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Zentralschweiz
Zug
Als erstes Zentralschweizer Parlament seit dem Lockdown hat der Zuger Kantonsrat seinen Betrieb wieder aufgenommen. Trotz anderer Umstände war vieles wie immer.
Männer in Hemd und Krawatte, Frauen in Blazer und Bluse: Auf den ersten Blick sieht alles aus wie immer. Der Eindruck täuscht. Denn der Zuger Kantonsrat tagt nicht etwa im Regierungsgebäude, sondern in der Dreifachturnhalle der Kantonsschule in Zug. Anstelle der Wappen der Zuger Gemeinden zieren Sprossenwände und Basketballkörbe die Wände. In Zug kam am Donnerstagvormittag zum ersten Mal seit dem Lockdown das Parlament zusammen – als erstes der Zentralschweiz.
Dass es nicht so wie immer sein wird, ist nicht nur der Lokalität geschuldet: Bereits auf dem Weg über den Pausenplatz empfangen Polizisten die Parlamentarier und Medienschaffenden. In das Gebäude gelangt man durch verschiedene Eingänge. Die Polizistin, welche die Akkreditierung überprüft, sitzt hinter einer provisorisch aufgestellten Plexiglasscheibe und trägt einen Mundschutz. Gesprochen wird wenig.
Im Regierungsgebäude sitzen die Medienschaffenden neben dem Regierungsrat und können daher die jeweiligen Reaktionen auf Voten direkt auf den Gesichtern der Parlamentarier ablesen. Es wird gelacht und geflüstert, bei Unstimmigkeiten vehement den Kopf geschüttelt oder zustimmend gestikuliert. Am Donnerstag in der Turnhalle allerdings ist es ruhig. Zur Begrüssung wird genickt und die Reaktionen sind höchstens von hinten abzulesen. Die Medien sitzen in der hintersten Reihe und haben damit den ganzen Raum im Blick. Auffällig ist: Gespräche innerhalb der Fraktionen gibt es wenige bis keine; ein Umherlaufen zwischen den Tischen ist selten.
Die Tische des 80-köpfigen Gremiums stehen zwei Meter auseinander und sind nach der üblichen Sitzordnung zum Regierungsratspult hin ausgerichtet. Die sieben Regierungsräte haben mehr Platz als sonst – auch sie halten den Abstand ein. Wie auch Kantonsratspräsidentin Monika Barmet, die zusammen mit ihrer Vizepräsidentin Esther Haas (ALG/Cham), wie üblich direkt hinter der Regierung sitzt.
Zu Beginn der Sitzung verweist Monika Barmet (CVP/Menzingen) auf die Wichtigkeit hin, dass das Parlament tagen kann. «Damit das möglich wurde, dafür danke wir allen Beteiligten», sagt sie und erntet grosser Applaus. Weiter findet keine Pause statt, jedoch hat jeder im Raum neben seinem Platz ein «Frässpäckli»: Zwei Sandwiches, Wasser, einen Apfel, ein Schoggistängeli, Taschentücher und eine Schutzmaske. Nur ganz wenige tragen eine solche.
Die Kaffeemaschine durfte hingegen nicht fehlen. Um lange Warteschlangen auf den engen Gängen zu verhindern, gibt es mehrere. Diese stehen in der Garderobe. Zutritt bitte einzeln, sagt ein Schild am Eingang. Die Tür wurde vorsichtshalber ausgehängt, sodass keiner die Klinke drücken muss. Auch die Türen zu den Toiletten stehen offen.
Das Fazit der ersten Sitzung: Vieles war wie immer. Philip C. Brunner (SVP/Zug), der seinen Worten mit seinem Fuss – Anastas Odermatt (ALG/Steinhausen) mit seinen Händen – Nachdruck verleiht, oder Monika Barmet, die durch Humor und straffe Ratsführung überzeugte. Wie in einer Turnhalle üblich, waren auch die Parlamentarier sportlich unterwegs: «Ja, wir müssen viel mehr laufen, bis wir beim Rednerpult sind», sagte Hubert Schuler (SP/Hünenberg) darauf angesprochen, was denn anders sei. Dem Direktor des Innern, Andreas Hostettler (FDP), fiel auf: «Es ist viel ruhiger. Alle sind fokussierter.» Das gefiel auch der Kantonsratspräsidentin. Monika Barmet sagt: «Es war noch nie so ruhig. Ich überlege mir, diesen Tagungsort beizubehalten.»
Das Newsvideo von Tele 1 zum Thema: