternehmen einen SMS-Versand tätigen. Der Mitarbeiter soll dabei als Nebenverdienst den von den Mobilfunk-Betreibern gewährten Zugang auf ihre Netze zur Gewinnung von Informationen missbraucht haben. Gemäss Pilatus Today habe er diese Daten anschliessend an Überwachungsfirmen verkauft.
Die profitierenden Unternehmen wiederum hätten auch staatliche Behörden als Kunden. Mit dem Zugang zum weltweiten Netzwerk der Mitto AG konnten diese gemäss dem Bureau of Investigative Journalism Standorte und Anrufprotokolle überwachen. Laut ehemaligen Mitarbeitenden der Zuger Firma haben unter anderem ein nationales Spionage-Unternehmen aus dem Mittleren Osten sowie ein Unternehmen aus Zypern einen Mitto-Zugang erhalten.
Aufgrund dieser Erkenntnisse ermittelt nun der eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte in der Sache. In einem ersten Schritt wird er die Mitto AG zur Stellungnahme auffordern und auch die Mobilfunkbetreiber der Schweiz kontaktieren.
Die Zuger Firma Mitto AG ist bekannt für ihren Zwei-Faktor-Authentifizierungsdienst. Mithilfe der Software werden beispielsweise Sicherheitscodes, Verkaufsaktionen oder Terminerinnerungen per SMS verschickt. Zahlreiche Technologie-Unternehmen wie Google, Twitter, Whatsapp und Linkedin sollen zu deren Kunden gehören, wie ehemalige Mitarbeitende dem amerikanischen Newsportal «Bloomberg» verraten.
Die Mitto AG selbst dementiert gegenüber «Bloomberg», dass die Firma Spionagegeschäfte betreibe. Man wolle jedoch eine interne Untersuchung starten. (jb)