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Die Organisatoren sprechen von neuen Massstäben, die im Bereich Nachhaltigkeit gesetzt worden sind. Sie präsentieren den Nachhaltigkeitsbericht einer von über 400'000 Menschen besuchten Sportveranstaltung.
Ständig überfüllte Abfallsäcke oder das Waten in Güsel: Solche Bilder, wie vom «Züri Fäscht» oder der Luzerner Fasnacht blieben Ende August am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (Esaf) in Zug vor einem Jahr aus. Die schweizweit grösste Sportveranstaltung des vergangenen Jahres besuchten vom 23. bis 25. August 420'000 Menschen – gerechnet hat das Organisationskomitee (OK) mit rund 350'000. Und bereits vor dem Fest steckte es ein ambitioniertes Ziel: Das erste klimaneutrale Eidgenössische Schwing- und Älplerfest zu organisieren. An der letzten Medienkonferenz am Donnerstagnachmittag bestätigte OK-Präsident Heinz Tännler: «Dies haben wir erreicht.»
Nun liegt der Nachhaltigkeitsbericht der Grossveranstaltung vor. Dieser zeigt auf, mit welchen Massnahmen und Indikatoren die ökonomische, die gesellschaftliche und die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit des Events berücksichtigt und bewertet wurden. Heinz Tännler ist stolz auf das Erreichte:
«Es ist uns gelungen, diesen Grossanlass so zu gestalten, dass die Belastungen für Umwelt und Gesellschaft überschaubar blieben.»
Dass es nicht einfach sein würde, die gesteckten Ziele zum Thema Nachhaltigkeit zu erreichen, sei dem OK schon früh bewusst gewesen. Aus diesem Grund wurde auch die Stabsstelle Nachhaltigkeit ins Leben gerufen. Der OK-Präsident präzisiert: «Für eine nachhaltige Gestaltung des Festes brauchte es aber die Bereitschaft aller Entscheidungsträger, sich für einen geringeren Ressourcenverbrauch und einen respektvollen Umfang mit der Umwelt und Gesellschaft einzusetzen.» Man habe sich für den Grundsatz «vermeiden – wiederverwerten – kompensieren» entschieden. Zudem wurde mit der Stiftung myclimate ein Nachhaltigkeitsfonds gebildet. Damit sei zum ersten Mal bei einem eidgenössischen Schwing- und Älplerfest der ökologische Fussabdruck berechnet und das ausgestossene CO2 kompensiert worden, wie der Mitteilung zum Nachhaltigkeitsbericht zu entnehmen ist.
So wurde gemäss Bericht das Ziel von maximal 12'000 Tonnen CO2-Emissionen für das ganze Fest mit 8'787 Tonnen CO2-Emissionen sehr gut erreicht. Andreas Lustenberger, Leiter der Stabsstelle Nachhaltigkeit, sagt: «In Anbetracht dessen, dass für die Zielsetzung mit 350'000 Besucherinnen und Besuchern gerechnet wurde und im Endeffekt 420'000 Besucher am Esaf waren, wurde das hochgesteckte Ziel sogar übertroffen.» Dies spiegelt sich auch in den Pro-Kopf-Emissionen wider, wo gemäss Nachhaltigkeitsstrategie weniger als 25 Kilogramm CO2 pro Person erreicht werden sollten. Im Durchschnitt hat jeder Esaf-Besucher 20,9 Kilogramm CO2 emittiert. Auffällig: In Zug waren laut Nachhaltigkeitsbericht die höchsten CO2-Emissionen nicht wie üblich bei Grossveranstaltungen bei der Mobilität zu finden, sondern im Verpflegungssektor.
Auch bei der Abfallmenge pro Besucher erreichte der Anlass sein Ziel: Die maximal 400 Gramm Abfall pro Besucher und Tag wurden mit einer durchschnittlichen Menge von 300 Gramm unterschritten. Einen wichtigen Beitrag zur reduzierten Abfallmenge leistete auch das neue Samplingskonzept des Esaf. Je nach Gewicht und Materialbeschaffung mussten sowohl eine Entsorgungs- wie eine Umweltgebühr bezahlt werden. Des Weiteren fuhren 80 Prozent der Besucher mit dem ÖV oder Velo ans Fest, damit wurde dieses Ziel ebenfalls erreicht.
