ZUG: Hanf-Shop führt illegale Produkte

In der Stadt eröffnet ein zweiter Anbieter von erlaubtem Cannabidiol-Hanf. Überdies verkauft der Händler Produkte mit dem Inhaltsstoff, die hierzulande nicht zugelassen sind. Er erklärt, wie das geht.

Raphael Biermayr
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Zum Rauchen sind CBD-Hanf-Produkte legal, als Extrakt jedoch nicht. (Symbolbild: Gaetan Bally/Keystone)

Zum Rauchen sind CBD-Hanf-Produkte legal, als Extrakt jedoch nicht. (Symbolbild: Gaetan Bally/Keystone)

Raphael Biermayr

raphael.biermayr@zugerzeitung.ch

Im Untergeschoss der Metalli zieht bald ein Laden ein, der neben Raucherbedarf, Baseballschlägern und vielem weiteren auch Cannabidiol führt, kurz CBD. Dieses gilt wegen seiner nicht berauschenden Wirkung als legaler Hanf – der Handel ­damit blüht. Davon profitiert in der Stadt Zug bereits die Hanf­theke, die im Frühling eröffnet hat. Der Eigentümer des neuen Ladens Werners Head Shop, Nicola Bösch, bestätigt, dass CDB-Produkte aktuell der Renner sind.

Diese seien nur als Tabakersatz, also zum Rauchen, zugelassen, nicht aber in anderer Form. Dennoch führt Bösch auch Tinkturen. Diese unterstehen dem Lebensmittelgesetz und sind in der Schweiz eigentlich nicht zugelassen, wie Bösch abgeklärt habe. «Der Staat kommt allerdings mit den Kontrollen nicht nach», hat er festgestellt. Und so verkauft sein Head Shop an drei Standorten in Zürich, einem in Chur und wie erwähnt bald auch einem in Zug die Produkte trotzdem – wie auch andere Anbieter hierzulande. Zur Hauptsache ­setze er CBD in Tabakform ab. Damit erreiche er «viele Neugierige, die das ausprobieren wollen», aber auch Kiffer, denen das illegale «Gras von der Strasse» zu stark sei, die aber auf die ­Wirkung von CBD schwören würden: «Wir hören oft, dass es eine entzündungshemmende Wirkung habe», sagt Bösch.

Höhere Toleranz gegenüber Rausch-Hanf?

Er darf von Gesetzes wegen keine Heilversprechen beim Verkauf abgeben, aber interessierten Kunden die Erfahrungen von Konsumenten weitergeben. Der Zürcher sieht im CBD-Boom die Initialzündung für die Teillegalisierung von Hanf mit einem höheren Gehalt an berauschendem Tetrahydrocannabinol (THC). In den zum Verkauf angebotenen CBD-Produkten darf der Anteil dessen nicht höher als 1 Prozent sein. «Wenn der Staat in einigen Jahren erkennt, wie viel Tabaksteuern er damit einnimmt, dürfte die Toleranz gegenüber dem THC auch in der Politik steigen. Ich kann mir eine Legalisierung von Hanf mit einer deutlich höheren THC-Limite als heute vorstellen.»

Die Suchtberatung Zug mahnt

Die Suchtberatung des Kantons Zug rechnet mit einem Aufflammen der Hanf-Legalisierungs-Diskussion wegen des gegenwärtigen CBD-Hypes. Judith Halter, die Leiterin der Suchtberatung, deutet auf mögliche Gefahren von Cannabidiolprodukten hin und verweist auf Aussagen von Fachleuten. «Die Langzeitfolgen des CBD-Konsums sind bislang kaum erforscht, im Gegensatz zu den Folgen von zu stark THC-haltigem Hanf», erklärt sie.

Sie zitiert auch aus einem Interview mit dem bekannten Schweizer Cannabis-Forscher Rudolf Brenneisen im «Tages-Anzeiger». Der pensionierte Pharmazieprofessor spricht von einem «überbewerteten» therapeutischen Potenzial von CBD. Er bezieht sich auf die angeblichen Effekte des Hanfinhaltsstoffs bei Epilepsie und Psychosen sowie die heilsame Wirkung bei Schlafstörungen und Kopfschmerzen. Brenneisen plädiert für die kon­trollierte Abgabe von CBD-Produkten durch Fachpersonen, also durch Ärzte oder Apotheker.

Zur These, dass die legal erhältlichen Produkte einen leichten Einstieg ins Kiffen ermöglichen, sagt Judith Halter: «Bei Erwachsenen glaube ich das nicht, bei Jugendlichen ist das durchaus vorstellbar. Allerdings bemerken wir bei den Jugendlichen kein sehr grosses Interesse an CBD-Produkten.» Im Strassenverkehr lauert eine Gefahr, die auf den ersten Blick nicht erkannt wird: Hanfprodukte mit erhöhtem CBD-Gehalt sind zwar arm an THC, aber nicht frei davon. Durch starken CBD-Konsum innert kurzer Zeit kann der zulässige Grenzwert für THC im Blut überschritten werden – ist das der Fall, macht man sich strafbar. Das hat der Bundesrat in der Antwort auf eine Anfrage einer Nationalrätin festgehalten.

Nicola Bösch beobachtet die Diskussionen und Herausforderungen im Zusammenhang mit CBD betont entspannt. Den Standort für das neue Lokal in Zug hat er bewusst gewählt. Von der Nähe zum Bahnhof verspricht er sich ein hohes Passantenaufkommen. Suchen musste er nicht – ein Immobilienmakler sei mit dem Lokal auf ihn zugekommen. «Die Vermieterin, die Pensionskasse der Migros, will einen Tabakladen in der Metalli», erklärt Bösch.