Auch weil offenbar das Sexgewerbe im Kanton Zug einen Aufschwung erlebt.
Es ist ein Eintrag im Amtsblatt, der wohl schon fast etwas Historisches an sich hat. «Nutzungsänderung Wohnen zu Erotikgewerbe», steht dort bei den Baugesuchen geschrieben. Historisch, weil das horizontale Gewerbe bisher im Kanton Zug nur inoffiziell anwesend war. Rote Lämpchen an den Fenstern oder schummrige Schuppen sind nur aus Gemeinden an der Kantonsgrenze bekannt. Ein Strassenstrich ist inexistent. Auch die Stadt Zug bestätigt, dass es die einzige derartige Nutzungsänderung ist, die dem Baudepartement bekannt ist.
Betreffend der Sichtbarkeit soll dies auch so bleiben. Trotzdem hat Christian Gärtner das Gesuch eingereicht. Er ist Inhaber des Escortservices Luxescort. Die Wohnungen, die nun offiziell zu Räumen für das Erotikgewerbe umgenutzt werden sollen, wurden bereits seit mehreren Jahren für Dienste seiner «Begleitdamen» – wie er sie nennt – verwendet. Gemäss Gärtner hat das Erotikangebot im Kanton Zug jedoch insbesondere im vergangenen Jahr stark zugenommen. Er spricht gar von einer Verdopplung im Vergleich zu 2018.
«Hier im Kanton Zug gibt es kein Prostitutionsgesetz und Plattformen wie Airbnb machen es Frauen aus dem EU-Raum einfach, ihre Dienste hier anzubieten», erklärt Gärtner. Deshalb möchte er sich von seiner Konkurrenz abheben und klar deklarieren, wofür die Wohnungen benutzt werden. Wie aus dem Nutzungsänderungsgesuch hervorgeht, handelt es sich bei den Räumlichkeiten von Luxescort um zwei Wohnungen an der Baarerstrasse 63 in Zug. In einer Wohnung – eine Drei-Zimmer-Wohnung mit 85 Quadratmetern – hält sich gemäss dem Betriebskonzept eine «Begleitdame» auf. Gelegentlich seien es auch zwei. In der zweiten Wohnung ein Stock weiter oben gibt es mehr Platz. Die Drei-Zimmer-Wohnung umfasst 114 Quadratmeter und besitzt eine Dachterrasse. In dieser halten sich normalerweise zwei Escortfrauen auf, und es arbeitet dort auch eine Telefonistin, welche gleichzeitig als Fahrerin fungiert.
Wie im Betriebskonzept weiter ausgeführt wird, werden die meisten Kunden in ihrem eigenen Zuhause besucht. Die Wohnung an der Baarerstrasse diene hauptsächlich als «Homebase» für den Escortservice. «Hier verbringen die Begleitdamen die Zeit zwischen ihren Escorteinsätzen», steht im Konzept. Es komme jedoch auch vor, dass der Kunde nicht zu Hause besucht werden möchte. Dazu gebe es die Möglichkeit eines Privatbesuches in den besagten Wohnungen. Die Escortagentur betont jedoch, dass «weder das typische Rotlicht, noch sonstige auf das Gewerbe hinweisende Zeichen» verwendet werden. Gemäss Luxescort werden täglich zirka vier bis sechs Kunden in den Wohnungen an der Baarerstrasse bedient.
Allgemeine Zahlen zum Sexgewerbe in Zug gibt es offenbar nicht. Sicherheitsdirektor Beat Villiger erklärt, dass die Polizei von 10 bis 15 solcher Adressen ausgeht. «Wir kontrollieren diese insbesondere bezüglich Zwangsprostitution.» Sexarbeiterinnen und -arbeiter stammen gemäss dem Amt für Migration fast ausschliesslich aus dem EU-Raum und können so pro Jahr während maximal 90 Tagen in der Schweiz erwerbstätig sein. Im Erotikgewerbe muss der Aufenthalt gemäss Villiger in jedem Fall und vom ersten Tag an gemeldet werden.
Gemäss Angaben des Amtes für Wirtschaft, das für dieses Meldeverfahren zuständig ist, werden die Zahlen nicht separat ausgeschieden. Entsprechend unklar ist, wie viele Frauen sich selbstständig in Wohnungen der Plattform Airbnb anbieten.