Unlängst stellte der Investor sein neues Konzept für die öffentliche Nutzung der Überbauung «Am Baumgarten» vor. Der Verein Pro St. Anna zeigt sich davon aber nicht überzeugt und scheint alle Mittel zu nutzen, das Projekt in dieser Form zu verhindern.
Fast ein Jahr dauert er schon an, der Baustopp für Haus G der Überbauung «Am Baumgarten», wo ursprünglich das Kinderhotel Babalou entstehen sollte (siehe Box). Nun hat der Gemeinderat eine Baubewilligung erteilt, wie an einer Medienorientierung des Investors, der Bonainvest AG, kurz nach Ostern zu erfahren war (Ausgabe vom 27. April). Bis 2022 soll das Haus gebaut sein. Voraussetzung ist aber, dass keine der sieben Einsprachen, die allesamt abgewiesen wurden, weitergezogen werden. Und dies steht keinesfalls fest. «Ich weiss aus verlässlichen Quellen, dass mit grösster Wahrscheinlichkeit, die ein oder andere Person Rekurs gegen die Erteilung der Baubewilligung beim Regierungsrat einlegen wird», sagt Oswald Iten.
Er ist Vorstandsmitglied des Vereins Pro St. Anna. Dieser wurde gegründet, nachdem bekannt geworden war, dass der Investor aus wirtschaftlichen Gründen doch kein Kinderhotel plant, sondern Residenzwohnungen mit sogenanntem Concierge-Service. Was in Teilen der Bevölkerung sehr kritisch aufgenommen wurde. Der Verein setzt sich zum Ziel, dafür zu sorgen, dass der ursprüngliche Zweck des Hauses als Gesundheitshaus gewahrt bleibt, und auch die öffentliche Nutzung im Erdgeschoss gewährleistet wird. «Dass der Entscheid den Einsprechern kurz vor den Osterferien zugeschickt wurde, war schon mal unanständig. Das ist ein typischer Winkeljuristentrick», bemängelt Iten. «Und auch inhaltlich ist die Lösung nicht zufriedenstellend.»
Die aktuelle Lösung, die vom Gemeinderat bewilligt wurde, sieht nun vor, dass im Erdgeschoss ein Kaffeehaus, verteilt auf Lobby, Coffee-Bar und Bibliothek, eine Wohnküche, «Living Kitchen» genannt, und flexible Gesellschaftsräume entstehen. Das Konzept ersetzt die Idee von einem Restaurant, einem Streichelzoo und einem Spielplatz, die im Zusammenhang mit dem Kinderhotel entworfen wurde. Und in den Obergeschossen sollen 44 Residenzwohnungen, teilweise mit Concierge-Service, realisiert werden. «Das hat aus unserer Sicht mit einem echten Gesundheitshaus und Pflegedienstleistungen für die Bewohner des Ägeritals nicht viel zu tun», finden hingegen Oswald Iten und seine Mitstreiter. «Es gibt einen Parkplatz für die Spitex, die dann vom Concierge aufgeboten wird, viel mehr nicht.» Damit die Bewohner doch noch etwas davon hätten, sollte man das Restaurant besser auf das Dach verlegen, und im Erdgeschoss ein paar günstige Wohnungen bauen, das sei «ein echter Mehrwert» für die Öffentlichkeit, findet Iten.
Er und der Verein kritisieren auch den ehemaligen Eigentümer des Grundstücks, die Stiftung St. Anna, die von vier Körperschaften getragen wird und die die Lösung des Investors unterstützt. «Das Grundstück wurde unter Marktpreis verkauft und eine höhere Ausnutzungsziffer zugelassen, nur eine richtige Gegenleistung gibt es nicht mehr.» Der Verein hat deshalb eine Aufsichtsbeschwerde gegen die Stiftung an die Zentralschweizer BVG- und Stiftungsaufsicht gerichtet. Und fordert eine Prüfung, ob beim Verkauf 2015 der Stiftungszweck verletzt worden sei. Denn gemäss Stiftungszweck habe die Stiftung eine Alterssiedlung oder ein Kur- und Erholungshaus mit Pflegeleistungen zu betreiben und könne sich zur Erreichung an Projekten beteiligen oder Grundeigentum verkaufen. «Das Kinderhotel entsprach diesem Zweck, betreute Altersresidenzen mit Pflegeleistungen aber nicht», so Iten. Nun müsse die Stiftung Stellung nehmen. «Wir kämpfen weiter», so Iten.
2014 verkaufte die Stiftung St. Anna das Grundstück des ehemaligen Kurhauses Annahof der Bonainvest AG. Diese plante mit dem Projekt «Am Baumgarten» drei Neubauten, die Sanierung der bestehenden Gebäude und ein Gesundheitshaus mit einem Hotel für pflegebedürftige Kinder. Die Bevölkerung stimmte einer höheren Ausnutzung sowie guten Konditionen zu. Kurz nach dem Spatenstich Ende 2017 wurde die Idee begraben. Stattdessen sollten Residenzwohnungen mit einem Concierge Service entstehen. Dagegen gab es im Dorf Widerstand. Und auch der Gemeinderat verhängte einen Baustopp und verlangte ein Nutzungsänderungsgesuch sowie Nachbesserungen und Konkretisierungen, unter anderem musste ein sogenannter verwaltungsrechtlicher Vertrag unterzeichnet werden, der vorsieht, dass die Mieterinnen und Mieter beispielsweise mindestens 60 Jahre alt sein müssen und das mindestens 12 Stunden am Tag eine Ansprechperson vor Ort sein muss. Um Druck zu machen, formierte sich der Verein Pro St. Anna und sammelte über 1000 Unterschriften, dass die Nutzungsänderung nicht bewilligt werden. (cg)