Zum ersten Mal an einem Eidgenössischen wurde in Zug ein Depot von einem Franken auf Glasflaschen und teilweise auf Plastikbecher erhoben. Dies einerseits, um die Flaschen recyceln zu können und andererseits die Gefahr durch herumliegende Glasscherben zu minimieren. Gleichzeitig konnten die Besucher das Depot spenden. Durch diese Massnahmen seien 110'000 Franken in den Nachhaltigkeitsfonds geflossen, wie OK-Präsident Heinz Tännler ergänzt. Der Nachhaltigkeitsfonds wies insgesamt 387'000 Franken aus, womit die Klimaneutralität mit 237'000 Franken finanziert wurde. 150'000 Franken werden in regionale Umweltprojekte investiert.
Trotz verschiedener Massnahmen, die CO2-Emissionen so gering wie möglich zu halten, können sie bei einem Anlass dieser Grössenordnung nicht verhindert werden, weiss Andreas Lustenberger. Der Weg zur Klimaneutralität führt deshalb an einer Kompensation der Emissionen nicht vorbei. Der CO2-Fussabdruck wurde mit ausgewählten Klimaschutzprojekten, wie etwa einem Wiederaufforstungsprogramm in Nicaragua und einem Trinkwasserprojekt in Uganda, der Stiftung myclimate kompensiert. «Das Esaf 2019 in Zug ist damit ein komplett klimaneutraler Event», bestätigt Andreas Lustenberger.
Doch nicht nur die Ziele der ökologischen Nachhaltigkeit wurden erreicht, auch die regionale Wertschöpfung und die gesellschaftliche Nachhaltigkeit stellen die Organisatoren zufrieden. Laut Heinz Tännler beliefen sich die durch das Esaf ausgelösten totalen Umsätze auf knapp 200 Millionen Franken in der gesamten Schweiz. Daraus entstanden insgesamt rund 83 Millionen Franken Bruttowertschöpfung schweizweit. Das OK habe die Vergabe von Aufträgen an Lieferanten und Dienstleister oben auf die Prioritätenliste gesetzt. So betrug die Wertschöpfung im Kanton Zug rund 35 Millionen Franken, was einem Anteil von 42 Prozent entspricht. «Damit wurde ein substanzieller Anteil der Wertschöpfung im Kanton Zug erwirtschaftet und somit das Nachhaltigkeitsziel der regionalen Wertschöpfung erreicht», sagt Heinz Tännler.
Esaf-Geschäftsführer Thomas Huwyler fasst zusammen: «Alle sechs gesellschaftlichen Nachhaltigkeitsziele wurden erreicht, drei davon sogar deutlich übertroffen.» Er erwähnt dazu etwa die durch Befragungen ermittelte Gesamtzufriedenheit der Besucher, die mit 97 Prozent einem ausgezeichneten Niveau entspreche. Auch bei den Sportlern sei der Event gut angekommen, diese verliehen fast zu 100 Prozent das Prädikat gut oder sehr gut. Die Sponsoringpartner, welche das Fest hinsichtlich Nachhaltigkeit beurteilten, fanden dieses fast ausschliesslich gut bis sehr gut. 97 Prozent der Chrampferinnen und Chrampfer waren mit ihrem Helfereinsatz (sehr) zufrieden. Bei 93 Prozent der Anwohnerinnen und Anwohner hat das Fest einen (sehr) guten Eindruck hinterlassen.
Rund 59 Prozent der Besucher waren Männer, rund 41 Prozent Frauen. Ausserdem waren rund 58 Prozent der erwachsenen Besucherinnen und Besucher älter als 40 Jahre. Im Vergleich zu anderen Eidgenössischen war das Publikum am ESAF in Zug besser durchmischt (mehr Frauen) und jünger. Das generelle Sicherheitsgefühl der Besucherinnen und Besucher war herausragend: 99 Prozent fühlten sich am Fest sehr sicher.
Hier finden Sie den Nachhaltigkeitsbericht:
Nachhaltigkeitsbericht Esaf 2019 in Zug.pdf
Die besten Bilder vom «Eidgenössischen» in Zug: